SNB: Transparenz hilft bei der Ausübung der Geldpolitik
Dies sagte der Präsident des SNB-Direktoriums, laut Redetext am Freitag in Zürich vor der Jahresversammlung der europäischen Wirtschaftspresse.
Geldpolitik muss voraussehbar sein
Die heutigen Notenbanker seien auch davon überzeugt, dass die Geldpolitik am effektivsten und am wenigsten verzerrend wirke, wenn sie voraussehbar sei, so Roth, und dementsprechend gelte: «No news on monetary policy is good news». Laut Roth sind denn auch die Tage vorbei, als Notenbanker Geheimnistuerei als essentiell für eine erfolgreiche Geldpolitik angesehen haben. Die Konsequenz daraus sei, dass geldpolitische Entscheidungen nicht mehr in unterschiedlichen Intervallen oder am Wochenende gefällt würden, um die Märkte am Montagmorgen möglichst zu überraschen.
Transparenz erhöht Effektivität der Geldpolitik
Für die SNB gibt es drei Hauptgründe für Transparenz bei der Geldpolitik. Erstens gehe die SNB davon aus, dass Transparenz die Effektivität der Geldpolitik erhöhe. Notenbanker würden in der Öffentlichkeit manchmal vielleicht als allmächtig angesehen. Die Realität sei allerdings, dass die Notenbankinterventionen einzig einen direkten Einfluss auf die aktuellen Kurzfristzinsen haben.
Transparenz erhöht die Möglichkeiten
Die wirtschaftlichen Aktivitäten und dementsprechend die Entwicklung der zukünftigen Preise würden dagegen durch die Zinskurve bzw. die Erwartungen über zukünftige geldpolitische Aktivitäten bestimmt. «Transparenz darüber, wie wir die zukünftigen inflationären Tendenzen einschätzen, ermöglicht uns, die Erwartungen über die Entwicklung der kurzfristigen und auch der langfristigen Zinsen zu steuern», sagte Roth.
Unsicherheiten vermindern
Der zweite Grund für Transparenz ist laut Roth, dass sie die unvermeidbaren Unsicherheiten im Zusammenhang mit geldpolitischen Entscheidungen vermindere. «Wenn die Märkte wissen, wie wir die zukünftigen inflationären Tendenzen einschätzen und wie wir darauf reagieren werden, können sie unsere zukünftige Geldpolitik auch besser voraussagen», sagte Roth. Dies wiederum führe zu weniger schmerzhaften Überraschungen in der Wirtschaft. Zudem würden die Risikoprämien an den Finanzmärkten und die Finanzierungskosten reduziert.
Rechenschaft geben über Öffentlichkeit und Politik
Der dritte Grund für Transparenz bei der Geldpolitik ist laut dem SNB-Präsidenten die Rechenschaft, die die SNB geben über Öffentlichkeit und Politik abzulegen hat. Zentralbanken sollten im Interesse ihres Landes handeln, und tun das normalerweise, indem sie versuchen, die Preisstabilität zu erhalten. Dies erfordere zum Teil unpopuläre Entscheidungen, was wiederum der Grund für die Unabhängigkeit von Notenbanken sei. Notenbanken sollten daher frei von öffentlichem oder politischem Druck handeln können. Es sei aber auch klar, dass es einen Mechanismus brauche, der die Notenbanken dazu verpflichte, Rechenschaft über ihr Handeln abzulegen. Und Transparenz bei den geldpolitischen Entscheiden sei ein Mittel dazu, meinte Roth weiter.
Transparenz ist noch nicht genug
«Transparenz», so Roth, «ist allerdings nicht genügend». Die Notenbank-Statements müssten für die Öffentlichkeit zugänglich sein und von dieser auch genau geprüft werden. Hierbei spiele eine kritische Presse eine wichtige Rolle. Die Presse müsse dabei in erster Linie prüfen, ob die gefällten geldpolitischen Entscheide mit den kommunizierten Zielen konsistent sei. «Die Glaubwürdigkeit unserer Geldpolitik hängt letztlich davon ab, ob die Öffentlichkeit glaubt, dass unsere Worte mit unseren Aktionen übereinstimmen», meinte Roth abschliessend. (awp/mc/ab)