Studie der Bank Sarasin: Europäische Medikamentenhersteller sozialer und ökologischer als US-Unternehmen

Nicht erst seit dem Vioxx-Skandal steht die Pharmaindustrie in der Kritik. Aggressive Marketing- und Vertriebspraktiken sowie Nebenwirkungen von Medikamenten haben zu einem grossen Vertrauensverlust geführt. Auch Investoren sind skeptischer geworden. Dies steht in starkem Kontrast zum grossen sozialen Nutzen von Pharmaprodukten.

Studie über soziale und ökologische Verträglichkeit der Pharmaunternehmen
In ihrer Studie «Packungsbeilage für Investoren» hat die Bank Sarasin & Cie AG die weltweit grössten Pharmaunternehmen auf ihre soziale und ökologische «Verträglichkeit» überprüft. «Die zentralen Themen der Studie waren: Zugang zu Medikamenten in Entwicklungsländern, Marketingpraxis der Unternehmen, ökologische Faktoren in der Produktion sowie Arzneimittelrückstände in der Umwelt», erklärt Andreas Holzer, Nachhaltigkeitsanalyst bei der Bank Sarasin und Autor der Studie.

Entwicklungsländer stärker berücksichtigt, aber klarer Fokus auf Industriestaaten
Bislang verkauft die pharmazeutische Industrie rund 80 Prozent ihrer Produkte an nur ein Fünftel der Weltbevölkerung. Gemäss Sarasin-Studie gibt es jedoch positive Ansätze in der Branche, Medikamente auch armen Ländern günstig abzugeben: So bieten zum Beispiel die meisten Hersteller bei bedeutsamen Medikamenten wie gegen HIV/Aids Preisreduktionen für Entwicklungsländer an. Nach wie vor engagieren sich die Pharmakonzerne vor allem in der Entwicklung von Medikamenten gegen Krankheiten, die in industrialisierten Staaten vorkommen. Allerdings betreiben einige Hersteller auch nicht gewinnorientierte Forschungsaktivitäten. Führend sind hierbei GlaxoSmithKline, sanofi-aventis und Novartis, die eine breite Palette an Forschungsprojekten zu Krankheiten wie Malaria oder Dengue-Fieber finanzieren. Nachholbedarf haben hier unter anderem Eli Lilly und Pfizer.

Verbesserungsfähige Marketingpraxis
Die Experten der Bank Sarasin untersuchten ebenfalls, inwieweit die Unternehmen ethische Aspekte im Marketing berücksichtigen. Problematische Praktiken sind etwa die unzulässige Ausdehnung der Anwendungsgebiete von Medikamenten, die selektive Informationspolitik zu klinischen Versuchen und Geschenke an Ärzte. Als teilweise bedenklich bewertet die Bank Sarasin das Verhältnis von Marketing- zu Forschungsausgaben: So gibt Bristol-Myers Squibb beispielsweise mit rund 5 Milliarden Euro mehr als das Doppelte für Marketing und Administration wie für Forschung und Entwicklung aus. Die Marketingpraxis der Unternehmen Roche und Novo Nordisk schnitt am besten ab.

Hohes Umweltschutzbewusstsein Arzneimittelrückstände stellen Risiko dar
Obwohl die Pharmaindustrie ebenfalls zum Treibhauseffekt, dem Ressourcenverbrauch und der Abfallproduktion beiträgt, ist die Produktion grösstenteils ökoeffizient gestaltet. Der Umgang mit Umweltrisiken hat generell ein hohes Niveau erreicht. Der Grossteil der Pharmaunternehmen begegnet dem Problem der Wirkstoffrückstände in der Umwelt mit Forschungsprojekten. Bislang gibt es wenig Hinweise auf kurzfristige substanzielle Umwelt- und Gesundheitsrisiken. Nach Einschätzung der Bank Sarasin könnte aber die Bedeutung des Themas – auch aus
regulatorischer und juristischer Sicht – zunehmen. Beispielsweise GlaxoSmithKline, Novartis und sanofi-aventis haben daher mit detaillierten Untersuchungen zur Ökotoxikologie ihrer Produkte begonnen.

Novartis und Roche überdurchschnittlich
Die Studie kommt zu dem Ergebnis, dass vor allem die europäischen Pharmakonzerne in der Umwelt- und Sozialbewertung führend sind. Dabei schneidet die dänische Novo Nordisk mit dem bestmöglichen Rating ab. Novartis und Roche sowie der britische Pharmahersteller GlaxoSmithKline und die französische sanofi-aventis erhalten eine überdurchschnittliche Bewertung. Investments in diese Unternehmen sind also unter Berücksichtigung von Umwelt- und Sozialkriterien durchaus vertretbar. Auch aus finanzieller Sicht rechnet sich die Nachhaltigkeit: «Diese Unternehmen profitieren von einer effizienteren Produktion, einer besseren Reputation und kleineren Risiken durch rechtliche Auseinandersetzungen.»



  Studie der Bank Sarasin: Schweizer Unternehmen gut positioniert

Schlusslicht der Studie ist – trotz eines guten Preisreduktionsprogramms für HIV/Aids-Medikamente für Entwicklungs- und Schwellenländer – das US-Unternehmen Merck & Co. Hier fielen nicht nur Produkthaftungsrisiken und problematische Marketingmethoden ins Gewicht, sondern auch das unterdurchschnittliche Abschneiden in anderen Kriterien, insbesondere im ökologischen Bereich.

(Sarasin/mc/hfu)




Weitere Auskünfte

Dr. Benedikt Gratzl, Corporate Communications, Media Relations
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Andreas Holzer, Sustainability Research
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Bank Sarasin & Cie AG
Die 1841 gegründete Bank Sarasin ist eine der führenden Privatbanken der Schweiz. Zum Kerngeschäft gehören die Anlageberatung und die Vermögensverwaltung für private und institutionelle Kunden sowie das Fondsgeschäft. Anlagestiftungen, Corporate Finance, Brokerage und Finanzanalyse ergänzen das Dienstleistungsangebot. Die Sarasin-Gruppe – mit Hauptsitz in Basel (Schweiz) – beschäftigt über 1?100 Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter. Neben dem Hauptsitz in Basel hat die Bank in der Schweiz Niederlassungen in Zürich, Genf und Lugano. International ist die Sarasin-Gruppe mit Tochtergesellschaften in Dubai, Guernsey, Hongkong, London, Luxemburg, München, Paris und Singapur vertreten. Die Bank Sarasin ist eine Aktiengesellschaft und ihre Aktien sind an der Schweizer Börse SWX kotiert.
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