SRG schliesst das Jahr 2009 erneut mit Verlust ab

Um sich aus der Schieflage zu befreien, bedürfe es aber dezidierter Schritte. Allzu lange kann das öffentlich-rechtliche Radio und Fernsehen nämlich mit der Defizitwirtschaft nicht fortfahren. Seit 2006 summieren sich die Verluste bereits auf 166,8 Mio CHF. Im laufenden Jahr ist erneut ein Defizit von 75 Mio CHF budgetiert, und 2011 sollen es 42 Mio CHF sein.


Verschiedene Sparanstrengungen
Die SRG will dem Trend mit Sparmassnahmen entgegenwirken. So beschloss der Verwaltungsrat letzten Februar die Supportbereiche zu reorganisieren und damit bis 2014 rund 100 von 735 Vollzeitstellen einzusparen. Die Sparanstrengungen seit 2005 werden auf 100 Mio CHF beziffert. Im letzten Jahr blieb der Personalaufwand mit einem Plus von 0,5% praktisch stabil.


Defizite vor allem strukturell begründet
Finanzchef Daniel Jorio sieht die Gründe für die Defizite deshalb auf der Einnahmenseite. Letztes Jahr habe die Wirtschaftskrise zu einem Einbruch der Werbeerträge um 9% geführt. Die Defizite seien aber vor allem strukturell begründet. So entgingen der SRG SSR idée suisse Werbeerträge, weil sie im Gegensatz zur Konkurrenz keine Unterbrecherwerbung senden und keine Online-Werbung machen dürfe. Gleichzeitig dürften ausländische Sender Schweizer Werbefenster ausstrahlen.


Benachteiligung beim Sendungs-Sponsoring
Eine Benachteiligung sehen die SRG-Verantwortlichen auch in den «restriktiven Regeln» für das Sendungs-Sponsoring. Zudem würden den öffentlich-rechtlichen Sendern in der Schweiz die Ausfälle nicht kompensiert, die durch die Gebührenbefreiung etwa von einkommensschwachen Personen entstehen.


Eigenkapital nimmt ab, Verschuldung zu
Unter dem Strich führen die Defizite dazu, dass das Eigenkapital ab- und die Verschuldung zunimmt. Seit 2006 sank der Anteil des Eigenkapitals an der Bilanz von 50,4% auf 41,4% Ende 2009. Gemäss der Finanzplanung werden es Ende 2011 nur noch 30,8% sein. Gleichzeitig steigen die Anleihen von 200 Mio CHF im Jahr 2008 auf 455 Mio CHF im Jahr 2011. Daran würden auch bereits eingeleitete weitere Sparmassnahmen nichts ändern. Kurzum: Trotz Lohnnullrunde im laufenden Jahr, eines Investionsstopps sowie des angestrebten Verkaufs von vier Immobilien im Wert von 90 Mio CHF braucht die SRG mehr Geld. «Ohne zusätzliche Mittel sind wir nicht in der Lage die Verschuldung zu stoppen», warnte Jorio.


Entscheid liegt beim Bundesrat
Die Verantwortlichen von Radio und Fernsehen legten sich nicht fest, welche Massnahme sie privilegieren. Jean-Bernard Münch erklärte, die Entscheide müsse der Bundesrat fällen. In Bezug auf eine Gebührenerhöhung präzisierte er, dass die Schweiz zwar im Vergleich zu anderen kleinen Ländern hohe Gebühren verlange. Dies liege aber am Spezialfall Schweiz – vor allem an ihrer Viersprachigkeit. Will der Bundesrat nicht zusätzliche Einnahmen gewähren, stehen laut Münch einschneidende Schnitte bevor. In diesem Falle sollen «für den Service public nicht zentrale Angebote» gestrichen werden, etwa «Virus» oder «Option musique».


Keine Streichung von Sendungen
Man habe sich dagegen entschieden, gewisse Sendungen aus den Programmen zu streichen. Damit würden nämlich bloss die Service public-Sender geschwächt. SRG-Direktor Armin Walpen wollte auch nicht damit drohen, auf die teuren Übertragungen von Sportgrossanlässen zu verzichten. Diese Anlässe führten zwar jeweils zu höheren Defiziten, brächten aber auch Werbeerträge und höhere Zuschauer- und Nutzerfrequenzen.


Nur teilweise mit den Sparzwängen im Zusammenhang steht das Konvergenz-Projekt, bei dem Radio, Fernsehen und Online näher zusammenrücken sollen.  (awp/mc/pg/18)

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