Strombranche will 30 Mrd CHF bis 2035 investieren
Die Organisation der Stromverbundunternehmen, swisselectric, sei zu massiven Investitionen bereit, erklärte in deren Namen Axpo-Chef Heinz Karrer am Donnerstag in Bern vor den Medien. Man unterstütze dabei die Strategie des Bundesrats mit den Säulen Energieeffizienz, erneuerbare Energien, Grosskraftwerke und Energieaussenpolitik.
Mix von Massnahmen
Die Stromversorgungssicherheit könne nur mit einem breiten Mix von gleichzeitig zu treffenden Massnahmen gelingen. Für erneuerbare Energien inklusive Wasserkraft sieht swisselectric Investitionen von 8 bis 10 Mrd CHF vor und für den Bau von zwei bis drei Kernkraftwerken (KKW) solche von 10 bis 12 Mrd CHF.
Bau von Gaskombikraftwerken: Kosten von 2 Mrd CHF
Für den Bau von höchstens fünf Gaskombikraftwerken rechnet die Strombranche mit Kosten von 2 Mrd CHF. Für Netzausbauten sind 2 bis 3 Mrd CHF veranschlagt und für drei Pumpspeicherkraftwerke 3 Mrd CHF. Dies ergäbe Gesamtinvestitionen von 25 bis 30 Mrd CHF. Die potenziellen Investoren seien dafür bereit, hiess es.
Moderater Ausbau der Wasserkraft
Bei den erneuerbaren Energien und der Energieeffizienz steht ein moderater Ausbau der Wasserkraft im Vordergrund. Überdies erachtet swisselectric den Mitteleinsatz für Biomasse als sinnvoll. Die Kunden seien verstärkt für den effizienten Stromeinsatz zu sensibilisieren und motivieren.
Weder Windenergie noch Geothermie
Windenergie sei keine Option für die Versorgungssicherheit, sagte Karrer. Geothermie sei technisch nicht gesichert, und die Photovoltaik sei wirtschaftlich begrenzt.
KKW: Sicherstellung der Stromversorgung
Neue KKW – so swisselectric – dienten der Sicherstellung einer zuverlässigen und umweltgerechten Stromversorgung. Sie seien nötig als Ersatz für die KKW Beznau I und II sowie Mühleberg und für die auslaufenden Stromimportverträge mit Frankreich. Dabei stehen laut Karrer die bisherigen KKW-Standorte im Vordergrund.
Gaskombikraftwerke als Übergangslösung
Gaskombikraftwerke seien wegen der CO2-Belastung lediglich als Übergangslösung vorgesehen. Sie würden zur Versorgungssicherheit ab 2012 beitragen. Die Anzahl hänge von der zeitlichen Umsetzung der Kernenergiestrategie ab: Je rascher neue KKW ans Netz gehen könnten, desto weniger Gaskombikraftwerke würden benötigt.
Netzausbauten notwendig
Nötig seien auch Netzausbauten, hielt swisselectric fest. Schon heute gelangten die Leitungsnetze an den Rand ihrer Kapazität. Ein Ausbau sei vor allem nötig bei den Übertragungsnetzen (Hoch- und Mittelspannung). Pumpspeicherkraftwerke schliesslich seien die Reservetanks und sicherten die Versorgung bei Bedarfsspitzen.
Dringlichkeit der Investitionsentscheide
swisselectric verwies ausdrücklich auf die Dringlichkeit der Investitionsentscheide. Die Politik müsse zügig vorgehen bei der Vorgabe der Rahmenbedingungen. Dazu gehörten die CO2-Kompensation und der Zeitbedarf von der Rahmenbewilligung für ein neues KKW bis zu dessen Inbetriebnahme; hier wird mit 15 bis 18 Jahren gerechnet.
Stromengpässe ab 2012 erwartet
Einzelne Projekte hätten einen hohen Zeitbedarf auf und müssten umgehend begonnen werden. Denn mit dem Auftreten von Stromengpässen sei bereits ab dem Jahr 2012 zu rechen, lange vor der eigentlichen Stromversorgungslücke. Im Jahr 2035 würden in der Schweiz zwischen 25 und 30 Mrd kWh des benötigten Stroms von 77 Mrd kWh fehlen. (awp/mc/ar)