Stabil, umweltbewusst, kaum innovativ: Chinas Bild der Schweiz
«In China hat die Schweiz einen ausgezeichneten Ruf», sagte Martial Pasquier vom Lausanner Institut für Management in öffentlichen Verwaltungen «IDHEAP» am Mittwoch bei der Präsentation der Studie vor den Medien in Bern. Befragt wurden Meinungsführer (Manager, Politiker, Journalisten), Studierende und die breite Bevölkerung.
Kritisches Urteil zur Schweizer Wirtschaft
Gerühmt werden an der Schweiz vor allem die hohe Lebensqualität, die politische Stabilität, die intakte Umwelt und ein gutes Bildungs- und Forschungsniveau. Kritischer fällt das Urteil in Sachen Wirtschaft aus, wo man internationale Wettbewerbsfähigkeit, Zukunftsorientierung oder innovative Produkte vermisst.
Kulturelle Vielfalt der Schweiz kaum bekannt
«Dieses Resultat zeigt, dass das Image der Schweizer Produkte etwas weniger gut ist als das Image der Schweiz als sozioökonomischer Raum», bilanzierte Pasquier. Dieses Fazit sei allerdings relativ, da Produkte als weniger wichtig gelten als die Merkmale eines Landes. Auch Bezeichnungen wie «Ort, den man gerne besucht» oder «herzliche und freundliche Einwohner» wurden von den Chinesen hervorgehoben. Die Schweiz ist für die Chinesen die wichtigste Reisedestination nach Frankreich. Allerdings ist die kulturelle Vielfalt der Schweiz in China nicht sehr bekannt.
Von humanitärem Engagement der Schweiz wenig überzeugt
Gerade im Zusammenhang mit Aktivitäten im Ausland schneidet die Schweiz eher schlecht ab. «Dass wir wirtschaftlich als wenig innovativ gelten, hat auch damit zu tun, dass die Schweiz nicht in der EU ist», sagte Präsenz-Schweiz-Direktor Johannes Matyassy. Hinzu kommen tiefe Noten für die internationale Zusammenarbeit. Gemäss Studie sind die Chinesen wenig überzeugt vom humanitären Engagement der Schweiz. «Offenbar schätzt die Schweiz selbst ihre humanitäre Rolle höher ein als das Ausland», sagte Matyassy. Bereits Länder wie Deutschland, Spanien, Italien und Grossbritannien wünschten sich gemäss früheren Länderstudien von der Schweiz ein stärkeres internationales Engagement.
Uhren, Landschaft, Banken…
Was der chinesischen Bevölkerung zur Schweiz spontan einfällt, sind vor allem Klischees: Uhren, Landschaft, Banken, Skifahren und Neutralität. Im Vergleich zu Deutschland oder den USA werden bei der Schweiz allerdings nur positive Assoziationen genannt.
Präsenz in China intensivieren
Die wenigen Chinesen, welche die Schweiz aus eigener Erfahrung kennen, haben laut Experten kaum die Möglichkeit, das Bild der Schweiz in China zu beeinflussen. «In China herrscht eine einheitliche Meinungsbildung, die stark von offiziellen Quellen wie Behörden oder Medien geprägt ist», erklärte Matyassy. Gestützt auf die Ergebnisse der Studie sei es nun wichtig, die Präsenz der offiziellen Schweiz in China zu intensivieren. Grossanlässe für Kampagnen bieten die Olympischen Sommerspiele 2008 in Peking sowie die Weltausstellung 2010 in Schanghai. (awp/mc/pg)