Mit der jüngsten Zinssenkung sollen die Rezession und ihre Auswirkungen abgefedert werden. Das Zielband für den Dreimonats-Libor liegt nach der erneuten Senkung nun bei 0,00% bis 1,00%, wobei die SNB einen Libor in der Mitte des Zielbandes – bei 0,50% – anstrebt. Seit Anfang Oktober ist der Zielsatz damit um 225 Basispunkte gefallen. Der Dreimonatslibor liegt mit 0,86333% zwar noch über dem Zielwert, ist aber im Vergleich zum Vortag (1,13667%) deutlich gefallen. Die SNB steuert den Libor via kurzfristige Repo-Geschäfte. Da deren Satz derzeit bereits bei bloss 0,05% liegt, bezweifeln einige Ökonomen allerdings, dass der Zielwert schnell erreicht werden kann.
Abkühlende Konjunktur trifft Schweiz «mit voller Wucht»
Das Direktorium der SNB geht im Gegensatz zur vergangenen geldpolitischen Lagebeurteilung im September mittlerweile davon aus, dass die Folgen der Finanzkrise und der sich abkühlenden Konjunktur auf den wichtigen Auslandsmärkten die Schweizer Wirtschaft mit «voller Wucht» treffen. Das Bruttoinlandprodukt werde 2009 um 0,5% bis 1% schrumpfen, prognostiziert SNB-Präsident Jean-Pierre Roth. Er erwartet dabei ein negatives BIP-Wachstum nicht nur in den ersten zwei Quartale 2009, sondern für das ganze kommende Jahr. Die Abnahme dürfte nach Ansicht von Roth alle Nachfragekomponenten betreffen, ausser wahrscheinlich den Konsum.
Negative Prognose für Arbeitsmarkt
Kritisch beurteilt die SNB auch die weitere Entwicklung am Arbeitsmarkt. So wird ein Anstieg der Stellensuchenden innerhalb eines Jahres auf 3,5% bis 4,0% von 2,7% im November erwartet.
Teuerung sinkt und verharrt auf tiefem Niveau
Die ungünstigen Konjunkturaussichten und der Rückgang des Erdölpreises haben laut SNB mittlerweile auch zu einer einschneidenden Revision der Inflationsprognose geführt. Die Teuerung werde im Laufe des nächsten Jahres deutlich sinken und dann auf tiefem Niveau verharren. Unter der Annahme eines unveränderten Dreimonats-Libors von 0,5% rechnet die Nationalbank nun mit einer durchschnittlichen Teuerung von 0,9% im Jahr 2009 (bisher 1,9%) und von 0,5% (1,3%) im Jahr 2010.
Weitere Massnahmen möglich
Die Notenbanker sehen sich mit den nun getroffenen Massnahmen nicht am Ende ihrer Möglichkeiten angekommen und haben noch ein paar Pfeile im Köcher: Sollte es die Situation erfordern, wird die SNB erneut Massnahmen ergreifen, wie es hiess. Die Nationalbank vertraut denn auch weiterhin auf geldpolitische Massnahmen. «Geldpolitik hat viel mehr Wirkung als Fiskalpolitik», sagte Roth.
Zinssenkungsspielraum wird enger
D er Handlungsspielraum für Zinssenkungen werde klein, aber wegen der gebannten Inflationsgefahr ist er nach wie vor gegeben, so Roth. «2003 waren wir mit einem Zinswert von 0,25% noch tiefer.» SNB-Direktoriumsmitglied Thomas Jordan gab sich zudem zuversichtlich, dass der Dreimonats-Libor in die Mitte des Zielbandes gebracht werden könne. «Die geldpolitischen Bedingungen sind nicht nur durch Zinsen, sondern auch von Risikoprämien und Wechselkursen geprägt», sagte Jordan. So könne die SNB beispielsweise die Fristigkeit der Geldmarkt-Geschäfte verlängern oder auf anderen Märkten als dem Geldmarkt intervenieren. Roth räumte ein, dass die SNB hinsichtlich Risikoprämie in ihrer Flexibilität eingeschränkt sei: «Bei uns ist die Risikoprämie aber immer noch tiefer als im Dollar-Markt oder Euro-Markt, was gut ist für die Schweizer Wirtschaft.»
Weitere Verluste bei UBS und CS nicht ausgeschlossen
Die SNB schliesst unterdessen bei den Schweizer Grossbanken weitere Verluste «aufgrund der schwierigen Marktverhältnisse» nicht aus. Die Lage bleibe weiterhin ernst, sagte Hildebrand. Die SNB wird die Situation zusammen mit der Eidgenössischen Bankenkommission (EBK) und dem Eidgenössischen Finanzdepartement (EFD) genau verfolgen», so Hildebrand. (awp/mc/pg/17)