Die Untersuchung «Shifting Centers of Gravity – The End of the Automotive Industry as we know it?» von Arthur D. Little zeigt Zukunftsszenarien und wichtigste Handlungsfelder auf, wie das Beratungsunternehmen am Donnerstag mitteilte,
China weltweit auf Einkaufstour
Beschleunigt durch die Finanzkrise verändert sich durch die Entwicklung der BRIC-Staaten das wirtschaftliche Weltgefüge. So verfügen die Staaten mittlerweile nicht nur über genügend Kaufkraft, sondern ebenfalls über sehr viel Kapital, das nun in Beteiligungen und Akquisitionen zum Einsatz kommt. Erst vor ein paar Tagen hat der chinesische Premier Wen Jiabao öffentlich erklärt, weltweit auf Einkaufstour gehen zu wollen. Der Produktionsstart des Kleinwagens Tata Nano in Indien, das Interesse chinesischer Autobauer an Opel und Volvo sowie die massiven Probleme der einstmaligen Giganten General Motors und Chrysler sind weitere Ereignisse, die die Dynamik und die Dimensionen dieser Prozesse verdeutlichen. Marc Winterhoff, Director und Leiter Automotive Practice von Arthur D. Little: «Der bislang ‹exklusive› Club der Global Player wird sich bis zum Jahr 2020 um fünf neue Anbieter aus China und einen aus Indien erweitern.»
Sieben zentrale Trends
Im März 2009 haben sich die Berater der Automotive Practice von Arthur D. Little in der Studie «Shifting Centers of Gravity ? the End of the Automotive Industry as we know it?» mit den globalen Verwerfungen der Branche auseinandergesetzt. Die Studie identifizierte sieben zentrale Trends, die die Kräfte und globalen Schwerpunkte in der Automobilindustrie in den nächsten Jahren verschieben werden.
Volumenhersteller geraten unter Druck
So werden insbesondere die etablierten Volumenhersteller unter Druck geraten, weil die Emerging OEMs sich auf das neue globale Mittelsegment fokussieren und dort vor allem auf die Volumenhersteller treffen. Die Kunden dieser neuen Märkte fragen verstärkt nach Fahrzeugen mit guten Basisfunktionalitäten bei gleichzeitigem Wegfall zusätzlicher Bonusfeatures; zudem sind die Kunden äusserst preisbewusst. Für die etablierten Volumenhersteller wird es schwer werden, ihre ambitionierten Wachstumsziele vor dem Hintergrund der schnell stärker werdenden Emerging OEMs tatsächlich zu erreichen.
Glasklare Strategie in China
Besonderes Augenmerk sollten die etablierten Hersteller auch auf die chinesischen Autobauer legen. Marc Winterhoff: «Die chinesischen Automobilproduzenten gehen den Weg vom lokalen zum globalen Anbieter mit einer ganz klaren Strategie: Zuerst streben sie die Marktführerschaft im eigenen Land an, anschliessend erfolgt der orchestrierte Auftritt auf den Emerging Markets in Asien, dem Mittleren Osten sowie Afrika ? zunächst im unteren Preissegment, anschliessend auch in der mittleren Preisklasse. Diese Erfahrungen nutzen sie schliesslich für den Angriff auf die etablierten Märkte.»
Mangelndes Know-how in Kürze aufgeholt
Im Bereich der Emerging OEM wird häufig noch deren fehlendes Know-how ins Feld geführt. Marc Winterhoff: «Hier sehen wir derzeit, dass sie sich über Akquisitionen und dort vorrangig bei den Zulieferern und Entwicklungsdienstleistern das notwendige Know-how beschaffen, um ihre Qualitätsprobleme, fehlende Technologiekompetenz und Managementfähigkeit auszugleichen.» Etablierte Hersteller müssen Strategien entwickeln, um langfristig den exklusiven Zugang zu Technologieinnovationen sicher zu stellen. In der Zwischenzeit arbeiten die chinesischen Hersteller massiv am Ausbau ihrer Kompetenzen hinsichtlich Elektro-Antrieben, da sie darin eine Möglichkeit sehen, einen Wettbewerbsvorteil gegenüber den etablierten Playern zu erzielen. Hier besteht eine grosse Gefahr, da Technologiesprünge, gepaart mit veränderten Kundenanforderungen in der Vergangenheit auch in anderen Industrien zu gewaltigen Verschiebungen der Kräfteverhältnisse geführt haben.
Die Studie «Shifting Centers of Gravity – the End of the Automotive Industry as we know it?» steht unter www.adlittle.ch im Bereich Publikationen/Studien zum kostenlosen Download zur Verfügung. (arthur d. little/mc/ps)