Susy Brüschweiler, CEO SV Group: «Vertrauen spielt eine sehr wichtige Rolle»
Moneycab: Frau Brüschweiler, SV Group hat ein ereignisreiches Jahr hinter sich und schliesst dieses mit einem leicht rückläufigen Umsatz von 522,8 Mio. Franken und einem leicht gesteigerten Konzerngewinn von 3,3 Mio. Franken ab. Sind Sie mit dem Gesamtergebnis des vergangenen Geschäftsjahres zufrieden?
Susy Brüschweiler: Ja, ich bin mit dem Gesamtergebnis zufrieden. Sowohl in der Schweiz als auch in Deutschland haben wir gut gearbeitet. Weniger glücklich sind wir mit der Entwicklung in Österreich, aber wir haben Massnahmen in die Wege geleitet und sind zuversichtlich, dass wir nun nach einer Bereinigung von Altlasten und mit einem neuen Management eine solide Basis geschaffen haben, auf der wir aufbauen können.
Das Betriebsergebnis vor Zinsen und Steuern sank um 12,6 % auf 4,7 Mio. Franken. Worauf ist diese Einbusse zurückzuführen?
Dieser Rückgang ist auf die Aufwendungen für unseren neuen Auftritt und den Umzug nach Dübendorf zurückzuführen. Im 2004 wurde der neue Auftritt in der Schweiz und in Österreich umgesetzt; in Deutschland wird er im Juli 2005 erfolgen.
«In Deutschland bedeutet die Verbindung zum Schweizer Konzern und zur Schweizer Qualität für den SV immer wieder ein Wettbewerbsvorteil» Susy Brüschweiler, CEO SV Group
Schauen wir uns die Resultate der Ländergesellschaften in der Schweiz, Deutschland und Österreich etwas genauer an. Welches waren die Milestones in der Schweiz?
Im Mai hat der Schweizer Tourismus-Verband unseren Hotels das 3 Q-Label verliehen; die höchste Qualitätsauszeichnung im Schweizer Tourismus. Im Juni unterzeichneten wir mit der BLS Lötschbergbahn einen Pachtvertrag für die Schiffsrestauration durch SV Event auf dem Thunersee ab Januar 2005. Im Juli unterzeichneten wir mit Marriott International einen Franchisevertrag für die Führung des ersten Courtyard by Marriott Hotels in der Schweiz. Im September erfolgte der Umzug des Konzernsitzes und des Hauptsitzes von SV Schweiz von der Neumünsterallee in Zürich nach Dübendorf. Im November wurden alle Betriebe des Segments Finance & IT mit dem Umweltzertifikat ISO 14001 ausgezeichnet; bis Ende 2005 wird unser ganzes Unternehmen ISO 14001 zertifiziert sein. Zudem haben wir als erster Caterer der Branche das Zertifikat OHSAS 18001 für Arbeitssicherheit und Gesundheitsschutz erhalten.
Im Geschäftsfeld SV Business haben sie einzelne Mandatsverluste zu beklagen. Wo liegen die Gründe hierfür?
Da viele Unternehmen in den letzten Jahren Personal abgebaut haben, hat dies oft auch die Zusammenlegung von Personalrestaurants oder deren Schliessung zur Folge. Es kommt auch vor, dass wir einen Vertrag kündigen, weil das Mandat unter Anwendung unserer Qualitäts- und Hygienestandards nicht rentabel geführt werden kann. Natürlich versuchen wir immer zuerst, auf dem Verhandlungsweg eine Lösung zu finden. Qualität und Hygiene haben ihren Preis, aber nicht alle Kunden sind bereit, diesen Preis zu bezahlen. Natürlich kommt es auch vor, dass wir mal ein Mandat an einen Mitbewerber verlieren; genau so wie wir immer mal wieder einen Betrieb übernehmen, der zuvor von einem Mitbewerber geführt wurde. Es kommt heute ganz generell öfters zu einem Wechsel als früher.
Wenige Fortschritte sind im Geschäftsfeld SV Care gemacht worden. Ist dies einzig darauf zurückzuführen, dass die Marktöffnung im Gesundheitsbereich weiter auf sich warten lässt?
Der Hauptgrund ist, dass die grosse Mehrheit der Spital- und Heimleitungen die Gastronomie immer noch als ihre Kernkompetenz betrachten. Der zunehmende Kostendruck wird aber über kurz oder lang zu einem Outsourcing führen, wie es zum Beispiel in Deutschland bereits viel häufiger praktiziert wird. Solange Outsourcing in diesem Bereich noch keine Selbstverständlichkeit ist, spielt Vertrauen eine sehr wichtige Rolle. Ausserdem müssen wir unser Dienstleistungsangebot stärker bekannt machen. Im Business-Bereich müssen wir niemandem erklären, wer wir sind und was wir anbieten; im Care-Bereich schon. Hier müssen wir ansetzen.
Das Geschäftsfeld SV Event umfasst neu vier Segmente. Wie lief hier das Geschäft und wie entwickelt sich das Geschäftsfeld SV Hotel?
Im Gegensatz zum gesättigten Geschäftsfeld SV Business verfügen die beiden Geschäftsfelder SV Event und SV Hotel über Wachstumspotenzial. Das Geschäftsfeld SV Event haben wir in die vier Segmente Messen und Ausstellungen, Saisonbetriebe, Grossveranstaltungen und Events gegliedert. Im Segment der Saisonbetriebe versprechen wir uns viel von der Zusammenarbeit mit der BLS Lötschbergbahn für die Schiffsrastauration auf dem Thunersee. Seit Anfang Jahr sind wir im Segment Events mit der Marke Dine&Shine tätig. Den ersten grossen Auftritt hatte Dine&Shine an der Giardina Zürich im März. Zudem ist Dine&Shine im Juli/August für das Catering der Thuner Seespiele mit dem Musical Miss Saigon zuständig. Im Geschäftsfeld SV Hotel versprechen wir uns sehr viel von der Zusammenarbeit mit Marriott International. Im Herbst 2006 werden wir in Zürich Nord das erste Courtyard by Marriott in der Schweiz eröffnen. Wir denken, dass es in den grösseren Schweizer Städten für weitere Courtyards by Marriott Platz hat.
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In Deutschland verzeichnet SV Group einen erfreulichen Geschäftsgang. Auf welche Massnahmen führen Sie dies zurück?
Zum einen ist der Outsourcinggrad in Deutschland deutlich tiefer als in der Schweiz; wir haben in Deutschland also noch beachtliches Wachstumspotenzial. Zum andern bedeutet die Verbindung zum Schweizer Konzern und zur Schweizer Qualität für SV Deutschland immer wieder ein Wettbewerbsvorteil. Zum positiven Ergebnis hat auch die Erweiterung der Führungsspitze in Deutschland beigetragen.
Probleme bereitet Ihnen das Geschäft in Österreich, wo das Resultat zwar verbessert, aber mit einem Verlust von 1,3 Mio. Franken weiterhin ungenügend ist. Woran liegt es und mit welchen Massnahmen wollen Sie in Österreich künftig schwarze Zahlen erreichen?
Österreich ist zurzeit in der Tat unser Sorgenkind. Wir haben im letzten Jahr eine Portfoliobereinigung vorgenommen, die Organisationsstruktur neu aufgebaut und das Management-Team ausgewechselt. Damit haben wir eine stabile Basis für 2005 geschaffen.
Wie sehen Ihre Erwartungen für das Gesamtunternehmen im laufenden Jahr aus?
Für 2005 erwarten wir ein leichtes Umsatzwachstum, zu dem insbesondere die Entwicklung in Deutschland und Österreich beitragen werden. Der konsolidierte Gewinn dürfte mindestens dem Vorjahresniveau entsprechen.
Sie sind 1995 als Vorsitzende der Geschäftsleitung in den damaligen Verein SV-Service in Zürich eingetreten und tragen seit 1999 die Gesamtverantwortung für SV Group. Was waren die wichtigsten Momente in diesen zehn Jahren?
Wichtige Meilensteine waren die IT-Vernetzung all unserer Betriebe; dadurch konnten wir die Effizienz markant steigern. Damit verbunden war auch eine Konzentration der Lieferanten. Ein Höhepunkt war der Wandel von einem Verein in eine AG und die Einführung einer Konzernstruktur. Stolz bin ich auf unsere führende Stellung in den Bereichen Qualität und Umwelt. Und last but not least gehört die im 2004 durchgeführte erste Aktienkapitalerhöhung von SV Group zu den wichtigsten Momenten. Damit wurden zahlreiche Mitarbeitende von SV Group zu Aktionärinnen und Aktionäre unseres Unternehmens.
Letzte Frage: SV Group versorgt täglich Zehntausende Menschen in Personalrestaurants. Wie oft können Sie sich persönlich von der Qualität Ihrer Produkte überzeugen?
Leider lässt mein enger Terminplan nicht allzu oft Besuche in unseren Personalrestaurants zu. Wann immer möglich versuche ich aber, Businesslunches in einem unserer Restaurants zu vereinbaren. Ich bin jedes Mal stolz und begeistert von der Leistung, die unsere Mitarbeitenden vor Ort erbringen.
Susy Brüschweiler
CEO SV Group
Jahrgang: 1947
Nationalität: Schweiz
Ausbildung:
Susy Brüschweiler hat nach der Ausbildung zur Diplom-Krankenschwester und dem Diplom als Berufsschullehrerin an der Universität Neuenburg Wirtschaft und Unternehmensführung studiert.
Berufliche Tätigkeit:
1986 ? 1990: Direktorin der Schule für allgemeine Krankenpflege Bois-Cerf, Lausanne
1990 ? 1994: Rektorin der Kaderschule für Krankenpflege SRK, Aarau
1995 ? 1999: Vorsitzende der Geschäftsleitung des SV-Service, Zürich
Seit 1999: CEO SV Group (Wandel des Vereins SV-Service in eine AG)
Dazu war Susy Brüschweiler Vizedirektorin in einem Programm der WHO Weltgesundheitsorganisation mit nationaler und internationaler Ausrichtung
Mandate:
Verwaltungsrätin der Schweizerischen Mobiliar Holding, Bern, seit 2005
Vorstandsmitglied Schweizerischer Arbeitgeberverband, seit 2004
Verwaltungsrätin der Schweizerischen Mobiliar Genossenschaft, Bern, seit 2002
Mitglied Vorstand Zürcher Volkswirtschaftliche Gesellschaft, Zürich, seit 2002
Verwaltungsrätin der Siegfried AG, Zofingen, seit 1999
Beirätin der Credit Suisse Group, Zürich, seit 1999
Komitee des IKRK Internationales Rotes Kreuz, Genf, seit 1989
Verwaltungsrätin Ludwig Institute for Cancer Research, Zürich, 1997 ? 2002
Verwaltungsrätin des Schweizerischen Bankvereins, Basel, 1996 ? 1998
Verwaltungsrätin der Spitalbetriebe Baar-Zug AG, 1999 ? 2003
SV Group
SV Group ist ein Dienstleistungsunternehmen mit Kernkompetenzen in den Bereichen Catering und Hotelmanagement. Für ihre Kunden übernimmt SV Group die Rolle der professionellen Gastgeberin in der Überzeugung, mit dieser Tätigkeit viel zum Wohlbefinden der Gäste beizutragen. SV Group wurde 1914 gegründet, und führt heute über 500 Betriebe in der Schweiz, in Deutschland und in Österreich. Als Geheimnis des Erfolgs bezeichnet SV Group, dass kein Aufwand gescheut wird, die qualitativen und quantitativen Ansprüche der Kunden zu erfüllen. Dabei achtet SV Group immer auch auf die Umwelt und die Schonung der Ressourcen.