Spekulationen um Atel gehen weiter

Laut einem Bericht der italienischen Wirtschaftszeitung «Il sole 24 Ore» erwägen jetzt die Berner BKW FMB Energie AG und die Lausanner EOS zusammen mit der Mailänder AEM ein gemeinsames Angebot zu lancieren für den Mehrheitsanteil an der Stromholding Motor- Columbus AG (MC), an der die UBS AG 55% hält, und die wiederum Mehrheitseigner (58,5%) an der Atel ist.


Das Volumen dieses Deal hätte einen Wert von rund 600 Mio EUR, schreibt die italienische Zeitung, ohne allerdings Quellen zu nennen, AEM würde dabei rund ein Drittel dazu beitragen. AEM hält laut Aktienregister derzeit einen (direkten) Anteil an Atel von 5,8%, wobei der AEM-Konzern vor einigen Wochen verlauten liess, dass man diesen Anteil gerne auf 20% aufstocken würde.


UBS lehnt BKW-Angebot ab
Sollten die Spekulationen von «Il Sole 24 ore» stimmen, würde die an der SWX kotierte BKW der UBS damit erneut ein Angebot für eine Übernahme bzw. Teilübernahme der Atel unterbreiten. Die Berner haben, wie in den letzten Wochen bekannt wurde, alleine oder zusammen mit Partnern schon diverse Offerten für das MC-Paket an die UBS gemacht, zuletzt diesen Sommer. Dieses Angebot, das die BKW selber öffentlich gemacht hatte, wurde von der UBS allerdings abgelehnt, vermutlich weil sie bereits mit anderen Interessenten in fortgeschrittenen Verhandlungen war. Die BKW wollte gegenüber AWP die Gerüchte nicht kommentieren. Ein Sprecher meinte allerdings, dass die Position der BKW nach wie vor die selbe sei und man an der Offerte für MC festhalte.


UBS sucht nachhaltige Lösung
Die UBS hatte denn auch vor einigen Wochen bestätigt, dass für den Verkauf der MC-Beteiligung, Verhandlungen laufen und eine «nachhaltige Lösung» gesucht werde. Folgende Parteien beteiligen sich, wie die UBS Ende Juli 2005 mitteilte, an den Gesprächen: Die Atel-Minderheitsaktionäre EBM (Elektra Birseck, Münchenstein), EBL (Elektra Baselland, Liestal), Kanton Solothurn, IBAarau AG sowie neu AIL (Aziende Industriali di Lugano SA) und WWZ (Wasserwerke Zug AG) wie auch die Lausanner EOS Holding und Atel. Die Electricite de France (EDF), die einen Anteil von gut 20% an MC hält, prüfe ebenfalls, «sich zur weiteren Wahrung ihrer Position in geeigneter Form zu beteiligen», so die UBS damals.


EDF auch interesiert
Diese Woche vermeldete denn auch eine französische Zeitung, dass die EDF offenbar 635 bis 750 Mio EUR in Atel investieren will, um bei der Neuorganisation des Schweizer Stromkonzerns einen 25%-Anteil zu erreichen. Der Konzern selber liess dabei lediglich verlauten, dass das Thema MC/Atel auf der Traktandenliste einer Verwaltungsratssitzung diese Woche gestanden hatte. Der EDF kommt in der ganzen Sache ein gewichtige Rolle zu, weil sie mit der UBS einen Aktionärsbindungsvertrag hat, der ihr bis Ende 2006 ein Mitsprache-Recht für den UBS-Anteil an MC gibt. EDF dürfte auch ein Grund dafür sein, dass die BKW-Offerten bei der UBS auf Ablehnung gestossen sind. Bei der BKW ist nämlich der deutsche E.On-Konzern, ein Konkurrent der EDF auf der europäischen Strombühne, mit rund 20% beteiligt. (awp/mc/as)

Schreibe einen Kommentar