Der Bestellungseingang brach um 31,3% auf 1’556,2 (VJ 2’265,9) Mio CHF ein. Akquisitions- und währungsbereinigt lag das Minus bei 29,2%. Weiterhin waren die Währungseffekte negativ, während sich Akquisitionen leicht positiv ausgewirkt hatten. Die Dynamik der Schlüsselmärkte habe sich wie erwartet verschlechtert und die Nachfrage sei klar unter dem Vorjahresniveau geblieben, teilte Sulzer am Dienstag mit.
Rückgang akzentuiert sich im 2. Quartal
Damit hat der Industriekonzern die Markterwartungen knapp verfehlt. Der AWP-Konsens für den Bestellungseingang lag bei 1’581 Mio CHF. Bereits im ersten Quartal lagen die Aufträge bereinigt um 22,2% unter dem Vorjahresniveau. Der Rückgang hat sich somit im zweiten Quartal noch etwas akzentuiert.
Bereich Energieerzeugung zeigt sich «relativ robust»
Besonders die Märkte für Öl und Gas (Förderung und Transport) sowie Kohlenwasserstoff verarbeitende Industrie hätten sich verschlechtert, wogegen der Bereich Energieerzeugung «relativ robust» geblieben sei. Die Nachfrage im Papier- und Zellstoffsegment sei ebenfalls schwach geblieben und auch die Aktivitäten im Automobilmarkt seien auf tiefem Niveau gelegen. «Vergleichsweise aktiv» sei dafür das Segment Luftfahrt verblieben.
Von den Regionen sind alle von der sich verschlechternden Wirtschaftslage betroffen. Dabei hätten sich China und Brasilien im Vergleich noch etwas besser behauptet.
Chemtech bricht die Hälfte aller Aufträge weg
Von den Divisionen verzeichneten die beiden grössten, Pumpen und Metco, einen bereinigten Rückgang der Bestellungen um je rund einen Viertel. Bei Chemtech brachen im Vergleich zum Vorjahr gar die Hälfte der Aufträge weg, wogegen sich die Division Turbo Services mit einem Minus von gut 13% am besten hielt.
Keine kurzfristige Erholung
Sulzer rechnet nicht mit einer kurzfristigen Erholung der Schlüsselmärkte, weshalb für das Gesamtjahr mit einem «deutlich tieferen» Bestellungseingang als im Vorjahr zu rechnen sei. Dabei prognostiziert Sulzer für alle vier Kerndivisionen eine rückläufige Auftragslage. «Die langfristigen Aussichten für die betriebskritischen Lösungen von Sulzer bleiben aber positiv», heisst es in der Mitteilung. Die Aktivitäten in den Märkten Öl und Gas sowie Kohlenwasserstoffverarbeitung dürften sich gegenüber dem Vorjahr deutlich abschwächen und auch für die Projektaktivitäten im Energieerzeugungsmarkt erwartet Sulzer einen Rückgang. Die Bereiche Automobilindustrie und Papier- und Zellstoffindustrie werden schwach bleiben, während das bisher stabile Luftfahrtsegment im Jahresverlauf nachlassen dürfte.
Kostensenkungsprogramm
Bereits vor drei Wochen sprach Sulzer von sich weiter verschlechternden Marktbedingungen und davon, dass keine rasche Verbesserung oder Erholung erwartet werde. Deshalb hatte Sulzer ein Kostensenkungsprogramms implementiert, welches nach Abschluss der Massnahmen im ersten Semester 2011 eine jährliche Einsparung von 110 Mio CHF bringen und Kosten von insgesamt 55 Mio CHF verursachen soll. Weltweit werden rund 1’400 Stellen betroffen sein, in der Schweiz allerdings nur wenige.
Umsatzrückgang von 5 bis 8 % erwartet
Die bisherige Guidance bestätigte Sulzer-Sprecherin Verena Gölkel am Dienstag auf Anfrage von AWP. Demnach rechnet das Unternehmen mit einem jährlichen Umsatzrückgang in den kommenden zwei bis drei Jahren von 5 bis 8% sowie einem Rückgang der EBIT-Marge in den Bereich von 10%. Dies gilt bereits für das Geschäftsjahr 2009. Die detaillierten Halbjahreszahlen wird Sulzer am 24. August vorlegen. Zuvor, am 18. August, findet die ausserordentliche GV zur Zuwahl von Verwaltungsräten statt. Als designierter neuer VR-Präsident ist Jürgen Dormann vorgesehen. (awp/mc/pg/03)