Wie die polnische Monopolbehörde UOKiK am Montag mitteilte, hat sie den Antrag des Konzerns erst einmal eingefroren, ohne ihn abzulehnen oder zu genehmigen. Sollte der Einstieg nicht akzeptiert werden, wäre das ein Novum. Die UOKiK hatte in der Vergangenheit Transaktionen solcher Art am polnischen Medienmarkt immer erlaubt. Springer war für eine Stellungnahme zunächst nicht zu erreichen.
25,1 Prozent sind geplant
Nach Aussagen von Marktbeobachter wird sich das Springer- Engagement durch das Einfrieren des Antrages in jedem Fall auf unbestimmte Zeit verzögern. Springer hat vor, für 250 Millionen Euro ein Aktienpaket von 25,1 Prozent an dem Sender zu erwerben, der sich derzeit am einheimischen Markt mit seinem unmittelbaren Konkurrenten TVN um den dritten Rang bei den Einschaltquoten streitet. Der Kaufvertrag wurde bereits Dezember 2006 unterschrieben und sieht vor, dass die Kaufsumme sich um 50 Milllionen Euro erhöht, sollte das Unternehmen bis 2008 an die Börse gehen.
Differenzen in der Kommunikation
«Der Antrag, den Springer bei den Behörden eingereicht hat, und der Vertrag, den Springer mit Polsat geschlossen hat, sind nicht deckungsgleich», sagte eine Sprecherin der Behörde. «Springer hat beim Antrag nur angegeben, dass das Unternehmen 25,1 Prozent übernehmen will,» erklärte die Sprecherin. Aus dem Vertrag gehe aber hervor, dass Springer die «gemeinschaftliche Kontrolle» für sich beanspruche. «Das könne bedeuten, dass die Deutschen doch noch einen grösseren Einfluss für sich beanspruchen.»
Neue Regelungen ausnutzen
Allerdings gibt es auch Stimmen einheimischer Marktbeobachter, die behaupten, dass Springer die Transaktion trotzdem vollziehen könne. Denn ab dem 21. April sei ein neues Gesetz in Kraft getreten sei, das solche Transaktionen neu regele. Ein solcher Einstieg, wie ihn Springer bei Polsat vollziehen wolle, könne dann auch ohne Genehmigung der Monopolbehörden über die Bühne gehen, so ihre Meinung. «In jedem Fall wird es für die Juristen eine Menge arbeiten geben, um die rechtliche Situation zu bewerten», sagte ein Analyst zu dpa-AFX. Sicher sei jedenfalls, dass die Transaktion weiter verzögert werde.
Und dann an die Warschauer Börse
Möglicherweise wirke sich das auch auf die weiteren Pläne des Unternehmens aus und der Börsengang werde später als geplant stattfinden. Polsat hat vor, 25 Prozent seiner Anteile an der Warschauer Börse zu bringen. Ein weiteres Viertel soll an Springer gehen. Den Rest wird der Eigentümer Zygmunt Solorz-Zak behalten, der mit einem taxierten Vermögen von mehr als eine Milliarde U S-Dollar als einer der reichsten Polen gilt. Springer-Sprecherin Edda Fels sagte, das Medienhaus werde die Äusserungen des Kartellamts prüfen. «Wir halten am Vorhaben fest, 25,1 Prozent zu übernehmen und sehen keinen Anlass, uns zurückzuziehen», sagte Fels. Sie wies darauf hin, dass am vergangenen Samstag in Polen ein neues Kartellgesetz in Kraft getreten sei, nach dem Minderheitsbeteiligungen nicht angezeigt werden müssten.
Eine Verzögerung der Transaktion Springer nicht gelegen
Denn Polsat gilt unter einheimischen Experten als durchaus attraktiver Sender, der allerdings eine Programmerneuerung gebrauchen könnte. Die Station kämpft derzeit mit ihrem unmittelbaren Konkurrenten TVN um den dritten Platz und hält rund 16 bis 17 Prozent der Marktanteile. Marktführer sind die staatlichen Sender von TVP1 und TVP2. Polsat hat im ersten Quartal Werbeeinnahmen von rund 407,8 Millionen Zloty (108,2 Millionen Euro) erzielt und liegt damit hinter TVN (453,5 Millionen Zloty oder 120 Millionen Euro). Alle Sender haben eine Gesamtsumme von rund 1,9 Milliarden Zloty (knapp 500 Millionen Euro) erreicht.
Grosses Wachstum
Darüber hinaus gilt der polnische TV-Markt aufgrund seiner Grösse mit annährend 40 Millionen Konsumenten als der attraktivste in der ostmitteleuropäischen Region. Einheimischen Schätzungen zufolge beträgt sein Wert rund zwei Milliarden Euro. Die jährlichen Wachstumsraten liegen den Prognosen zufolge a uf einem zweistelligen prozentualen Niveau