Am 1. Januar 2009 wurde der erste Schritt zur Öffnung des Schweizer Strommarktes vollzogen. Wie in anderen Strommärkten erfolgt der Übergang vom Monopol zum freien Markt schrittweise. Zunächst können lediglich Grosskunden ab einem Jahresverbrauch von 100’000 kWh ihren Stromlieferanten frei wählen. Anschliessend wird der Markt voraussichtlich ab dem 1. Januar 2013 für den Rest der Stromverbraucher, auch für Privatkunden, geöffnet.
Definition der notwendigen Strombeschaffungsstrategie
Es stellen sich für Schweizer Grosskunden in der Folge eine ganze Reihe von strategischen Fragen, um ihre nun notwendige Strombeschaffungsstrategie zu definieren: Sollen Unternehmen die Stromlieferverträge bereits jetzt offensiv ausschreiben oder vorerst doch in der Grundversorgung des lokalen Lieferanten bleiben? Sollen sie den gesamten Stromverbrauch gebündelt von einem Lieferanten beziehen oder auf mehrere Lieferanten verteilen?
Umfrage unter den grössten Stromkunden
Die von Arthur D. Little durchgeführte Befragung einer Auswahl der grössten privaten Schweizer Stromkunden setzte genau auf diesen Fragestellungen auf, indem die gängige Praxis der Strombeschaffung und der aktuelle Stand des Wettbewerbs im Grosskundenmarkt in der Schweiz erhoben wurden. Die Befragung lieferte dabei unter anderem die folgenden Erkenntnisse:
? Insgesamt haben sich die betroffenen Grosskunden bereits gut auf die neue Situation eingestellt. So verfügen die Unternehmen meist über einen soliden Wissens- und Informationsstand bezüglich ihrer Möglichkeiten auf dem liberalisierten Strommarkt. Auch das Informationsangebot seitens der Versorger wird durchwegs als positiv eingeschätzt.
? Gleichzeitig ergab die Befragung jedoch auch, dass der erhoffte Wettbewerb ? bislang zumindest ? noch grösstenteils ausgeblieben ist. Nur jeder zehnte der befragten Stromkunden hat inzwischen den Anbieter aufgrund eines attraktiveren Angebots gewechselt. Zwei Drittel der befragten Unternehmen hingegen verfügten über keinerlei Angebote alternativer Versorger. Als Hauptgrund für diese Situation wird die mangelhafte Regulierung des Schweizer Strommarktes gesehen.
? Dabei sind Grosskunden im Allgemeinen durchaus bereit, ihren Versorger zu wechseln. Vor allem die zuletzt gestiegenen Strompreise für Grosskunden haben die Bedeutung des Preises als Wechselmotiv noch einmal erhöht. Doch auch so genannte «Value Added Services», also Zusatzdienstleistungen wie z.B. die Absicherung gegenüber Wettereinflüssen oder das Outsourcing des Stromeinkaufs, spielen bei der Strombeschaffungsstrategie vieler Unternehmen vermehrt eine Rolle.
Wettbewerb nicht vernachlässigern
Paco Hauser, Partner bei Arthur D. Little in Zürich, über die Ergebnisse: «Auch wenn Grosskunden derzeit den Wettbewerb im Schweizer Strommarkt nur begrenzt wahrnehmen, so sollten sie sich dennoch mit der Thematik eingehend beschäftigen, indem eine eigene Strombeschaffungsstrategie definiert und die Entwicklungen am Markt aufmerksam verfolgt werden.» Mit der Überprüfung der Wettbewerbssituation am Strommarkt durch die Wettbewerbskommission, sowie einer möglichen Revision des Stromversorgungsgesetzes besteht die Chance, dass der Wettbewerb am Strommarkt mittelfristig an Intensität zunimmt. Als Folge werden sich die Chancen für Stromkunden erhöhen, spürbare Kostenvorteile erzielen zu können.
Expertenrunde
Arthur D. Little wird im Rahmen der Executive-Insight-Reihe am 2. Dezember 2009 unter dem Titel «Ein Jahr Strommarktliberalisierung ? Ist der Wettbewerb angekommen?» mit einer Expertenrunde diese Thematik eingehend erörtern. Informationen zur Veranstaltung sind auf www.adlittle.ch unter Über uns/Events abrufbar. (arthur d. little/mc/ps)