Die Kapazitäten sind voll ausgelastet, was sich auf dem Arbeitsmarkt bemerkbar macht: Es herrscht Mangel an qualifiziertem Personal. Auch die Aussichten wurden in den Monaten Juni bis August optimistisch beurteilt; von einer absehbaren Verlangsamung sei kaum je die Rede gewesen. Wie aus dem am Donnerstag veröffentlichten SNB-Quartalsheft hervorgeht, meldeten die meisten Gesprächspartner ein robustes bis starkes Umsatz- und Bestellungswachstum; einige sprachen sogar von einem Rekordjahr.
Preissetzungsspielraum insgesamt vergrössert
Angesichts der hohen Kapazitätsauslastung und der guten Ertragslage hätten viele Unternehmen Erweiterungsinvestitionen getätigt oder sähen solche vor. Zudem habe sich der Preissetzungsspielraum insgesamt vergrössert, so dass höhere Rohstoff- und Energiepreise vermehrt auf die Kunden überwälzt werden konnten.
Turbulenzen an den Finanzmärkten
Mit Blick auf die Turbulenzen an den Finanzmärkten vom August sei in einigen Fällen allerdings eine ‹gewisse› Besorgnis zu spüren gewesen. Als Hauptsorge wurden indes erneut Kapazitätsengpässe sowie Beschaffungsprobleme bei Rohstoffen und Vorprodukten genannt.
Industrieporduktion läuft auf Hochtouren
Nach Branchen betrachtet lief im Industriesektor die Produktion auf Hochtouren und die Bestellungen expandierten kräftig. Die technischen und personellen Kapazitäten seien stark ausgelastet und der Auftragsvorrat sichere bis weit in das Jahr 2008 Vollbeschäftigung. Auch geographisch ist die Nachfrage breit abgestützt.
Gute Konjunkturlage
Die gute Konjunkturlage war in nahezu allen Industriebranchen zu spüren; eine Abflachung der Geschäftstätigkeit war nicht in Sicht. Zu den besonders prosperierenden Sparten gehörten die Energietechnik, Klimatechnik, Medizinaltechnik sowie Produkte für die Luftfahrtindustrie. Die exportorientierten Unternehmen profitieren zudem weiterhin vom tiefen Kurs des Frankens gegenüber dem Euro. Die Vertreter der Bauwirtschaft meldeten mehrheitlich einen ‹guten› Geschäftsgang, wobei der Wohnungsbau die treibende Kraft bilde. Sowohl im Bauhauptgewerbe als auch im Ausbaugewerbe seien die Kapazitäten sehr gut ausgelastet und die Auftragsbücher voll. Der Konkurrenzdruck scheine etwas nachgelassen zu haben, was vermehrt Preiserhöhungen ermögliche. Die Aussichten wurden indes unterschiedlich beurteilt.
Mangel an qualifiziertem Personal
Es herrscht Mangel an qualifiziertem Personal. Dabei scheine die Personalknappheit in den Bereichen technische Berufe, Finanzmarktspezialisten und Projektmanagement besonders akut zu sein. Die Personenfreizügigkeit mit der EU schaffe zwar eine gewisse Abhilfe, doch habe sich inzwischen das Angebot an geeignet qualifiziertem Personal auch in der EU verknappt.
Gestiegener Lohndruck
Ein häufiges Thema war der gestiegene Lohndruck, grossen Sorgen bereite dieser noch keine. Für 2008 rechneten die meisten Gesprächspartner mit ’substanziellen› Lohnerhöhungen.
SNB betont erneut gestiegene Risiken
Die konjunkturellen Risiken sind infolge der Finanzmarktturbulenzen gestiegen, bekräftigt die SNB in ihrem ebenfalls am Donnerstag publizierten ‹Bericht über die Geldpolitik›. Trotzdem hält die SNB an ihren Prognosen für die Schweizer Wirtschaft fest: Das Wirtschaftswachstum in der Schweiz dürfte 2007 ‹gegen 2,5%› betragen. Die Einschätzung der Teuerung sei aber mit grösseren Unsicherheiten als üblich behaftet, heisst es. Verschiedene Risiken könnten die Entwicklung der Inflation in beide Richtungen beeinflussen. Die SNB wiederholte in dem Bericht mehrheitlich ihre Stellungnahme vom 13. September anlässlich der letzen geldpolitischen Lagebeurteilung. Mitte September hatte die SNB eine Erhöhung des Leitzinsbandes um weitere 0,25 Prozentpunkte bekannt gegeben. Die SNB will den Libor bei 2,75% halten. Es war die zehnte Erhöhung in Folge seit die SNB im Juni 2004 im Zuge des Aufschwungs die Zinswende eingeläutet hatte. (awp/mc/gh)