Stromversorgung lässt sich ohne neue AKWs sichern

Mit Bern unterstützte noch eine dritte kernkraftkritische Stadt die Arbeit der Forschungsbüros Infras und TNC. Die Autoren gehen – unter Berufung auf die grossen Stromverbund-Unternehmen – davon aus, dass im Jahr 2035 ein zusätzlicher Strombedarf von 30 Terrawattstunden besteht. Um diesen zu decken, empfiehlt die Studie milliardenschwere Investitionen in die Stromeffizienz und in erneuerbare Energien.


Grosskraftwerke unwirtschaftlich
Etwa 11 Terrawattstunden des zusätzlichen Strombedarfs könnten durch erneuerbare Energien gedeckt werden, weitere 19 TWh liessen sich dank Energieeffizienz einsparen. Dieses Szenario bringe eine höhere Wertschöpfung und schaffe mehr Arbeitsplätze, sagte Studienautor Rolf Iten vor den Medien in Bern. Das Alternativ-Szenario – Deckung des Bedarfs durch den Bau von Grosskraftwerken, darunter als Hauptbrocken zwei Kernkraftwerke – sei dagegen unwirtschaftlich. «Mit Investitionen in neue Atomkraftwerke würde die Schweizer Volkswirtschaft Verluste machen», wird in der Studie betont.


WWF Schweiz sieht sich bestätigt
Der WWF Schweiz, einer der Auftraggeber, sieht sich in seiner Haltung bestätigt. «Unser Szenario ist nicht nur eine Alternative, es ist die bessere Lösung», sagte WWF-CEO Hans-Peter Fricker. «Atomkraftwerke führen sowohl ökologisch wie ökonomisch in die Sackgasse.» Um dies zu vermeiden, braucht es neue Rahmenbedingungen, wie die Studie betont. Für den Genfer Ständerat und ehemaligen Staatsrat Robert Cramer braucht es «mehr Gestaltungswillen auf nationaler Ebene».


«Widersprüchliche Vier-Säulen-Strategie des Bundesrats»
Die Vier-Säulen-Strategie des Bundesrats sei widersprüchlich, betonte der grüne Politiker und forderte «klare Prioritäten». Der Bund müsse ehrgeizige Ziele festlegen, um das Stromspar-Potenzial auszuschöpfen, und er müsse erneuerbare Energien auch als Chance für die Wirtschaft wahrnehmen und fördern. Als wichtigstes energiepolitisches Instrument empfiehlt die Studie eine staatsquotenneutrale Stromlenkungsabgabe, die an die Bevölkerung und Wirtschaft zurückerstattet wird. Gute Erfahrungen habe damit der Kanton Basel-Stadt gemacht, betonte Regierungsrat Christoph Brutschin.


Zu tiefe Strompreise?
«Die Lenkungsabgabe ist bei uns etabliert», sagte er. «Und es gibt keinerlei Anzeichen, dass sie der Wirtschaft schadet.» Basel habe die Lenkungsabgabe schon 1999 eingeführt und liege seither beim Stromververbrauch deutlich unter dem nationalen Trend, bei der Wirtschaftsentwicklung aber deutlich darüber. Für die Lenkungsabgabe will sich auch der WWF einsetzen. Ihm schwebt eine Verdoppelung der Strompreise bis 2018 vor, wie CEO Fricker in Bern sagte. Die heutigen Preise gehörten zu den tiefsten in Europa, «es liegt also noch etwas drin, ohne dass es die Haushalte und die Wirtschaft allzu sehr schmerzen würde». (awp/mc/ps/15)

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