Suva-Affäre: Ungenügendes Fachwissen und magelhaftes Controlling

Verwaltungsrat und Geschäftsleitung haben am Freitag in Luzern über drei externe Gutachten informiert, welche die Suva- Immobilienaufsichtskommission in Auftrag gegeben hatte. Auslöser war die Immobilien-Affäre im Tessin, mit der sich zur Zeit die Bundesanwaltschaft beschäftigt.


Schwachstellen im Immobiliengeschäft
Die Berichte zeigen Schwachstellen im Immobiliengeschäft auf, halten aber auch fest, dass das Unternehmen seit 2000 an Verbesserungen arbeite. Die Suva habe sich von einem handgestrickten zu einem institutionellen Immobilienanleger gewandelt, sagte Suva-Verwaltungsratspräsident Franz Steinegger.


Die Reorganisation kam nicht zuletzt aus personellen Gründen nur zäh voran, wie der Bericht der Abegglen Management Partners festhält. Es herrschte ein finanztechnisches Denken vor, die Immobilienerfahrung bei der damaligen Abteilungsleitung war gering.


Steinegger sagte, das ehemalige Suva-Kadermitglied habe wegen diesen Mängeln das System zwar nicht aushebeln, aber subtil zu Ungunsten der Suva beeinflussen können.


Schätzung zu tief ausgefallen
Demnach wurde die zum Verkauf von Immobilien durchgeführte externe Schätzung so beeinflusst, dass sie um einen einen Drittel zu tief ausfielen. Zudem drängte der Käufer auf einen raschen Abschluss.


Schon im Juli führte die Suva eine interne Untersuchung durch, doch konnten dabei keine Unregelmässigkeiten nachgewiesen werden. Die Dossiers hätten wasserdicht ausgesehen, sagte Steinegger.


Fehlen von kritischem Fachwissen
Die Immobilienberatung Kurt Rietmann durchleuchtete alle 60 Immobiliengeschäfte der letzten fünf Jahre und bestätigt die Eindrücke des Abegglen-Berichts. Das kritische Fachwissen und das unternehmerische Augenmass hätten ab und zu gefehlt.


Die Abklärungen, die den Geschäften vorausgingen, waren für einen professionellen Investor ungenügend. Dies gilt auch für die Investitionen im Tessin, wie Wüest und Partner in ihrem Bericht festhalten.


Millionen Franken unter dem Buchwert
Weil der Markt im Investitionszeitpunkt falsch eingeschätzt wurde, die Baukosten in zwei Fällen überschritten wurden und die Verkaufserlöse ungenügend waren, lag der Verkaufserlös laut Wüest und Partner 36 Millionen Franken unter dem Buchwert.


Davon gehen 6 bis 14 Millionen Franken zu Lasten der zu tiefen Verkaufserlöse. Es hätte keine Dringlichkeit gegeben, die Objekte zu veräussern, halten die externen Experten fest.


Immobilienaufsichtskommission muss Verkauf billigen
Der Verwaltungsrat beschloss am Freitag, dass neu jeder Verkauf von Immobilien von seiner Immobilienaufsichtskommission gebilligt werden muss, bei bei Geschäften ab 25 Millionen vom Verwaltungsrat selbst. Schon vor einem Monat hatte er beschlossen, dass für die Immobiliengeschäfte eine eigene Abteilung gebildet werden soll. (awp/mc/ab)

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