Die SNB verfolge die Entwicklung bei den Schweizer Grossbanken ’sehr wachsam›. Die hohen Abschreiber seien kein gutes Zeichen für die vorgenommene Risikoeinschätzung, so Jordan. E s genüge nicht, dass sich die Banken nur auf Ratinggesellschaften und Risikomodelle verlassen. «Die Banken sollten nur Geschäfte tätigen, die sie wirklich verstehen», meint der SNB-Direktor. Die Institute müssten sich so positionieren, dass sie auch in schwierigen Zeiten Zugang zu Liquidität haben. Einen erneuten Liquiditätsengpass schliesst er nicht aus. Dann würde die SNB erneut Liquidität in den Markt pumpen.
Krise dauert noch weit bis ins Jahr 2008
Nach Einschätzung Jordans ist davon auszugehen, dass die US-Immobilienkrise noch weit bis ins Jahr 2008 andauert. «Weiter sinkende Preise bei den Häusern und die schlechte Bonität vieler Hauseigentümer sowie die Neufestsetzung der Hypozinsen führen dazu, dass noch mehr Hypotheken in den USA notleidend werden.» Dies trage dazu bei, dass sich der Dollar weiter abschwäche. «Im Moment spricht wenig dafür, dass der Dollar in absehbarer Zeit massiv stärker wird», meint Jordan.
Krise wird nicht spurlos an Weltwirtschaft vorbeigehen
Die Krise werde nicht völlig spurlos an der Weltwirtschaft vorbeigehen. «Wenn die US-Krise zu einer Abkühlung der Weltwirtschaft führt, tangiert dies auch die Schweiz, da wir stark von Exporten abhängig sind.» Ein starker Rückgang der Aktivitäten im Finanzsektor würde sich zusätzlich negativ auf die Schweiz auswirken. Ein negativer Einfluss auf die Konsumentenstimmung sei möglich. «Die Konjunktur dürfte sich nach dem sehr guten Jahr 2007 im nächsten Jahr auf das Potenzialwachstum von rund 2% verlangsamen», bestätigte er frühere Angaben. Die Schocks an den Finanzmärkten würden Risiken nach unten beinhalten. «Die Unsicherheit über den zukünftigen geldpolitischen Kurs ist grösser geworden.»
Mögliches Inflationsproblem in der Schweiz
Auch SNB-Aussagen zur Inflation wiederholte Jordan: Sollte sich der Franken gegenüber dem Euro weiter abschwächen, sei ein Inflationsproblem in der Schweiz zu befürchten. Es sei möglich, dass es zu einer abrupten Aufwertung des Frankens komme. Marktinterventionen der SNB lehnt er allerdings ab. (awp/mc/gh)