Management und Verwaltungsrat von Swiss werben in ganzseitigen Inseraten für ihre Pläne. Nur neues steht nicht darin. Derweil rüstet die Gewerkschaft Swiss-Pilots zum Streik. Die Bombe Swiss tickt weiter.
Gehen zusammen in die Offensive. Pieter Bouw (links) und André Dosé. (keystone)
«Wir müssen profitabel sein, denn es gibt keine Alternative zur Swiss» , verkünden Swiss-VR-Präsident Pieter Bouw und -CEO André Dosé in alllen grossen Schweizer Tageszeitungen. Ziel der unterzeichneten Inserate sei, Informationen «aus erster Hand» zu bieten. Eine weltweit schwache Konjunktur, der Irak-Krieg und die Lungenkrankheit Sars hätten die Airline-Industrie – und mit ihr auch die Swiss – in eine schwere Krise gestürzt.
Der Versuch wieder Vertrauen zu gewinnen
Im Gegensatz zur Konkurrenz begegne die Schweizer Fluggesellschaft immer öfter auch einem grundsätzlichen Misstrauen gegenüber ihrem Business-Konzept. Die Auswirkungen der Lungenkrankheit Sars seien bedeutend grösser als jene des Irak-Krieges, halten Bouw und Dosé fest. Alle sonst sehr profitablen FLüge in die kritischen Zonen hätten einen plötzlichen und massiven Rückgang hinnehmen müssen.
Die schwerste Krise der zivilen Luftfahrt betreffe jedoch alle Gesellschaften. Vor diesem Hintergrund und angesichts der Notwendigkeit, Kosten einzusparen, habe sich die Swiss entschlossen, den Regionalteil der Fluggesellschaft auszugliedern. Er soll unter dem Namen «Swiss Express» als Tochterfirma aufgebaut werden. Ziel sei eine schlanke Organisation mit Kosten, die 20 Prozent unter den heutigen liegen. «’Swiss Express› ist ein schwacher Kompromiss zwischen wirtschaftlichem Druck und ‹political correcntness’», schreibt das Wall Street Journal zur neuen Fluggesellschaft.Langsam werden eigene Fehler eingestanden
In ihren Inseraten hält die Swiss-Spitze fest, dass die Situation der Fluggesellschaft nicht so aussichtslos sei wie viele denken. «Zugegeben: Wir haben Fehler gemacht. Aber wir haben nie aufgehört zu kämpfen.» Und dies werde man auch in Zukunft nicht machen. Offensichtlich ist die Verlustsituation der Swiss nicht ganz so schlimm wie befürchtet. Der im ersten Quartal 2003 eingeflogene Verlust liegt laut Dosé nicht – wie in den Medien verschiedentlich erwähnt – bei 300 Miollionen Franken, sondern «deutlich unter 250 Millionen». Per Ende März verfügte die Fluggesellschaft über flüssige Mittel in Höhe von 861 Millionen Franken. Der Rückgang der Liquidität um knapp 400 Millionen Franken im ersten Quartal sei unter anderem auf Investitionen in die Flugzeugflotte zurückzuführen, sagte Dosé in dem in der «NZZ am Sonntag» erschienenen Interview. Die Frage sei erlaubt, was die Inserate der Swiss bringen? Denn neues, beispielsweise zum Businessplan, erfährt man einmal mehr nicht. Swiss Pilots weiter auf Konfrontationskurs
Dass Swiss-Pilots-Präsident David Bieli einen Streik der ehemaligen Crossair-Pilotenschaft nicht ausschliesst, hat ihm Kritik von André Dosé eingetragen: «Swiss Pilots hat noch nicht begriffen, dass es keine Regionalflotte mehr gibt, wenn wir die Kosten nicht senken», sagte dieser gegenüber der «NZZ am Sonntag». Davon lassen sich Swiss Pilots indes nicht beirren. Rund 160 Mitglieder des Verbandes trafen sich am Samstag, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Im Verlauf der nächsten Woche lässt der Vorstand über einen allfälligen Streik abstimmen; ein erster Protest findet am Dienstag vor der Swiss-Generalversammlung statt. Fast alle am Treffen Anwesende hätten bereits ihren Willen zum Widerstand bekundet, schreibt der Verband in einem Communiqué. Swiss Pilots sieht in den Ausgliederungsplänen «eine weitere Mogelpackung auf Kosten der Ex-Crossair-Pilotenschaft». Der Verband fürchtet vorab um die Arbeitsplätze. Swiss Express werde niemals 1050 Pilotinnen und Piloten der ehemaligen Crossair beschäftigen können. Doch sei es einfacher, diese Pilotenschaft «auf Raten zu liquidieren, wenn sie erst einmal in eine eigene Firma ausgegliedert ist». (awp/scc/lus)