SNB: Notenbanken müssen Preisstabilität äusserst aufmerksam verfolgen
Doch zu welchen Kosten?, erhebt SNB-Direktoriumsmitglied Thomas Jordan am Freitag die Frage in seiner Rede «Central banks in action: financial market turbulences and policy measures» anlässlich der Generalversammlung der Auslandsbanken in der Schweiz. Die Aktionen der Notenbanken könnten sich Jordan zufolge durchaus in einer höheren Inflation niederschlagen. So habe die geldpolitische Lockerung einiger Notenbanken wahrscheinlich auch zum jüngsten Anstieg der Rohstoffkosten beigetragen. Doch von der Kreditkrise und deren Auswirkungen direkt auf die Teuerung zu schliessen, sei nicht zulässig, warnte der SNB-Direktor.
Abkühlung der Weltwirtschaft mindert Inflationsdruck
So werde die als Folge der Krise erwartete Abkühlung der Weltwirtschaft auf der anderen Seite den Inflationsdruck mindern. Als gesichert könne jedoch die Tatsache festgehalten werden, dass die Finanzkrise den Inflationsausblick deutlich unsicherer gemacht hat. «Die Notenbanker sind somit derzeit nicht nur von an der Finanzstabilitäts-Front gefordert; sie müssen auch äusserst aufmerksam die Preisstabilität verfolgen.»
Geldmenge übermässig aufgebläht
Jordan bestritt in diesem Zusammenhang, dass die Liquiditätsspritzen der vergangenen Monate die Geldmenge übermässig aufgebläht hätten. Die Massnahmen waren nur temporärer Natur, betonte der SNB-Mann.
«Moral Hazard»
Als weitere mögliche Folge der Finanzkrise spricht Jordan die «Moral Hazard»-Thematik an – die Verschiebung des subjektiven Risikos der Marktteilnehmer. Die Erwartung, dass die Notenbanken im Falle einer Krise einschreiten werden respektive gar müssen, erhöhe die Wahrscheinlichkeit ebendieser nächsten Krise.
«Too Big to Fail»
«Too Big to Fail»-Finanzinstitute, also Banken, die allein aufgrund ihrer Grösse vor dem Konkurs geschützt werden müssen, könnten dazu neigen, bei der Definitition ihrer Geschäftstategie ein Einschreiten der Notenbank bereits einzukalkulieren. Dieser Kreislauf sei schwierig zu durchbrechen, räumte Jordan ein. Eine klare Ansage der Notenbanken, nicht mehr zum Einschreiten gewillt zu sein, sei keine probate Lösung. Jordan plädiert vielmehr für ein stärkeres regulatorisches Korsett und spricht sich erneut für strengere Kapital- und Liquiditätsvorschriften aus.
Spielraum angemessen
Mit Blick in den Rückspiegel habe sich das geldpolitische Instrumentarium und der Spielraum der Schweizerischen Nationalbank als angemessen erwiesen. Nichts desto trotz sei eine Überprüfung der Aktionsmöglichkeiten der SNB angezeigt, so bald die Krise bewältigt ist. (awp/mc/gh)