Spannung vor TUI-Hauptversammlung – Machtkampf spitzt sich zu

Das Unternehmen wies am Vortag des heutigen (7.5.) Aktionärstreffens einen Zeitungsbericht über eine bereits geplante Aufstockung der Anteile bei TUI Travel aus dem Verkaufserlös der Schifffahrtssparte zurück. Das sei eine «gezielte Spekulation», die die Anleger verunsichern solle, erklärte ein Konzernsprecher am Dienstag in Hannover. Über die Verwendung des Erlöses werde erst nach Abschluss der Transaktion entschieden.


Fredriksen will Krumnow stürzen
Der mit knapp zwölf Prozent grösste TUI-Aktionär, der norwegische Reeder John Fredriksen, der die TUI-Spitze bereits seit Monaten scharf angreift, will den TUI-Aufsichtsratsvorsitzenden Jürgen Krumnow stürzen und beansprucht selbst zwei Sitze in dem Gremium. Er bezweifelt, dass der Aufsichtsrat in seiner jetzigen Besetzung die beschlossene Trennung von Hapag-Lloyd so rasch wie möglich und mit dem grösstmöglichen Nutzen für die Aktionäre über die Bühne bringen wird. Die Verwendung des Verkaufserlöses zur Aufstockung der TUI- Travel-Anteile wäre eine Provokation für Fredriksen, der wie auch andere Aktionäre eine kräftige Sonderausschüttung aus dem Verkaufserlös erwartet.


«Gezielte Spekulation»
Die «Financial Times Deutschland» schrieb unter Berufung auf Unternehmenskreise, TUI-Chef Michael Frenzel wolle nach dem Verkauf von Hapag-Lloyd den 51 Prozent-Anteil bei der Tochter TUI Travel erhöhen. Er habe dem Aufsichtsrat signalisiert, mit dem Verkaufserlös den Rest von TUI Travel übernehmen zu wollen. TUI Travel war im vorigen Jahr aus der Zusammenlegung der TUI-Reisesparte mit dem britischen Konkurrenten First Choice entstanden. Ein TUI-Sprecher sagte: «Wir halten das für eine gezielte Spekulation gegen die TUI, um unmittelbar vor der Hauptversammlung die Investoren zu verunsichern. Wir stehen unverändert zu der Aussage an die Aktionäre von letzter Woche, dass die Anteilseigner angemessen am Erlös des Abspaltungsprozesses beteiligt werden. Entscheidungen über eine Verwendung des Erlöses können frühestens nach Abschluss der Desinvestition getroffen werden.»


Ausgang offen
Der Ausgang des Machtkampfs bei der TUI ist völlig offen. Auf der einen Seite steht Fredriksen, der auch andere Anleger hinter sich gebracht hat, unter anderem den britischen Pensionsfonds Hermes. Vermutet wird, dass er möglicherweise sogar auf bis zu rund 30 Prozent der Stimmen unter den Aktionären zählen könnte. Abhängig von der Präsenz auf der Hauptversammlung könnte es damit eng werden für Krumnow. Sicher weiss das niemand. Der Sturz des Aufsichtsratschefs bei der Aktionärsversammlung wäre ein bisher einmaliger Vorgang bei einem DAX-Unternehmen.


Expansionspläne
Auf der anderen Seite steht das Lager um Frenzel und den russischen Stahlmagnaten Alexej Mordaschow, der mit etwas über zehn Prozent der zweitgrösste Anteilseigner ist. Sie wollen die Abwahl verhindern und nach der Trennung von Hapag-Lloyd im Tourismus expandieren. Mordaschow will mit Frenzel gemeinsam den russischen Reisemarkt erobern, der als sehr chancenreich gilt. Hinter ihnen stehen noch weitere Aktionäre aus dem Tourismus, wie etwa die Hoteliersfamilie Riu, die auch im Aufsichtsrat vertreten ist. Auch diese Seite kann auf etwa ein Drittel der Stimmen setzen. (awp/mc/ps)

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