Sondersteuer auf Alcopops: Absatz eingebrochen
Die Steuer ist vor knapp einem Jahr, am 1. Februar 2004, in Kraft getreten. Sie beträgt 1.80 Franken für ein Fläschchen von 2,75 Dezilitern und liess den durchschnittlichen Preis auf einen Schlag von etwa 2,30 auf 4.10 CHF hochschnellen.
Konsum durch Kinder und Jugendliche eindämmen
Ziel der spürbaren Preiserhöhung war es, den Konsum durch Kinder und Jugendliche einzudämmen. Gerade bei diesen hatten die süssen alkoholghaltigen Alcopops eingeschlagen. Dem wollte der Gesetzgeber entgegenwirken, weil Alkoholmissbrauch in der Jugend die Wahrscheinlichkeit von späteren Alkoholproblemen erhöht.
Ziel erreicht
Knapp 12 Monate nach ihrer Einführung scheint das Ziel der Präventionsmassnahme erreicht: Nach der jüngsten Statistik der Eidg. Alkoholverwaltung (EAV) ist die Einfuhr der Mixgetränke dramatisch eingebrochen: Waren 2002 noch 39 Millionen und 2003 25 Millionen Fläschchen importiert worden, waren es im vergangenen Jahr gerade noch 16 Millionen. Dabei muss 2004 als Übergangsjahr gewertet werden. Weil die Steuer erst im Februar in Kraft trat, hatten die Importeure und Getränkehändler ihre Lager zu Jahresbeginn noch einmal gefüllt. Mit einer Einfuhr von rund 2,3 Mio. Litern im Januar 2004 fällt rund die Hälfte der gesamten Jahreseinfuhr auf diesen Monat.
Tendenz rückläufig
Die Tendenz ist weiter rückläufig, obwohl die Konsumenten die Preiserhöhung gar nie zu spüren bekommen haben. Hersteller und Händler sind der Sondersteuer nämlich ausgewichen, indem sie die Rezeptur angepasst haben, wie Toni Schneider, Direktor Gastronomie bei Heineken, auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda sagte.
Steuer hat erreicht, was sie sollte
Als Alcopop gelten nur Getränke mit über 50 Gramm Zucker pro Liter. Fällt der Gehalt unter diese Limite, unterliegen sie nicht der Sondersteuer. Offenbar schmeckt das Getränk dann aber auch den Konsumenten nicht mehr. Die Alkoholverwaltung zieht deshalb ein positives Fazit: Süsse Alcopops seien vom Markt verdrängt worden, und die Ersatzprodukte kämen nicht an, sagte Marc Huber von der EAV auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda. «Damit hat die Steuer das erreicht, was sie sollte: Den Konsum bei Jugendlichen eindämmen.»
Absatz markant eingebrochen
Diesen Trend bestätigt auch Schneider: «Der Absatz ist im vergangenen Jahr um fast die Hälfte zurückgegangen.» Noch einmal markant eingebrochen sei der Verkauf im letzten Quartal 2004. Zu diesem Zeitpunkt seien die Lager mit den süssen Original-Alcopops leer gewesen und die weniger gezuckerten Mischungen auf den Markt geworfen worden. «Diese kommen bei den Konsumenten nicht an, der Verkauf dürfte darum sogar noch weiter zurückgehen», ist auch Schneider überzeugt.
Abflachen eines Modetrends
Ähnlich tönt es beim Grossverteiler Coop: Der Verkauf sei stark rückläufig, sagte Unternehmenssprecher Jörg Birnstiel. Dies liege an der veränderten Rezeptur, sei aber auch als Abflachen eines Modetrends zu werten. Birnstiel glaubt darum, dass die Konsumenten nun auf andere Produkte ausweichen werden. «Zum Jahreswechsel haben wir beispielsweise sehr viel gesüssten Champagner verkauft.» (awp/mc/gh)