Zu diesen Ergebnissen kommt eine aktuelle Studie des Beratungsunternehmens Mercer, in deren Rahmen 49 multinationale Unternehmen weltweit verglichen wurden. Der Anteil multinationaler Unternehmen, die bei ihren Finanzierungsentscheidungen, bei der Risikobewertung sowie beim Management ihrer Pensionspläne weltweite Regelungen einführen, ist deutlich angestiegen. Eine aktuelle internationale Studie des Beratungsunternehmens Mercer zeigt, dass diese Entwicklung eine Folge der Bemühungen ist, die finanziellen Risiken und Schwankungen zu entschärfen. Die im Rahmen der Studie befragten 49 multinationalen Unternehmen gehen davon aus, dass sich dieser Trend fortsetzen wird.
Höhere Kosten – steigender Druck
David Fogarty, Principal bei Mercer?s Financial Strategy Group in London, meint dazu: «Änderungen der Rechnungslegungsgrundsätze auf nationaler und internationaler Ebene sorgen dafür, dass die Schwankungen bei der Finanzausstattung und bei den Kosten für Altersvorsorgemodelle sich stärker auf die Unternehmensfinanzen auswirken, wodurch das Risikomanagement für Pensionspläne für die Unternehmen eine viel grössere Bedeutung bekommt. Zudem führt die Verschärfung der nationalen gesetzlichen Vorschriften zu steigenden Kosten und zu einem stärkeren Druck von Seiten der Treuhänder der Vorsorgepläne – oder Aufsichtsbehörden – auf die Unternehmen, ihre Vorsorgemodelle mit Geld zu stützen. Die multinationalen Unternehmen reagieren darauf mit einer Steigerung der unternehmenseigenen Ressourcen für die Festsetzung und das Management von Pensionsregelungen.»
Steuerung und globales Management der Pensionspläne
Die Steuerung steht bei multinationalen Unternehmen weiterhin weit oben auf der Prioritätenliste. Grund dafür ist der Wunsch, einen Rahmen zu schaffen, der die finanziellen Risiken und Schwankungen entschärft. Die Mehrzahl der Befragten (62 Prozent) gibt an, dass die Unternehmensspitze Pensionspläne als ein wesentliches unternehmerisches Thema ansieht. Allerdings haben weitere 33 Prozent den Eindruck, dass sie zwar auf der Tagesordnung stehen, aber nicht ausreichend deutlich erkennbar sind und 10 Prozent der Unternehmen haben nicht den Eindruck, dass Pensionssparpläne überhaupt auf der Tagesordnung stehen.
Gestaltung des Leistungspakets
Entsprechend der allgemeinen Abkehr von leistungsorientierten Plänen schränken die multinationalen Unternehmen die Auswahl der Pensionspläne für neu eingestellte Mitarbeiter weiter ein. In allen Regionen hat sich der Prozentsatz der Befragten, in deren Regelungen für neu eingestellte Mitarbeiter nur beitragsorientierte Pläne vorgesehen sind, von 31 Prozent im Jahr 2004 auf 61 Prozent im Jahr 2008 fast verdoppelt. Über die Hälfte der Befragten weltweit haben ihre Pläne mit Leistungsprimat für neue Mitglieder oder für einen künftigen Zuwachs für bestehende Mitglieder geschlossen. Hinzu kommt die Einführung eines beitragsorientierten Plans. Regional gesehen verfügen in Europa 80 Prozent der Befragten über eine globale Regelung, um neu eingestellten Mitarbeitern Leistungen mit Hilfe von beitragsorientierten Plänen zu gewähren. Im Gegensatz dazu ist dies bei 42 Prozent der Befragten in Nordamerika der Fall.
Risiken mindern
«Änderungen an den Leistungen sind ein Hebel, mit dem die Unternehmen die Risiken verringern können. Mit der Einführung globaler Regelungen für die Gestaltung von Leistungspaketen erhalten die Führungsebenen der Unternehmen mehr Kontrolle über die Gestaltung der Leistungen, was dazu beiträgt, die Risiken und Kosten der Altersvorsorge zu verringern», sagte Adrian Hartshorn, in New York ansässiger Principal der Financial Strategy Group.
Finanzierung von Pensionsplänen
Die Finanzierung von Pensionsplänen ist aufgrund ihrer unmittelbaren Auswirkungen auf den Cashflow und der eingehenden Überprüfungen durch Aufsichtsbehörden oft der erste Bereich, der von multinationalen Unternehmen für eine Aufnahme in eine globale Regelung ausgewählt wird. 2002 erklärten 76 Prozent der Befragten, dass sie keinerlei globale Finanzierungsregeln aufgestellt hätten. 2008 war dieser Anteil dramatisch auf nur 9 Prozent gefallen. 50 Prozent der multinationalen Unternehmen ohne globale Finanzierungsregelungen gaben an, dass die Ziele entweder auf gesetzlich vorgeschriebenen Mindestanforderungen an die Finanzierung oder auf einer buchhalterischen Messgrösse beruhen. Der Anteil der Unternehmen, die in irgendeiner Form über globale Finanzierungsregelegungen verfügen, stieg zwischen 2004 und 2008 leicht an (61 Prozent bzw. 71 Prozent). Von denjenigen Unternehmen, die über keine oder nur über eine regionale Regelung verfügen, rechnet allerdings über die Hälfte in den kommenden zwei Jahren mit einem Wechsel zu einer globalen Regelung.
Komplexe Wechselwirkung
«Der Anstieg verlief nicht so schnell wie wir erwartet hatten», kommentierte Adrian Hartshorn. «Grund dafür ist wahrscheinlich die komplexe Wechselwirkung zwischen der vom Unternehmen gewünschten Finanzierungspolitik und den örtlich geltenden Finanzierungsbestimmungen. Wenn eine globale Regelung für die Finanzierung vorhanden ist, wird als wichtigster Faktor für die Priorisierung der länderübergreifenden Finanzierung das Vorhandensein von Überschüssen herangezogen. Die Teilklärung der Frage, wie das Vorhandensein von Überschüssen buchhalterisch zu behandeln ist, wird vor dem Hintergrund dieser erhöhten Bedeutung wahrscheinlich eine Rolle spielen.»
Verbesserter Informationsfluss
Die Mehrheit der Unternehmen überwacht inzwischen ihre Finanzierung mindestens jährlich, während bei vielen Vermögenswerten die Wertentwicklung zentral noch häufiger – oftmals vierteljährlich oder sogar monatlich – überwacht wird. Der gestiegene Einsatz globaler Hinterlegungsstellen macht diesen regelmässigen Informationsfluss noch besser durchführbar als in der Vergangenheit.
Anlagen
Der Anteil der Unternehmen, die eine globale Anlagenpolitik festlegen, ist erheblich gestiegen. 60 Prozent geben an, dass sie einen gewissen globalen Ansatz bei der Festlegung von Anlagezielen und Anlagestrategien für leistungsorientierte Pläne verfolgen. 2004 lag dieser Anteil bei 46 Prozent. Bei der Anlagenpolitik sind der Einsatz eines Investitionsausschusses und die Messung der Managementleistung am weitesten verbreitet. Weitere verbreitete Vorgehensweisen sind Rahmen-vorgaben für die Asset Allocation und die Einrichtung von Prozessen, mit denen diese Rahmenvorgaben überprüft werden. Nach Angaben der Befragten waren die beliebtesten Derivate 2008 Zinsswaps (39 Prozent), Aktienoptionen (22 Prozent), Inflationsswaps (20 Prozent), Credit Default Swaps (16 Prozent), Total Portfolio Swaps (8 Prozent) und Longevity Swaps (6 Prozent). In den nächsten zwei Jahren werden Zinsswaps mit der höchsten Wahrscheinlichkeit (44 Prozent) von den Befragten eingesetzt werden, gefolgt von Inflationsswaps und Longevity Swaps (42 bzw. 28 Prozent).
Risikomanagement
Über 70 Prozent der Befragten betrachten Pensionspläne als finanzielles Risiko für ihr Unternehmen, und die meisten haben Vorkehrungen getroffen. Von den Unternehmen, die Risiken aus Pensionsplänen tragen, die sich über viele Länder erstrecken, geben über 80 Prozent an, dass sie globale Risikovorkehrungen treffen, wobei mindestens die wichtigsten Pläne (46 Prozent) und in einigen Fällen (35 Prozent) alle Pläne berücksichtigt werden.
Asset Mismatch von grosser Bedeutung
Auf die Frage, wodurch die Finanzierungs- oder Investitionsentscheidungen angetrieben würden, erklärten 73 Prozent, dass Asset Mismatch im Pensionsplan eine «sehr wichtige» oder «wichtige» Überlegung sei (27 bzw. 46 Prozent). Die Einschätzung der Kreditwürdigkeit des Unternehmens oder des Standorts und der freie Cashflow wurden von 23 Prozent der Befragten als «sehr wichtige» Überlegungen eingestuft. Darauf folgten der Verschuldungsgrad des Unternehmens und die Kapitalrendite (15 bzw. 10 Prozent).
Mehr Zuweisungen in festverzinsliche Anlagen
Über die Hälfte der Befragten (56 Prozent) haben ihre Zuweisungen zum Eigenkapital reduziert und ihre Zuweisungen zu festverzinslichen Anlagen erhöht (64 Prozent), um das Pensionsrisiko in ihren Vorsorgemodellen zu beherrschen. Mehr als ein Drittel (39 Prozent) haben ihre Zuweisungen zu alternativen Investments erhöht oder ihr Zinsänderungsrisiko gesenkt und zwar entweder durch die Erhöhung von festverzinslichen Anlagen (39 Prozent) oder durch Absicherungsgeschäfte mit Derivaten (33 Prozent). «Die Tatsache, dass fast 50 Prozent der Unternehmen ihre Vorsorgemodelle unter völliger Vermeidung von Risiken führen würden, zeigt, wie sehr sich die Einstellung zu Risiken im Zusammenhang mit der Altersvorsorge in den letzten Jahren geändert hat», meinte David Fogarty abschliessend. (mercer/mc/ps)
Über die Studie
Mercer?s «Multinational Survey» liefert eine Analyse der Trends im Management von Pensionsplänen bei multinationalen Unternehmen mit Sitz in Nordamerika, Europa und Asien. Im Rahmen der Studie wurden 49 multinationale Unternehmen befragt. Die Altersvorsorgesysteme der befragten Unternehmen weisen insgesamt ein Volumen von 437,3 Mrd.US-Dollar auf. Bei Heranziehung der Wechselkurse per 01.09.2008 von 1 $ = 0,68 ? = 0,55 £ entsprechen die verwalteten Vermögenswerte 297,4 Milliarden ? und 240,5 Milliarden £.
Über Mercer
Mercer zählt zu den führenden internationalen Anbietern von Dienstleistungen in den Bereichen Personalvorsorgeberatung, Outsourcing von Pensionskassendienstleistungen, Investment Consulting und Human Capital Management. Mercer ist mit 17.000 Mitarbeitern in über 40 Ländern tätig und betreut weltweit über 20.000 Kunden. Das Unternehmen ist Teil der Marsh & McLennan Companies, Inc. Die Aktie der Muttergesellschaft ist mit dem Ticker-Symbol MMC an den Börsen New York, Chicago und London notiert.
Mercer (Switzerland) SA
In der Schweiz ist Mercer mit derzeit rund 150 Mitarbeitenden an den Standorten Zürich, Genf und Nyon vertreten und bietet ihren Kunden ein umfassendes Dienstleistungsangebot, das von der vorsorgerechtlichen Beratung, Geschäfts-führung und Administration von Pensionskassen, Rechnungslegung von Vorsorgeverbindlichkeiten bis hin zum Investment Consulting reicht. Darüber hinaus unterstützt Mercer Unternehmen im Bereich von Human Capital- und Vergütungsmanagement.