Die ums Überleben kämpfende Swiss greift zum Sparhammer. Laut Gewerkschaften streicht sie 3000 Stellen, davon 1500 beim Bodenpersonal. Weitere 2000 fallen bei Zulieferern weg. Die Flotte soll um rund einen Drittel verkleinert werden.
Die neusten Abbauentscheide der Swiss werden nicht nur unter den Piloten zu reden geben. (keystone)
Die Zulieferfirmen wie Swisscargo, Gate Gourmet, SR Technics und andere sollen ihre Preise um 30 Prozent senken, was diese laut Gewerkschaften an den Rand der Existenzgrundlage drängt. Weitere 2000 Stellen dürften dort wegfallen. Damit sei der Flächenbrand ähnlich wie beim Grounding vom Oktober 2001, hiess es.
Orientierung am Nachmittag
Die Swiss hält die Beschlüsse ihrer Verwaltungsratssitzung vom Montagabend offiziell noch geheim. Um 14 Uhr soll gleichzeitig mit dem Beginn der Medienkonferenz in Basel ein Communiqué bestätigen, was über die Gewerkschaften bereits bekannt ist.
Der Abbau geht demnach mit einer weiteren Flottenkürzung einher. Von der ursprünglichen Startformel 26 Langstreckenflugzeuge und 26 Mittelstreckenjets verbleiben nun noch 18 respektive 21 Maschinen.
KV: Absolutes Minumum
Damit ist laut KV Schweiz das absolute Minimum erreicht, wenn es nicht bereits unterschritten sei, um einen Netzwerk-Carrier zu betreiben. Mit dieser Verkleinerung der Langstreckenflotte riskiere die Swiss den Zusammenbruch des Hub-Konzepts und setze den Wirtschaftsstandort Zürich einem enormen Risiko aus.
Kritik der Gewerkschaft, Streik noch kein Thema
Die Gewerkschaften kreiden dem Management krasse Fehler an. Es habe den ersten Flottenabbau im Februar mindestens ein Jahr zu spät vorgenommen. Gegen den nun offenbar beschlossenen Abbau wollen sich die Gewerkschaften «mit allen Mitteln» wehren. Das Wort Streik nehmen sie aber nicht in den Mund.
Lohnkürzungen angekündigt
Susanne Erdös, Generalsekretärin des Kaufmännischen Verbandes (KV), sagte am Dienstagmorgen gegenüber Schweizer Radio DRS, wer bleiben dürfe, solle auf 10 Prozent des Lohnes verzichten. Dagegen will sich der KV wehren. Das Bodenpersonal, das im Bereich des Gesamtarbeitsvertrags angestellt sei, habe sowieso nicht sehr hohe Löhne, sagte Erdös. «Ich kann mir nicht vorstellen, dass wir Lohnkürzungen hinnehmen werden.»
Ein Drittel der Arbeitsplätze in Gefahr
Der Abbau von rund 3000 Stellen entspricht einem Drittel der Swiss-Arbeitsplätze. Daniel Vischer von der Gewerkschaft VPOD sagte dazu gegenüber SF DRS, zusätzlich werde es auch bei Zulieferern wie Gate Gourmet und SR Technics zu Massenentlassungen kommen. «Der Flächenbrand wird ähnlich sein wie beim Grounding der Swissair», sagte Vischer. «Es ist mit einer Entlassungswelle von insgesamt mindestens 5000 Stellen zu rechnen».
Prekäre Situation
Die Situation der Swiss sei prekär. Es gehe darum, die Arbeitsplätze zu retten, die noch zu retten seien, sagte Vischer. Zugleich kündigte er den energischen Widerstand seitens seiner Gewerkschaft an.
Swiss-Sprecher Peter Marthaler bekräftigte am Fernsehen, zur Umsetzung der nun beschlossenen Massnahmen sei genügend Geld vorhanden. Sonst hätten solche Entscheide gar nicht gefällt werden dürfen, sagte er. Über die Details der Restrukturierung wollte er sich nicht äussern. (awp/mc/mad)
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