Studie: 41% der Investment-Management-Industrie schreibt rote Zahlen
Die finanziellen Top-Performer der Industrie wenden meist systematische Kostensenkungsmethoden wie Business Process Improvement (BPI) oder Lean Six Sigma an. Kostenkennzahlen sind zu einem entscheidenden Faktor geworden, der im gesamten Spektrum der Asset-Manager über Erfolg oder Misserfolg entscheidet, meint der Direktor des SimCorp StrategyLab, Professor Ingo Walter.
Systematische Kostensenkungsmethode fehlen häufig
Knapp die Hälfte (43 %) der in der Global Investment Management Cost Survey 2009 befragten Investmentgesellschaften haben in den letzten zwei Jahren Kostensenkungsprojekte durchgeführt. Davon zielte mehr als die Hälfte (55 %) auf die Reduzierung der Personalkosten ab. Von allen untersuchten Unternehmen konnten durchschnittlich nur 41 % die erzielten Kosteneinsparungen über einen Zeitraum von mehr als zwölf Monaten aufrecht erhalten. Es gibt Anlass zu ernster Besorgnis, dass fast drei Viertel (73 %) der befragten Unternehmen keine systematische Kostensenkungsmethode anwenden – und dies, obgleich 72 % angeben, dass das Kosten-Management aufgrund des gegenwärtigen Marktumfelds etwas oder erheblich an strategischer Bedeutung gewonnen hat.
Aktive Aktien- oder Multi-Boutique-Anlagestrategie bevorzugt
Wie aus den Ergebnissen ausserdem hervorgeht, überprüfen die effizientesten Investmentgesellschaften mit einer Kostenquote unterhalb von 85 % alle sechs Monate mit Hilfe von Kostensenkungsmethoden wie BPI oder Lean Six Sigma ihre Kostenstrukturen und halten bei ihren Kostensenkungsprojekten, die in der Regel auf 7 bis 12 Monate ausgelegt sind, Rücksprache mit externen Beratern. In Bezug auf die Investmentstrategie lässt sich aus den Ergebnissen schliessen, dass die Investment-Management-Gesellschaften mit der besten Kostenquote eine aktive Aktien- oder Multi-Boutique-Anlagestrategie verfolgen. «Die Daten scheinen darauf hinzudeuten, dass Investment-Management-Gesellschaften, die ein Konzept der kontinuierlichen Kostenoptimierung anwenden, finanziell am besten dastehen. Dies trifft auch auf die bestgeführten Unternehmen im Fertigungsbereich (z. B. Toyota) zu, die intensive Nutzer von BPI- und Lean Six Sigma-Methoden sind; auch sie gehören tendenziell zu den Top-Performern in ihren jeweiligen Industriesegmenten», meint Kosten-Management-Spezialist Professor Michael Pinedo von der Stern School of Business, New York University.
Wettbewerbsdruck dürfte sich verstärken
Mit Blick in die Zukunft sind 71 % der Ansicht, dass der zunehmende Wettbewerb den Druck verstärken wird, die betrieblichen Kostenstrukturen zu überdenken; 66 % gehen davon aus, dass aufsichtsrechtliche Veränderungen eine Kostenrestrukturierung erfordern werden. 61 % rechnen zudem mit einem wachsenden Druck von Aktionären und Investoren. Quer durch die Branche scheint sich die Auffassung durchzusetzen, dass eine Automatisierung der Prozesse im nächsten Dreijahreszeitraum die wichtigste Kostensenkungsstrategie sein wird (41 %). Dafür spricht auch, dass 46 % höhere Kosteneffizienz, optimierte Prozesseffizienz und höhere betriebliche Effizienz durch Automatisierung als wichtigste künftige Kostenmanagement-Aspekte einschätzen.
Kunden achten genauer auf Effizienz und Wertentwicklung
Professor Ingo Walter, Direktor des SimCorp StrategyLab, kommentiert die Umfrageergebnisse wie folgt: «In den äusserst angespannten Finanzmärkten der letzten Jahre sind Kostenniveaus und Strukturen der Asset-Management-Industrie in den Mittelpunkt gerückt, da Kunden genauer als bisher auf die Effizienz und Wertentwicklung ihres Portfolios achten. Kostenquoten sind inzwischen ein ausschlaggebender Faktor, der bei den Anlageverwaltern die Spreu vom Weizen trennt. Sie entscheiden über die Größe des verwalteten Vermögens ebenso wie über die Profitabilität der Unternehmen, die dieses Vermögen verwalten. Dieser Trend dürfte sich auch künftig fortsetzen. Nur wenige statistische Ergebnisse im modernen Finanzwesen schlagen sich so ausdauernd und hartnäckig nieder wie der Einfluss von Ausgaben, beispielsweise auf die gesamte Fonds-Performance über eine Reihe von Finanzmarkt-Zyklen. Deshalb fallen Produkt- und Prozesskosten in den Vermögensverwaltungsgebühren, die Kunden berechnet werden, immer stärker ins Gewicht.»
Weltweite Studie
Die weltweite Kostenstudie in der Investment-Management-Industrie wurde vom SimCorp StrategyLab initiiert und vorbereitet. Die Befragungen wurden von The Nielsen Company durchgeführt. Die Studie basierte auf 100 CATI-Befragungen unter Teilnehmern, die aus Investment-Management-Unternehmen auf der ganzen Welt zufällig ausgewählt wurden. Der Tätigkeitsschwerpunkt der kontaktierten Personen lag im Kosten-Management, und/oder sie hatten die strategische Verantwortung und/oder Entscheidungsbefugnis im Kosten-Management; bei allen handelte es sich um Mitglieder des Aufsichtsrats oder des Vorstands. Die Befragungen wurden im Juni und Juli 2009 durchgeführt. (simcorp/mc/ps)
SimCorp StrategyLab
SimCorp StrategyLab ist ein unabhängiges Forschungsinstitut unter der Leitung von Herrn Ingo Walter und Seymour Milstein, Professor of Finance, Corporate Governance and Ethics an der Stern School of Business (New York University). Das SimCorp StrategyLab konzentriert sich in seiner Forschungsarbeit darauf, Wege zu finden, um Risiken zu mindern, Kosten zu reduzieren und Wachstum im Investment Management zu ermöglichen.