Der Verwaltungsrat von Sulzer habe diesbezüglich Stimmfreigabe beschlossen und überlasse die Entscheidung den Aktionären an der ao GV, teilte der Winterthurer Konzern am Mittwochabend mit.
«Letzter Schritt»
Renova-Sprecher Daniel Grotzky sagte zum Antrag gegenüber AWP: «Die Entscheidung, die Abwahl von zwei Verwaltungsratsmitgliedern zu beantragen, ist das Ergebnis intensiver Gespräche mit Mitgliedern des Verwaltungsrates. Dies ist ein letzter Schritt im Beitrag zu einem Sulzer-Verwaltungsrat, der das Unternehmen zukunftsorientiert führen kann.» Wie alle Unternehmen sei Sulzer mit einem anspruchsvollen wirtschaftlichen Umfeld konfrontiert, so Grotzky weiter. Es sei daher sinnvoll, dass die endgültige VR-Konstellation aus der anstehenden ausserordentlichen GV hervorgehe.
Dormann soll Präsidium übernehmen
Die ao GV vom August dient der Wahl von Jürgen Dormann und Klaus Sturany in den Verwaltungsrat. Der frühere ABB-Chef und -präsident Dormann soll neuer Sulzer-Verwaltungsratspräsident werden. Renova-Eigner Viktor Vekselberg unterstützt ihn, auch Sturany kann auf den russischen Financier zählen.
Kleinerer VR
Sollte dem Renova-Antrag zugestimmt werden, hätte der Verwaltungsrat noch 7 Mitglieder. Neben den genannten wären dies die beiden Renova-Vertreter Vladimir Kuznetsov und Urs Meyer sowie Luciano Respini (derzeit VR-Präsident), Hans Hubert Lienhard und Daniel Sauter. Wie Grotzky sagte, will Renova keine neuen Kandidaten für die zur Abwahl traktandierten Hakstad und Hughes aufstellen.
Ulf Berg in die Wüste geschickt
Vekselberg und seine Renova hatten bereits einen Machtkampf bei Sulzer für sich entschieden: Auf ihr Betreiben hin wurde Verwaltungsratspräsident Ulf Berg im April abgewählt. An seiner Stelle wählte der Verwaltungsrat anschliessend Luciano Respini. Eine Zuwahl von Dormann, der sich bereits vor der GV im Frühjahr ins Spiel gebracht hatte, war mangels Traktandierung durch den damaligen Verwaltungsrat nicht möglich. Ende Mai ist ein Stillhalteabkommen zwischen Sulzer und Renova abgelaufen, wonach Vekselberg seinen Anteil nicht erhöhen konnte.
Analysten eher ernüchtert
Analysten bewerten die neuste Entwicklung im Machtkampf um Sulzer eher kritisch. Die nun überraschend verlangte Abwahl deute nicht auf ein einvernehmliches Verhältnis des Hauptaktionärs Renova mit dem bestehenden Verwaltungsrat hin, schreibt etwa die ZKB in einem Kurzkommentar. Sie sieht die Vorkommnisse für die Sulzer-Aktien als «leicht belastend» an.
Renova auf dem Weg zur vollständigen Kontrolle
Renova zeige sich weiter bestrebt, die vollständige Kontrolle des Sulzer-Verwaltungsrates zu übernehmen, meint Fabian Haecki von der Bank Vontobel. Sollten die Renova-Vorschläge an der ao GV durchkommen, würde die Gesellschaft mit 31% der Stimmrechte 67% des Verwaltungsrats kontrollieren. Somit werde der kosteneffiziente Weg zu vollständigen Kontrolle des neuen Verwaltungsrats fortgesetzt.
Aktie reagiert kaum
Eine Anlage in Sulzer bedeute also, gemeinsam mit der Grossaktionärin in einem Boot zu sitzen, ohne das diese ihre strategischen Absichten offenlege, so der Vontobel-Analyst weiter. Die Sulzer-Aktien haben auf den neusten Renova-Vorschlag kaum reagiert. Die Titel legen bis um 10.20 Uhr in einem freundlichen Gesamtmarkt (SPI +0,4%) um 0,7% zu. (awp/mc/ps/01)