Das ist das Ergebnis der aktuellen Studie «Luxury Goods Worldwide Market», welche die Unternehmensberatung Bain & Company gemeinsam mit dem führenden italienischen Verband der Luxusgüterhersteller Fondazione Altagamma zum neunten Mal durchgeführt hat.
Wachstum in China stützt
Die entscheidenden Faktoren für diese rasche Markterholung sind laut Bain & Company die zweistelligen Zuwächse im zweiten und dritten Quartal dieses Jahres, die schnelle Rückkehr der Luxuskonsumenten weltweit in die markeneigenen Geschäfte, das weiterhin starke Wachstum in China, die Umsatzerholung des grössten Einzelmarktes USA sowie die guten Verkaufszahlen in den Bereichen Lederwaren, Schuhe und Accessoires. «Die Luxusbranche ist zwar noch nicht ganz über den Berg. Aber in den entscheidenden Märkten und Vertriebskanälen sind Wachstumssignale zu erkennen, die eine vollständige Erholung auf Vorrezessionsniveau vermuten lassen», sagt Dr. Rudolf Pritzl, Partner und Konsumgüterexperte bei Bain & Company.
Trendwende
Gegenüber dem Vorjahr werden die diesjährigen Umsatzzuwächse der Luxusgüterbranche bei zehn Prozent liegen. Im letzten Quartal 2009 ging eine sechs Quartale andauernde Periode rückläufiger Umsätze zu Ende und erstmals konnten wieder Umsätze auf Vorkrisenniveau erzielt werden. Im ersten Quartal 2010 legte der Umsatz der Luxusgüterindustrie bereits um sechs Prozent zu, im zweiten Quartal um 16 Prozent, im dritten Quartal um 13 Prozent und im vierten Quartal werden voraussichtlich fünf Prozent Wachstum gegenüber dem Vorjahreszeitraum erreicht. Bain sieht den Luxusgütermarkt 2011 zu einem etwas flacheren Wachstum in einer Grössenordnung von drei bis fünf Prozent zurückkehren. Abhängig von der Entwicklung des Euro und Dollar können diese Zahlen aber auch höher oder niedriger ausfallen.
Markenstores als Umsatztreiber
Die Erholung der Luxusgüterindustrie basiert im Wesentlichen auf den Ergebnissen der direkt von den Unternehmen betriebenen Markenstores. Hier kletterten die Umsätze im laufenden Jahr um 20 Prozent, während der Verkauf über Warenhäuser und den Grosshandel nur um sechs Prozent wuchs. «Die Verlagerung von Wholesale auf Retail ist ein Zeichen, dass die Luxusmarken ihr Schicksal stärker in die eigene Hand nehmen», sagt Rudolf Pritzl. «Wir stehen offensichtlich am Beginn eines Jahrzehnts, in dem sich das Gewicht stärker auf die Markenhersteller verlagert, die mit dem besten Retailmanagement aufwarten, ein überzeugendes Einkaufserlebnis bieten und über das höchste Investitionsvolumen verfügen.»
Online-Verkäufe legen zweistellig zu
Auch andere Vertriebswege gewinnen an Bedeutung. Die Online-Verkäufe von Luxusgütern wuchsen mit 20 Prozent im Vergleich zum gesamten Internetverkauf überdurchschnittlich und werden 2010 voraussichtlich eine Gesamtsumme von 4,2 Milliarden Euro erreichen. 30 Prozent der Online-Verkäufe von Luxuswaren erfolgen mit Preisnachlässen, während 70 Prozent zum vollen Preis abgewickelt werden können. Die Outletstores der Luxusmarken werden 2010 voraussichtlich ein Umsatzvolumen von 8,2 Milliarden Euro erreichen und damit seit 2007 eine durchschnittliche Steigerungsrate von 12 Prozent pro Jahr realisiert haben.
Eher bescheidenes Wachstum in Europa
In China, so die Analyse von Bain & Company, erreicht die Luxusgüterindustrie 2010 einen Zuwachs von 30 Prozent gegenüber dem Vorjahr, was einem Umsatzvolumen von 9,2 Milliarden Euro entspricht. Im gesamten asiatischen Raum (ausgenommen Japan) ist 2010 mit einem Wachstum von 22 Prozent zu rechnen. Die Verkaufszahlen in den USA werden in diesem Jahr um 12 Prozent auf 46 Milliarden Euro steigen und damit wohl den grössten absoluten Umsatzanstieg des Jahres ausmachen. In Europa rechnet Bain 2010 mit sechs Prozent Wachstum auf 62 Milliarden Euro. Nur in Japan sinkt das Geschäft mit Luxusartikeln in diesem Jahr erneut um ein Prozent. Die reiferen Luxuskonsumenten in Japan verringern nach wie vor ihre Ausgaben, während die Jüngeren traditionelle Luxusmarken eher meiden.
Markterholung in sämtlichen Kernproduktkategorien
Die Markterholung im Luxusgütersektor findet in allen Kernproduktkategorien statt. Bei Kleidung rechnet Bain mit einem Zuwachs von acht Prozent. Der Bereich «Hard Luxury Goods» – also Uhren, Schmuck oder Autos – wird um 13 Prozent wachsen. Die Verkaufszahlen für Lederwaren, Accessoires und Schuhe werden um 16 Prozent zulegen und könnten bald den Bereich Kleidung – traditionell das grösste Segment in der Luxusgüterindustrie – übertreffen. Bei Parfum- und Kosmetikprodukten rechnet Bain 2010 mit einer Steigerungsrate von vier Prozent. «Der Anstieg der Umsätze bei Accessoires wird sich fortsetzen, da die Kunden bei Taschen oder Schuhen weniger zu Kompromissen bereit sind, wenn sie auch oft Luxus- und Nicht-Luxuskleidung miteinander kombinieren», ergänzt Rudolf Pritzl.
Chinesen, Männer und Junge als Luxus-Shopper
«Mit zunehmendem Abflauen der Krise lässt sich die Entwicklung zahlreicher neuer Verhaltensweisen und Trends beobachten», meint Pritzl. «Die Luxus-Shopper dieses Jahrzehnts sind die Chinesen, die Männer und die jungen Käufer. Marken, die die Bedürfnisse dieser neuen Segmente erfüllen, haben die besten Chancen, auch im kommenden Jahrzehnt weiter zu wachsen.» (Bain & Company/mc/ps)
Über die Studie
Bain & Company hat in Zusammenarbeit mit Fondazione Altagamma – dem führenden italienischen Verband der Luxusgüterhersteller – den Markt und die Ertragslage von 220 weltweit führenden Luxusgüterherstellern und -marken analysiert. Der Unternehmensdatenbestand, der unter der Bezeichnung «Luxury Goods Worldwide Market Observatory» bekannt ist, hat sich zu einer führenden und weltweit beachteten Quelle für die internationale Luxusgüterindustrie entwickelt. Bain & Company veröffentlicht die Ergebnisse seiner jährlichen Erhebung in der Studie «Luxury Goods Worldwide Market», die im Jahr 2000 erstmalig erschien.