Über den Kaufpreis sei Stillschweigen vereinbart worden, sagte Insolvenzverwalter Werner Schneider am Dienstag in Augsburg. «Das Angebot von Strabag war eindeutig das beste.» Man komme mit dieser Lösung auch dem Ziel nahe, weite Teile der Walter Bau-AG fortzuführen, statt sie in viele Einzelteile zu zerschlagen. Bundeswirtschaftsminister Wolfgang Clement (SPD) begrüßte die Lösung.
Kurssprünge von 50 Prozent nach der Ankündigung
Insolvenzverwalter Schneider liess offen, wie viele Menschen ihren Arbeitsplatz verlieren werden. Nach Schätzung des Gesamtbetriebsrats ist jede dritte Stelle akut gefährdet. «Es ist tragisch, dass 3000 Mitarbeiter ihren Job verlieren werden», sagte der Gesamtbetriebsratsvorsitzende Karl Bauer. Die IG BAU forderte eine Beschäftigungssicherung für alle 9000 Beschäftigten des Konzerns. Es müsse auch den Mitarbeitern der Konzerntöchter eine Perspektive geboten werden, forderte IG-BAU-Vorstandsmitglied Karl Heinz Strobl. Den leidgeplagten Walter-Bau-Aktionären machte der Teilverkauf Hoffnung. Der Kurs der Stammaktie sprang um zeitweise fast die Hälfte auf 0,96 Euro.
Strabag will grösster Baukonzern Europas werden
Die Bau Holding Strabag will nach Worten von Konzernchef Hans Peter Haselsteiner mit der Übernahme der grösste europäische Baukonzern werden. «Das werde ich zwar vielleicht nicht mehr erleben, aber für meinen Nachfolger muss auch noch was zu tun bleiben», sagte Haselsteiner vor Journalisten am Dienstag in Wien. Strabag war schon vor der Pleite der Walter Bau-AG an profitablen Teilen des Geschäfts interessiert. Nun sicherten sich die Österreicher unter anderem den Verkehrswegebau des Walter-Konzerns und Auslands- Aktivitäten in Österreich und anderen Ländern. Dazu übernimmt Strabag die neue Dywidag Holding, in der die Dywidag SF- und Ing.-Bau Gmbh, die Dywidag International Gmbh (DIG), die österreichische Dyckerhoff & Widmann Ges.m.b.H. und die Walter Heilit Verkehrswegebau GmbH gebündelt sind. Laut Schneider erwirbt Strabag so ein Bauvolumen von 1,2 Milliarden Euro.
Wirtschaftsminister Clement fordert Abkehr von ruinösen Preiskämpfen
Wirtschaftsminister Clement sagte, der Teilverkauf sei die Chance eines Neubeginns für die Mitarbeiter. «Mit einem schlagkräftigen Unternehmen im Rücken können sie sich ihren Platz im Markt sichern», sagte er. Die Branche müsse nun weg kommen vom ruinösen Preiswettbewerb. «Preisdumping sichert nicht di e Zukunft, weder vom Unternehmen noch der Arbeitnehmer.» Unklar ist, was aus den übrigen Teilen des einstigen Bau-Imperiums von Ignaz Walter wird. Das profitable Tochterunternehmen Dywidag Systems International (DSI) ist von der Transaktion nicht betroffen. Das vorwiegend im Tunnelbau tätige Unternehmen soll weltweit zum Kauf angeboten werden, sagte Scheider. Dafür lägen bereits zahlreiche Anfragen vor.
Um Züblin wird noch verhandelt, verschiedene Lösungen möglich
Für die Beteiligung am Stuttgarter Baukonzern Züblin könnte ebenfalls schon bald eine Lösung gefunden werden. Die insolvente Walter Bau-AG hielt 53 Prozent an Züblin. Davon sind nach Schneiders Angaben rund fünf Prozent an Strabag gegangen, die restlichen 48 Prozent seien als Sicherheit von der Bayerischen Landesbank (LB) gepfändet. Die Familie Lenz, die über 43 Prozent der Züblin-Anteile verfügt, will gemeinsam mit einem Finanzinvestor die Mehrheit übernehmen. Allerdings will auch die Strabag die Anteile an Züblin erwerben, die jetzt bei der Landesbank liegen. Es gebe positive Signale der Bank, sagte Strabag-Vorstandschef Haselsteiner in Augsburg. Mit der Übernahme von Walter Bau strebe er eine Neuordnung und Strukturbereinigung des deutschen Bauindustrie an. Strabag und Dywidag werden nach seinen Angaben der grösste in Deutschland arbeitende Baukonzern sein. Der österreichische Strabag Konzern hat nach Haselsteiners Angaben bei einem Umsatz von rund 7,5 Mi lliarden Euro rund 37.000 Mitarbeiter. Rund die Hälfte des Geschäfts entfalle auf Deutschland.
(AWP, MC hfu)