Stimmung in Japans Industrie verschlechtert sich
Die Unternehmen bereiteten vor allem die Yen-Stärke und die Deflation Sorgen. Das ist der erste Rückgang seit sieben Quartalen. Das Umfrageergebnis fiel aber besser aus als von Ökonomen gedacht. Der positive Index bedeutet, dass die Optimisten noch in der Mehrheit sind. Das dürfte sich in den kommenden drei Monaten jedoch ändern, denn die Industrie erwartet eine weitere Verschlechterung des Vertrauensindexes auf minus 2.
«Tankan»-Bericht
Der von der japanischen Zentralbank alle drei Monate erstellte sogenannte «Tankan»-Bericht zum Geschäftsklima ist eine umfassende Mischung aus Konjunkturanalyse und Stimmungsbericht. Detailliert beantworteten die Unternehmen Fragen nach ihren Lagerbeständen, Zwischengewinnen oder zu erwartenden Verlusten sowie zu ihren Investitions- und Personalplänen. Anhand eines Indexes wird die Einschätzung der Unternehmen über ihre Geschäftslage bemessen. Das Wort «Tankan» ist eine Abkürzung für «kigyo tanki keizai kansoku chosa», was sich mit «Untersuchung zur kurzfristigen Konjunktureinschätzung der Unternehmen» übersetzen lässt.
Wirtschaftliche Erholung stagniert
In jüngster Zeit zeichnet sich in Japan eine Stagnation in der wirtschaftlichen Erholung ab. Darauf weisen eine geringere Industrieproduktion und eine Drosselung des Exportmotors hin. Nach revidierten Berechnungen der Regierung stieg zwar das Bruttoinlandsprodukt (BIP) zwischen Juli und September mit einer hochgerechneten Jahresrate von 4,5 Prozent und damit stärker als zunächst gedacht. Die Tankan-Umfrage ergab zudem, dass die Unternehmen des Landes branchenübergreifend ihre Investitionen im noch bis 31. März laufenden Steuerjahr im Durchschnitt um 2,9 Prozent aufstocken wollen. In der vorherigen Quartalsumfrage war noch eine Ausweitung der Kapitalausgaben um 2,4 Prozent prognostiziert worden.
Trübe Aussichten fürs vierte Quartal
Doch viele Ökonomen bleiben für Japan weiter pessimistisch und rechnen für das vierte Quartal angesichts schwächerer Exporte und des starken Yen mit einem Schrumpfen des BIP. Japans Wirtschaft ist noch immer in hohem Masse vom Export abhängig. Zudem sorgt sich die Autoindustrie – eine der Hauptantriebskräfte für die Industrieproduktion – dass sich das Auslaufen staatlicher Kaufanreize auf umweltfreundliche Autos auf die Verbraucherausgaben auswirkt.
Tiefere Unternehmenssteuer
Um die Wirtschaft anzukurbeln, hat der in einem Umfragetief steckende Regierungschef Naoto Kan nun beschlossen, die Unternehmenssteuer von derzeit rund 40 Prozent um fünf Prozentpunkte zu senken. Das wurde von der Wirtschaft zwar allgemein begrüsst. Die Regierung verspricht sich davon die Schaffung von zusätzlichen Arbeitsplätzen. Die Unternehmen des Landes sehen das aber nur als ersten Schritt und hoffen, dass die Steuern in den nächsten Jahren weiter gesenkt werden. Denn auch mit einer Senkung auf 35 Prozent liegt der Steuersatz in Japan weiterhin über dem internationalen Niveau. In Südkorea liegt er bei 24 und in Taiwan bei 17 Prozent.
Hoch verschuldete öffentliche Hand
Die japanische Regierung hat es angesichts der extrem hohen Verschuldung der öffentlichen Hand jedoch schwer, selbst eine Steuersenkung um nur 5 Prozentpunkte zu finanzieren. Skeptiker befürchten, dass sie andere Steuern zum Ausgleich anheben wird, was sich am Ende negativ auf das Wirtschaftswachstum auswirken könnte. Laut japanischen Medien wird die Regierung ihre Wachstumsprognose für das kommende Geschäftsjahr, das am 1. April 2011 beginnt, wahrscheinlich auf etwa 1,4 Prozent nach unten korrigieren. Im Juni hatte sie noch ein Wachstum von 2,0 Prozent vorhergesagt. (awp/mc/ps/32)