Fälschung und Piraterie sind längst keine Kavaliersdelikte mehr, sondern fügen der Schweizer Wirtschaft jedes Jahr schweren Schaden von durchschnittlich zwei Milliarden Franken zu. Der weltweite Handel mit gefälschten Produkten hat – ohne Onlinehandel – gemäss aktuellen Studien ein Volumen von rund 200 Milliarden Dollar, was in etwa der Hälfte des Schweizer Bruttoinlandprodukts entspricht.
Umfassende Zusammenarbeit
Mit dem «Stop Piracy»-Day am 25. Oktober 2008 spannen Unternehmen aus der Film-, Musik-, Pharma- und Softwareindustrie erstmals zusammen, um gemeinsam mit dem Verein «Stop Piracy»-Day den Kampf gegen die Piraterie voranzutreiben. Sie richten sich mit vielfältigen Aktionen an die Einwohnerinnen und Einwohner der Schweiz: So bedankt sich der Bösewicht des neuen James-Bond-Films, der Schweizer Schauspieler Anatole Taubman, in einem Spot stellvertretend für die gesamte Filmbranche bei den Kinobesuchern, die für die Vorstellung bezahlt haben und Marc Sway dankt als Musiker den Schweizer Radiohörern.
Kostenlose Aufklärung über Risiken
Am Aktionstag können sich Kunden zudem in 520 Fachapotheken kostenlos über die Risiken von online gekauften Medikamenten aufklären lassen. Tatkräftige Unterstützung leisten auch die an der Kampagne beteiligten Detailhändler wie Media Markt, Interdiscount, FNAC, Exlibris und CityDisc. Abgerundet wird der «Stop Piracy»-Day durch einen Wettbewerb, bei dem es eine Reise zu den Warner Brother Studios in Los Angeles und rund 100 weitere tolle Preise zu gewinnen gibt.
Raubkopieren ist nicht «cool»
Alle am «Stop Piracy»-Day beteiligten Branchen leiden unter derselben Problematik: Fälschungen ihrer Produkte werden im Internet angeboten. Bei Software, Musikdateien oder Filmen geht es noch immer darum, überhaupt das Bewusstsein zu verankern, dass sie einen Wert haben. Dieser Denkprozess beginnt erst langsam. Untersuchungen belegen zum Beispiel, dass es viele Menschen als «cool» empfinden, von illegalen Softwareangeboten auf dem Internet zu profitieren und somit quasi der «mächtigen Industrie ein Schnäppchen zu schlagen». Gefälschte Software kann aber Viren enthalten und damit viel Ärger verursachen. Und: «Jeder Arbeitsplatz bei Microsoft Schweiz, etwa im Entwicklungszentrum in Zürich, schafft weitere fünf Arbeitsplätze in der Schweizer IT-Industrie, die durch Softwarepiraterie gefährdet werden können», sagt Elke Schäfer, Anti-Piracy Managerin bei Microsoft Schweiz.
Hunderte von Arbeitsplätzen gefährdet
Durch Musik-Piraterie gingen in den vergangenen drei Jahren in der Schweiz rund 800 Arbeitsplätze verloren. Davon sind alle Berufsgruppen betroffen, deren Angehörige direkt oder indirekt ihren Lebensunterhalt mit Musik bestreiten. Textdichter, Komponisten, Interpreten, Musiker und Labels, Tonstudios, Techniker und Händler. «In unserer Gesellschaft wird die wirtschaftliche Bedeutung von Kreativleistungen und der Wert geistigen Eigentums unterschätzt. Wir wollen mit Informationsarbeit das Bewusstsein dafür verstärken, damit die weltweit boomende Kreativwirtschaft auch in der Schweiz wachsen kann», sagt Beat Högger von IFPI Schweiz.
Jährlich mindestens 50’000 illegale Arzneimittelsendungen
Gefälschte Produkte bergen darüber hinaus zunehmend Gefahren für Verbraucherinnen und Verbraucher. So schaden gefälschte Medikamente oft mehr als sie nutzen. «Den Betroffenen ist meist zu wenig bewusst, welche Risiken sie etwa beim Kauf von Medikamenten über das Internet eingehen», sagt Dominique Jordan, Präsident des Schweizerischen Apothekerverbands pharmaSuisse. «Die Apotheken setzen deshalb beträchtliche Mittel ein, um einen sicheren Medikamentenbezug zu gewährleisten. Zahlen des Schweizerischen Heilmittelinstituts Swissmedic zeigen, dass potenzfördernde Mittel zu den im Internet gekauften Spitzenreitern zählen. Das Schweizerische Heilinstitut Swissmedic schätzt, dass mindestens 50’000 illegale Arzneimittelsendungen pro Jahr per Post in die Schweiz gelangen.
Präparate zum Teil massiv überdosiert
«Wir haben in unseren Laboren zum Beispiel unterschiedliche Erektionsförderer aus dem asiatischen Raum untersucht und dabei festgestellt, dass bei der Hälfte der Produkte nicht drin ist, was drauf steht. Zum Teil sind die Präparate auch massiv überdosiert, was zu grossen gesundheitlichen Problemen führen kann», bestätigt Joachim Gross, Mediensprecher von Swissmedic. Auch die Pharmaindustrie unterstützt Massnahmen, die die Bevölkerung auf die Gefahren aufmerksam machen: «Die Pharmaindustrie in der Schweiz beteiligt sich aktiv an einer europäischen Lösung zur lückenlosen Arzneimittelrückverfolgung und Authentizitätsprüfung», sagt Thomas B. Cueni, Generalsekretär von Interpharma.
Gemeinsame Initiative
«Stop Piracy» ist eine gemeinsame Initiative des öffentlichen und privaten Sektors in der Schweiz, welche vom Eidgenössischen Institut für Geistiges Eigentum (IGE) und der International Chamber of Commerce Switzerland (ICC) lanciert wurde. Ziel ist, Fälschung und Piraterie durch verschiedene Aktivitäten wie Sensibilisierungskampagnen oder Förderung der Kooperation von Wirtschaft und Behörden nachhaltig zu bekämpfen.
Kontakt:
Anastasia Li-Treyer, Präsidentin «Stop Piracy» und Direktorin Prpmarca, anastasia.li@stop-piracy.ch, Telefon: 031 310 54 54
Felix Addor, Vizepräsident «Stop Piracy» und stellvertretender Direktor am Eidg. Institut für Geistiges Eigentum, felix.addor@ipi.ch, Telefon: 031 323 72 01
Weitere Gesprächspartner:
Software:
Microsoft Schweiz GmbH
Barbara Josef, PR-Manager / Mediensprecherin, bjosef@microsoft.com, Telefon: 078 844 65 85.
Pharma:
pharmaSuisse, Schweizerischer Apothekerverband, Marcel Wyler, Leiter Kommunikation & Marketing , marcel.wyler@pharmaSuisse.org, Telefon: 031 978 58 58
Swissmedic:
Ruth Mosimann, Leiterin der Einheit Kontrolle illegale Arzneimittel, Email: ruth.mosimann@swissmedic.ch , Telefon: 031 322 04 72
www.swissmedic.ch/files/pdf/Leitfaden_AM_und_Internet-D.pdf
Interpharma, Verband der forschenden pharmazeutischen Firmen der Schweiz
Thomas B. Cueni, Generalsekretär, info@interpharma.ch
Telefon: 061 264 34 00 / 079 322 58 17