Das Institut habe bei einem seiner Händler massive Unregelmässigkeiten aufgedeckt, der negative Auswirkungen in Höhe von 4,9 Milliarden Euro auf das Geschäft der Bank habe, teilte SocGen am Donnerstag in Paris mit. Zudem gab es im vierten Quartal wegen der weltweiten Kreditkrise Abschreibungen von zwei Milliarden Euro. Mit neuem Kapital will die Bank nun die Löcher in der Bilanz stopfen. Die Aktien des Instituts waren am Donnerstag zunächst vom Handel ausgesetzt.
«Betrug aussergewöhnlicher Grösse und Art»
Der Betrug – «aussergewöhnlich in Grösse und Art» – sei erst im Januar entdeckt worden, hiess es. Der Händler habe bei Futures auf europäische Aktienindizes seine Kompetenzen massiv überschritten und sein Handeln durch komplizierte Scheingeschäfte verschleiert. Der in Paris ansässige Mitarbeiter werde entlassen und auch seine Vorgesetzen müssen Société Générale verlassen. Vorstandschef Daniel Bouton dagegen dürfe bleiben: Der Verwaltungsrat habe sein Rücktritts-Angebot abgelehnt.
Gewinneinbruch
Die Belastungen zehren bei Société Générale nahezu den kompletten Gewinn des vergangenen Jahres auf: Unter dem Strich werde die Gruppe voraussichtlich einen Gewinn von 600 bis 800 Millionen Euro ausweisen. Im Vorjahr hatte die Société Générale noch 5,22 Milliarden Euro verdient. Das Investmentbanking werde mit 2,3 Milliarden Euro in die roten Zahlen rutschen. Bei den anderen Bereichen wie etwa dem internationalen Privatkundengeschäft sei mit einer soliden Entwicklung zu rechnen.
Kapitalerhöhung
Um die Kapitaldecke zu stärken, will Société Générale über eine Kapitalerhöhung 5,5 Milliarden Euro frisches Geld einsammeln. Die beiden US-Banken JPMorgan und Morgan Stanley hätten die Kapitalerhöhung bereits komplett gezeichnet. Die Dividende für 2007 soll den Belastungen nicht zum Opfer fallen: Der Verwaltungsrat werde vorschlagen, eine Dividende im Rahmen der Ausschüttungspolitik von 45 Prozent zu zahlen.
BNP Paribas beruhigt Markt
Auf die Ankündigung von Société Générale reagierte Wettbewerber BNP Paribas mit einer Beruhigung des Marktes. Man sehe keine ausserordentlichen Verluste oder Belastungen, die eine Warnung des Marktes rechtfertigten. Wegen der Turbulenzen will das Institut aber bereits in der kommenden Woche vorläufige Zahlen bekanntgeben. Die Aktie legte daraufhin am Morgen um rund sechs Prozent zu. (awp/mc/ps)