Mit dem Zusammenschluss soll ein weltweit führender Energiekonzern unter französischer Kontrolle entstehen. Es löste diplomatische Verstimmungen mit Italien aus, weil Paris damit das ENEL-Vorhaben zur Übernahme und Zerschlagung von Suez vereitelt. Römische Zeitungen sprachen von einer «Ohrfeige für Italien». Belgiens Finanzminister Didier Reynders unterstützte die Fusion.
Milliardenschwerer Bieterkampf angesagt
Unterdessen muss sich der Düsseldorfer E.ON-Konzern bei der von ihm angestrebten Übernahme des spanischen Energieversorgers Endesa voraussichtlich auf einen milliardenschweren Bieterkampf einstellen. Der spanische Konkurrent Gas Natural wolle die Offerte der Deutschen von 29,1 Milliarden Euro überbieten, berichtete die staatliche spanische Nachrichtenagentur EFE am Sonntag unter Berufung auf Finanzkreise. Die Spanier werden demnach ihr neues Angebot wahrscheinlich am Dienstag bekannt geben.
Angebote seien nicht verhältnissmässig
Die Endesa-Führung hatte sich gegen einen Verkauf ausgesprochen und die Aktionäre zur Ablehnung der Offerten von E.ON und Gas Natural aufgerufen. «Ich werde mich selbstverständlich keiner Übernahme anschliessen», sagte Endesa-Präsident Manuel Pizarro am Samstag auf der Hauptversammlung in Madrid. Die Angebote entsprächen nicht dem Wert des Unternehmens.
Die Sperrminorität des Staates von 34 Prozent wird bleiben
Mit der Fusion in Frankreich ist eine Privatisierung von GDF verbunden, die bisher noch gesetzlich untersagt ist. Laut Gesetz muss der Staat mindestens 70 Prozent an GDF halten. Dieses Problem muss Paris im Einvernehmen mit den Gewerkschaften noch lösen. Der Staat werde «mindestens die Sperrminorität von 34 Prozent behalten», sagte Wirtschaftsminister Thierry Breton der Sonntagszeitung «Le Journal du Dimanche». Das schütze Frankreichs Interesse und den neuen Konzern vor einer feindlichen Übernahme.
Verstimmte Beziehungen
Verärgert sagte der italienische Industrieminister Claudio Scajola ein für Montag geplantes Gespräch mit seinem Amtskollegen Francois Loos über den Energiesektor in Paris ab. Wirtschaftsminister Giulio Tremonti erklärte, der Versuch, in der EU «Schutzbarrieren aufzubauen, muss gestoppt werden».
Die Grossen der Energie
Suez ist der weltweit zweitgrösste Wasserversorger sowie der fünftgrösste Stromkonzern und sechstgrösste Gasanbieter Europas. Der Konzern erzielt mit 160 700 Mitarbeitern 40,7 Milliarden Euro Umsatz. GDF ist der zweitgrösste Gasversorger Europas und kommt mit 38.250 Mitarbeitern auf 18,1 Milliarden Euro Umsatz. Suez/GDF wird laut Villepin «der grösste Anbieter von Flüssiggas der Welt». Im Strom- und Gasbereich läge der Konzern hinter E.ON, aber vor EDF. Gemessen an der Börsenkapitalisierung von 71 Milliarden Euro wäre Suez/GDF Europas Nummer zwei hinter EDF .
Mit viel Konfliktpotenzial
ENEL wollte Suez mit einem Partner übernehmen, um sich Electrabel einzuverleiben. Der Partner sollte das Suez-Wassergeschäft erhalten. Die Ankündigung wurde in Paris umgehend als feindlich und «extrem gewalttätig» eingestuft. (awp/mc/th)