Keine wesentlichen Neuigkeiten gab es zum Streit mit Viktor Vekselbergs Renova-Gruppe um die Wiederwahl von Präsident Ulf Berg in den Verwaltungsrat, was Renova – mit rund 27% Anteil grösste Sulzer-Aktionärin – bekanntlich ablehnt. Sulzer-Chef Ton Büchner steht den Turbulenzen im Aktionariat abwartend gegenüber. «Die Chemie innerhalb des Verwaltungsrates und zwischen dem Präsidenten des Gremiums und dem CEO muss stimmen», sagte Büchner am Rande der Bilanzmedienkonferenz im Gespräch mit AWP.
Management würde Berg-Wiederwahl begrüssen
Als CEO sei er hinter der bisherigen Strategie des Verwaltungsrates gestanden, deshalb würden das Management und er selber eine Wiederwahl des bisherigen Verwaltungsrates begrüssen. Sollte es Änderungen im Verwaltungsrat geben, müsse man die Situation neu beurteilen. Das Sulzer-Management müsse sich aber vor allem auf die Erledigung des operativen Tagesgeschäfts konzentrieren, so Büchner.
Reingewinn um 13,7 Prozent gesteigert
Im Geschäftsjahr 2008 hat Sulzer den Reingewinn um 13,7% auf 322,9 Mio CHF und den EBIT um 20,7% auf 475,1 Mio CHF gesteigert, womit sich eine weiter verbesserte EBIT-Marge von 12,8 (VJ 11,8)% ergab, wie der Industriekonzern am Donnerstag mitteilte. Die Dividende soll unverändert 2,80 CHF je Aktie betragen.
Umsatz legt bereinigt um 13,2 Prozent zu
Der Umsatz legte um 5,0% auf 3’713,5 Mio CHF zu, bereinigt um Akquisitions-, Devestitions- und Währungseinflüsse lag das Plus bei 13,2%. Den Auftragseingang hat Sulzer bereits im Januar bekanntgegeben, er stieg um 1,5% auf 4’116,6 Mio CHF. Dieser Anstieg ist allerdings nur dank der Division Pumpen zustande gekommen. Der Auftragsbestand hat sich um 6,2% auf 2’100,2 Mio CHF erhöht.
Bereich Öl und Gas sowie Energieerzeugung deutlich gewachsen
Die für Sulzer relevanten Märkte seien während des grössten Teils des Jahres stark geblieben. Das Segment Öl und Gas (Förderung und Transport) sowie der Bereich Energieerzeugung seien deutlich gewachsen. In der Kohlenwasserstoff verarbeitenden Industrie ist die Projektaktivität allerdings zurückgegangen, während die Segmente Luftfahrt und Automobil weitgehend stabil geblieben sind.
Rückgang des Bestellungseingangs für 2009 erwartet
Für 2009 erwartet Sulzer einen Rückgang sowohl von Bestellungseingang, Umsatz und Betriebsergebnis. Das Unternehmen sieht sich aber dank des hohen Auftragsbestandes und der gesunden finanziellen Situation trotzdem gut aufgestellt, um die Herausforderungen zu meistern. Gegenüber 2008 geht Sulzer von weiter sinkenden Rohstoffpreisen aus sowie von einem anhaltend «signifikant negativen» Einfluss der Währungen.
Abschwächung dürfte auch 2010 noch zu spüren sein
«Die Märkte werden sich signifikant verändern, und auch wir spüren den Einfluss der konjunkturellen Abkühlung», sagte Büchner vor den Medien. Er geht davon aus, dass die Abschwächung auch 2010 noch zu spüren sein wird. Dass er dennoch zuversichtlich in die Zukunft blick, begründet er einerseits mit der Flexibilität, mit welcher Sulzer auf die sich verändernden Marktbedingungen reagieren könne und andererseits mit dem hohen und «qualitativ guten» Auftragsbestand. Die Möglichkeit von Stornierungen stuft er als gering ein. Für 2009 prognostiziert Büchner klar rückläufige Aktivitäten in den Märkten Öl und Gas, Kohlenwasserstoff verarbeitende Industrien und Energieerzeugung. Im Markt für Papier und Zellstoff erwartet er eine schwache Entwicklung und in der Luftfahrt eine ungewisse. Die Automobilindustrie dürfte sich schwankend entwickeln.
An der Börse wurden die den Erwartungen entsprechenden Zahlen mit Wohlwollen kommentiert, der vorsichtige Ausblick und die Unsicherheiten um den Machtkampf mit Renova aber kritisiert. Die Aktie reagierte mit einem volatilen Kursverlauf und steht am frühen Nachmittag in einem starken Gesamtmarkt 1,3% tiefer bei 47,45 CHF. (awp/mc/ps/05)