Ohne den Verkauf von Liegenschaften, welcher Sulzer 46 Mio CHF einbrachte, wäre das Betriebsergebnis unter anderem wegen Restrukturierungskosten aber stärker eingebrochen. Der Auftragsbestand betrug Ende Juni 2,1 Mrd CHF und hat sich im Vorjahresvergleich um lediglich 0,1% abgesenkt. An den meisten Standorten sei somit eine hohe Auslastung sichergestellt gewesen, teilte Sulzer am Montag mit.
Getrübte Aussichten
Massiv ist hingegen der bereits im Juli kommunizierte Rückgang beim Bestelleingang von 31,2% auf 1,56 Mrd CHF, was die Aussichten trübt. Über die nächsten drei Jahre einschliesslich 2009 dürfte der Umsatz denn auch zurückgehen, sagte Konzernchef Ton Büchner gegenüber AWP und bestätigt damit die bisherigen Prognosen. «An der Prognose wird nichts geändert. Wir wollen nicht alle paar Monate unsere Prognosen ändern», sagte Büchner. Demnach sei über die kommenden drei Jahre einschliesslich 2009 auf Basis des geringeren Bestellungseingangs mit einem jährlichen durchschnittlichen Umsatzrückgang von 5 bis 8% sowie einem Rückgang der EBIT-Marge in der Grössenordnung von rund 10% zu rechnen.
Schwächere Schlüsselmärkte
Mit einer Erholung der Schlüsselmärkte bis Ende Jahr rechnet das Management nicht. Die Aktivitäten in den Bereichen Öl, Gas und Kohlenwasserstoffverarbeitung dürften sich deutlich abschwächen. In der Energieerzeugung und in der Luftfahrt werde das Klima schwieriger und auch in der darbenden Automobilindustrie wird keine Besserung erwartet. Alle Weltregionen bleiben gemäss Sulzer schwierig, am stärksten präsentierten sich noch Asien und Lateinamerika. Sulzer hat wegen der globalen Wirtschaftskrise ein Sparprogramm eingeleitet, dem 1’400 der weltweit rund 12’700 Stellen zum Opfer fallen.
Drei Segmente rückläufig
Die grösste Konzernsparte Sulzer Pumps steigerte den Umsatz um fast einen Fünftel auf 964 Mio CHF und verbucht einen um 16% höheren EBIT von 115 Mio CHF. Die Sparte Metco erlebte einen Umsatzeinbruch von fast 30% auf 274 Mio CHF und ist mit einen EBIT-Rückgang von über 90% auf 3,5 Mio CHF nur noch knapp rentabel. Die Sparte Chemtech meldet einen Umsatzrückgang von 14% auf 345 Mio CHF und einen um 45% tieferen EBIT von 38 Mio CHF. Bei der Division Turbo Services liegt der Umsatz mit 135 Mio CHF 10% tiefer als im Vorjahr, der EBIT ging um 29% auf 10 Mio CHF zurück.
Breit angelegtes Sparprogramm
Sparmassnahmen laufen in allen vier Divisionen, teilt Sulzer mit. Alle vier Konzernsparten rechnen mit rückläufigen Umsätzen und Betriebsgewinnen im zweiten Halbjahr. Den Wechsel vom ehemaligen VR-Präsidenten Ulf Berg zum am vergangenen Dienstag gewählten Jürgen Dormann wollte Büchner nicht ausführlich kommentieren. «Die Situation war vorhersehbar, insofern ist passiert, was wir erwartet haben.» Konkrete Gespräche zwischen ihm und Dormann habe es noch nicht gegeben, Dormann müsse sich zuerst einarbeiten.
Aktienkurs legt zu
Dormann hatte am vergangenen Dienstag im Vorfeld seiner Wahl in den Sulzer-VR die Meinung geäussert, dass das Unternehmen schneller und stärker wachsen könne. Dass dies nun eine aggressivere Akquisitionspolitik von Sulzer bedeute, verneinte Büchner. «Die Preise für Akquisitionen in den Jahren 2007 und 2008 konnten wir nicht akzeptieren.» In dieser Hinsicht erwartet der Sulzer-Chef, dass sich in den kommenden zwei Jahren bessere Möglichkeiten mit normalisierten Preisen ergeben sollten. Die Zahlen lagen auf allen Ebenen deutlich über den Analystenerwartungen. Sulzer stehen am frühen Nachmittag 3,7% höher bei 85,00 CHF. (awp/mc/ps/02)