S&P will mit Massnahmenpaket Vertrauen wieder herstellen

«Wenn die Marktteilnehmer meinen, bei den Ratingagenturen existiere ein Interessenkonflikt, dann müssen wir darauf reagieren», sagte S&P-Deutschland-Chef Torsten Hinrichs der «Börsen-Zeitung» (Freitag). Mit einem Bündel von 27 Einzelmassnahmen solle die Kritik entschärft werden, die seit Beginn der US-Subprime-Krise auf die Bonitätsprüfer niederprasselt.


Compliance-Prozesse überprüfen
Geplant sei etwa, eine externe Firma – Wirtschaftsprüfer oder Anwälte – zu beauftragen, regelmässig die Umsetzung der internen Compliance-Prozesse zu überprüfen. «Diese unabhängige Firma soll beurteilen, ob Interessenkonflikte vermieden werden», sagte Hinrichs. Die Stellungnahmen würden dann veröffentlicht. Auch will S&P ein Ombudsmann-Büro einrichten, an das Marktteilnehmer Bedenken und Kritik richten können. Diese Schiedsstelle unterstehe direkt dem CEO von S&P. Vertrauen in ihre Arbeit will sich die Agentur aber auch zum Beispiel dadurch verschaffen, dass künftig die Lead-Analysten alle fünf Jahre rotieren.


Markt wird von US-Gesellschaften dominiert 
Den Ratingagenturen – dominiert wird der Markt von US-Gesellschaften wie Fitch, Moody’s und S&P – wird unter anderem vorgeworfen, zu spät auf die Verwerfungen im US-Hypothekenmarkt aufmerksam gemacht zu haben. Zudem wird ein angeblicher Interessenkonflikt zwischen Beratung und Bewertung von hochkomplexen, mit Subprime-Hypothekenkrediten besicherten Wertpapieren beanstandet. «Auch wenn wir der festen Überzeugung sind, dass wir nicht beratend im Ratingprozess tätig sind: Wir tun gut daran, Probleme, die die Reputation von Ratingagenturen gefährden, so schnell wie möglich zu lösen», sagte Hinrichs. Er betonte, es herrsche eine «fundamentale Fehleinschätzung» ihrer Arbeit vor. «Wir empfehlen und beraten nicht, Ratings sind allein Meinungen über Ausfallwahrscheinlichkeiten.»


Selbstverpflichtung zu mehr Transparenz
Die Staats- und Regierungschefs der vier grössten EU-Staaten forderten auf dem «Finanzgipfel» in London Ende Januar von den Agenturen eine rasche Selbstverpflichtung zu mehr Transparenz und zur Aufdeckung möglicher Interessenkonflikte. Das nun angekündigte Massnahmenpaket sei «unsere Antwort» darauf, sagte Hinrichs. S&P wolle damit verloren gegangenes Vertrauen von Marktteilnehmern in ihre Ratings zurückgewinnen. (awp/mc/gh)

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