Studie: Wirtschaftskrise reisst Zuversicht von Firmenchefs in Tiefe

29% der Bosse zeigten sich nun pessimistisch, wie aus der Studie der Wirtschaftsprüfungsgesellschaft PricewaterhouseCoopers (PWC) hervorgeht, die am Dienstagabend am Rande des Weltwirtschaftsforums (WEF) in Davos vorgestellt wurde. Für die Studie wurden 1124 Firmenchefs in 50 Ländern befragt. Die Eskalation der Finanzkrise im September und Oktober hat dem Optimismus der Konzernleiter das Genick gebrochen. Waren am 10. September noch 42% der Geschäftsführer sehr zuversichtlich bezüglich der nahen Zukunft gewesen, so waren es am 24. November nur noch 11%.


Lehman-Pleite als Initialzündung
Auslöser für den Absturz sei Mitte September der Zusammenbruch der US-Investmentbank Lehman Brothers gewesen und der Notverkauf von Konkurrentin Merrill Lynch an die Bank of America, um den Kollaps zu verhindern. Zudem musste der Versicherungsgigant AIG um Dutzende von Milliarden Dollar Kapitalspritzen nachsuchen. Der Abschwung hat mittlerweile alle Regionen erfasst. Vor einem Jahr hatten sich die Bosse aus den USA, Japan und Westeuropa noch wesentlich besorgter gezeigt über die Verlangsamung der Weltwirtschaft als die Schwellenländer wie China, Indien, Brasilien und Russland. Mittlerweile sei klar, dass auch die aufstrebenden Märkte Grund zur Sorge hätten.


CEOs weltweit überrascht
Die Idee, dass sich die Schwellenländern von einem Abschwung der US-Wirtschaft entkoppeln könnten, habe sich als Fantasterei entpuppt, hiess es. Die Geschwindigkeit und die Intensität der Rezession habe die Geschäftsführer auf der ganzen Welt überrascht, erklärte PWC-Schweiz-Chef Markus Neuhaus.


Indische Firmenchefs bleiben optimistisch
Am optimistischsten von allen zeigen sich weiterhin die indischen Firmenchefs, von denen noch 70% mit einem Umsatzwachstum ihres Unternehmens rechnen. Im Vorjahr waren es gar 90% gewesen. Auf Platz zwei liegen die brasilianischen Bosse mit 33% vor Russland (30%) und China (29%). In den USA, aus der die ganze Krise losgetreten wurde, zeigten sich nur noch 13 (Vorjahr: 56)% der Firmenbosse zuversichtlich. Am schlechtesten ist die Stimmung in Japan (9%), Italien (8%) und Frankreich (5%).


Mehrheitlich lang anhaltende Rezession erwartet
Die meisten Führungskräfte erwarteten eine lang anhaltende Rezession. Nur 34 (Vorjahr: 42)% seien zuversichtlich für ein Wirtschaftswachstum in den nächsten drei Jahren. Die Erwartungen der Firmenchefs an die Regierungen, die wegen der Finanzkrise in nie gesehenem Ausmass die Wirtschaft stützen müssen, seien paradox, schreibt PWC. Einerseits wollten die Bosse mehr Führung und Taten durch die Regierungen, und dies nicht nur bei Wirtschaftsthemen sowie dem Klimawandel.


Druck auf Staat wächst
So verlangten 57% der Chefs, dass die Regierungen eine Annäherung des Steuer- und Regulierungsrahmens vorantreiben sollten. Auf der anderen Seite fürchteten sich 55% der Firmenleiter vor einer Überregulierung. Das finde er eine ganz schwache Haltung der Wirtschaftskapitäne, sagte Neuhaus im Gespräch mit der Nachrichtenagentur SDA. Die Branchen sollten gemeinsam mit den Regulierungsbehörden die Initiative ergreifen und nicht sagen: «Wir warten auf den Staat.» (awp/mc/ps/11)

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