Strategieausblick Sarasin Gruppe: Das «Goldlöckchen»-Szenario
Wie die Autoren Burkhard Varnholt, Chief Investment Officer, und Guy Monson, Präsident des Investment Policy Committee von Sarasin, feststellen würden, werde die Anlegerstimmung durch den Unwillen der Notenbanker, die Stimulusprogramme zu beenden, zusätzlich beflügelt, schreibt Sarasin in einer Mitteilung vom Dienstag.
Prognose aus Juli-Ausblick bestätigt
Als Folge haben extrem niedrige Zinsen und vielversprechende Wirtschaftsdaten eine der stärksten Rallies bei riskanteren Anlagen der jüngsten Marktgeschichte ausgelöst und damit unsere Prognose im Strategieausblick vom Juli bestätigt. Die exportorientierten Volkswirtschaften erleben einen massiven bestandsbasierten Aufschwung und in vielen Ländern bleibt die Arbeitslosigkeit hinter den Schätzungen der Ökonomen zurück. Dennoch besteht weiter Anlass zur Sorge: Der US-Häusermarkt hängt noch immer in einem zu hohen Masse von staatlichen Unterstützungen ab, und die Diskussion über die beispiellos hohe ungenutzte Produktionskapazität in den globalen Volkswirtschaften hält weiter an. Dies hält die politischen Entscheidungsträger davon ab, Stimulusprogramme zu früh zu beenden, denn man möchte verhindern, dass sich die Situation von Japan Mitte der 1990er Jahre auf globaler Ebene wiederholt.
Guy Monson, Präsident des Investment Policy Committee:
«Das ‹Goldlöckchen›-Szenario (bei dem das Wachstum stark genug ist, um die Unternehmensgewinne zu steigern, gleichzeitig aber ausreichend schwach ist, um die Notenbanken von einer Zinsstraffung abzuhalten), welches wir in der letzten Ausgabe des Strategieausblicks vorsichtig in Aussicht gestellt hatten, bestimmt derzeit unsere Strategie. Wie wir erwartet hatten, sind die Anleger mittlerweile zuversichtlich, Zinsen nahe Null für Bareinlagen entgehen zu können. Zudem interessieren sich die Anleger angesichts der niedrigen Anleiherenditen wieder stärker für Aktienmarktanlagen. In Anbetracht der einzigartigen Auf- und Abwärtsrisiken für die globale Wirtschaft verfolgen wir nun einen taktischen Ansatz.»
Burkhard Varnholt, Chief Investment Officer:
«Da sich das «Goldlöckchen»-Szenario bewahrheitet hat, müssen wir nach den drei Bären Ausschau halten. Die möglichen Risiken sind: 1. Die Unsicherheit darüber, ob die Schwellenmärkte in der Lage sind, einen etwaigen dramatischen Rückgang des US-Konsums abzufedern. 2. Die Unfähigkeit der globalen Wirtschaftsmächte, auf die Grundlage der globalen Ungleichgewichte ? die Wechselkurssysteme ? einzuwirken. 3. Eine ungeordnete Dollar-Abwertung, denn die US-Währung spielt nicht mehr die Rolle einer globalen Reservewährung, sondern die einer globalen Carry-Trade- bzw. Finanzierungswährung.»
Zwei Hauptrisiken für die Erholung der globalen Wirtschaft
Sarasin erkennt zwei Hauptrisiken für die Erholung der globalen Wirtschaft. Zum einen reicht der Konsumanstieg in den Schwellenländern möglicherweise nicht aus, um den Konsumrückgang in den USA infolge steigender Sparquoten auszugleichen. Der einfachste Anpassungsmechanismus wäre sicherlich eine Neubewertung der Schwellenmarktwährungen, die durch eine Steigerung der Kaufkraft die sparsamen Verbraucher zu Käufen anregen würde. Ein solches Szenario ist jedoch unwahrscheinlich. Sarasin erwartet daher, dass der Dollar-Block weiterhin durch diese nicht dauerhaft haltbaren Wechselkurse eingeschränkt bleibt, sodass sich die G20-Notenbanken mit inflationären Impulsen konfrontiert sehen werden, die gegenläufig sind und ausserhalb ihres Einflussbereichs liegen. Das zweite wesentliche Risiko ist eine ungeordnete Dollar-Abwertung, denn die US-Währung spielt nicht mehr die Rolle einer globalen Reservewährung, sondern die einer globalen Carry-Trade- bzw. Finanzierungswährung (vielleicht wird sie über weite Strecken des laufenden Jahrzehnts die bisherige Position des Yen einnehmen).
Auswirkungen auf unsere globale Anlagestrategie
Eine ausschliesslich reflationsbasierte Asset Allocation wäre verlockend. In Anbetracht des Ausmasses und der Dauer der laufenden Rally, des Anstiegs der Bewertungsniveaus sowie der einzigartigen Auf- und Abwärtsrisiken empfiehlt Sarasin jedoch einen breiteren, taktischeren Ansatz. Sarasin rät den Anlegern, ihre Positionen in Unternehmensanleihen leicht zu reduzieren. Langfristig erkennen wir strategische Chancen bei Schwellenmarktanleihen, weshalb wir den Anlegern empfehlen, auf Staatsanleihen und Schwellenmarkt-Anleihefonds von Drittanbietern zu setzen. Wir stellen unsere auf China fokussierte Strategie nunmehr auf ein breiteres Portfolio um, in dem Südamerika, Osteuropa, die Golf-Staaten und gegebenenfalls Afrika Berücksichtigung finden. Der Schwerpunkt des verbleibenden China-Exposure wird auf inländischen Wachstumsthemen liegen, wobei vor allem die inländische Konsumnachfrage, Bildung und Gesundheit zu nennen sind. Überdies empfiehlt Sarasin ein signifikantes Aktien-Exposure, wobei wir im Rahmen unseres Themas Unternehmensrestrukturierung einen besonderen Schwerpunkt auf Finanzwerte legen. Daneben raten wir den Anlegern, ihre Positionen in physischem Gold und ihr globales Immobilienengagement zu erhöhen. (sarasin/mc/ps)