Die Swisscom sieht eine Erhöhung der Grosshandelspreise für Festnetztelefonie (Interkonnektion) um bis zu 14% und für den Hausanschluss (Entbündelung) um 3% vor. Dabei wendet der Marktführer die gesetzliche Berechnungsvorgabe nach Wiederbeschaffungskosten, die sogenannte LRIC-Methode (long run incremental cost), an. Dies bewerte das Netz so, wie wenn es neu gebaut würde und erlaube doppelte Abschreibungen, kritisiert Sunrise. Das Unternehmen setzt sich für Preissenkungen ein und fordert eine Umstellung der Kalkulation auf historische Kosten. Dazu müsste jedoch die Fernmeldedienstverordnung (FDV) angepasst werden.
Interkonnektionspreise im Herbst 2008 gesenkt
Erst im Herbst 2008 hatte die ComCom die Interkonnektionspreise für die Jahre 2007 und 2008 um 25 bis 30% reduziert und den Preis je Teilnehmeranschluss von ursprünglich 31,00 CHF auf 18,18 CHF für das Jahr 2008 gesenkt. Der Entscheid basierte auf Kostenanalysen und Preisberechnungen des BAKOM.
Swisscom: Preise weiterhin unter dem europäischen Durchschnitt
Die Swisscom nimmt den Schritt von Sunrise zur Kenntnis, wie Unternehmenssprecher Sepp Huber gegenüber AWP erklärte. Swisscom habe die Wiederverkaufspreise für 2009 aufgrund der ComCom-Vorgaben für 2008 berechnet. «Wie in anderen Ländern steigen die Interkonnektionspreise vor allem wegen rückläufigen Mengen um bis zu 14%», sagte er. Die Volumen hätten sich wegen des zunehmenden Wettbewerbs durch Kabel- und Mobilfunknetze verringert, gleichzeitig seien die Kosten für Netzelemente gestiegen, so Huber weiter. Im europäischen Vergleich lägen diese Swisscom-Preise weiterhin unter dem Durchschnitt. Die neuen Wiederverkaufspreise hätten keine direkten Auswirkungen auf die Endkundenpreise von Swisscom.
Zur Argumentation der Kostenberechnung hiess es bei Swisscom, die LRIC-Methode sei international anerkannt, fördere Investitionen in neue und effiziente Infrastrukturen und verhindere den Aufbau von Parallelstrukturen. Bestehende Netze würden effizient mitgenutzt. Dagegen verweist Sunrise auf volkswirtschaftliche Mehrkosten und sieht Preisüberwacher und Konsumentenschützer hinter sich. Nicht nur private Telekomfirmen, sondern auch die Konsumenten würden systematisch schlechter gestellt. ( awp/mc/pg/17)