Swiss Economic Forum zu Ende

Mit einem pointierten Resumé wurde das 11. Swiss Economic Forum in Thun beendet. Geliefert hat es Boris Zürcher, Chef Wirtschaftspolitik und Mitglied der Geschäftsleitung des Think Tanks Avenir Suisse. Er hat rund zwei Tage die Keynote-Referate, Podiumsdiskussionen, Breakout Sessions, Workshops und viele Gespräche in den Networking-Zonen mitverfolgt und in seinem Referat auf vier Themenbereiche fokussiert:

? Unternehmertum: «Das SEF ist eine Hymne an das Unternehmertum», brachte es Zürcher auf den Punkt. Zum Unternehmertum gehöre eine gewisse Schlitzohrigkeit. Deshalb sei er umso betrübter, wenn Unternehmerinnen und Unternehmer «Heimweh nach Leitplanken» entwickelten oder geradezu nach neuen Regulierungen lechzten, so Zürcher.

? Weltwirtschaft: Die USA als wirtschaftliche Schrittmacher seinen ins Straucheln geraten. Der Wachstumsmotor werde in Amerika noch weiter stottern. Zudem seien neue globale Konflikte zu erwarten, sagte der Chefökonom von Avenir Suisse ? etwa in Ländern, die in den letzten Jahren am Wohlstand geschnuppert hätten und nun wieder in die Armut zu fallen drohten. Er sehe die Gefahr von neuem Protektionismus und warne davor, so Zürcher.

? Märkte: «Small is not beautiful», wagte Zürcher vor den rund 1200 Teilnehmenden des Forums, die zu einem wesentlichen Teil Chefinnen und Chefs von KMU sind, eine Provokation. «Wir haben derzeit ein Problem mit den Grossbanken. Es wäre aber fatal, daraus den Schluss zu ziehen, dass grosse Unternehmen eine Gefahr für unser System darstellen», so Zürcher. Er sei überzeugt, dass die Schweiz die Liberalisierung der Märkte fortführen und umgekehrt anderen den Marktzugang ermöglichen müsse.

? «ReThink!»: Dies war das Leitthema des diesjährigen Swiss Economic Forum. Zürcher wollte es aber nicht so verstanden wissen, dass man nun «in einem riesigen Kraftakt» eine Revolution anzettle. Aber die Zeiten seien gut wie nie zuvor, um unzählige sich bietende Chancen zu nutzen. Dabei empfahl Zürcher der Schweiz, sowohl ihre Weltoffenheit zu kultivieren, als auch eine Rückbesinnung auf traditionelle schweizerische Tugenden. «Fleiss, Pünktlichkeit, Bescheidenheit ? solche Tugenden könnten uns den Weg aus der Krise aufzeigen», sagte Boris Zürcher.

Konkretes Engagement des Kantons Bern
Ein Auftritt hat besondere Spuren hinterlassen: Regierungsrat Andreas Rickenbacher, Volkswirtschaftsdirektor des Kantons Bern, hat die Berner KMU am Swiss Economic Forum zu einem intensiveren Dialog eingeladen. Nicht symbolisch, sondern ganz konkret: Zusammen mit dem Swiss Economic Forum will Rickenbacher Hearings durchführen, um den Puls der bernischen Unternehmen zu fühlen. Interessierte Unternehmerinnen und Unternehmen können sich über die E-Mail-Adresse ecodialog@swisseconomic.ch melden.

Starke Persönlichkeiten
Das Swiss Economic Forum 2009 war reich an Höhepunkten. So trat der ebenso erfolgreiche wie leidenschaftliche Unternehmer und Abenteurer Sir Richard Branson (Virgin Group) erstmals überhaupt öffentlich in der Schweiz auf. Ihm wurde an der Veranstaltung von Adolf Ogi (ehemaliger Bundesrat, ehemaliger UNO-Sonderbeauftragter sowie Präsident des Advisory Boards des Swiss Economic Forum) ein Award für seine unternehmerischen Verdienste («Award for lifelong Enterpreneurship») überreicht.

Am Donnerstag sprachen der ukrainische Staatspräsident Victor Juschtschenko oder der weltweit bekannte Starautor Thomas L. Friedman zu den Teilnehmenden am Forum. Mit dabei waren ausserdem Fred Kindle (ehemaliger CEO bei Sulzer und ABB, heute Partner bei Clayton Dubilier & Rice), Andreas Jacobs (Chairman von Barry Callebaut), Holger Rust (Professor für Soziologie an der Universität Hannover), Bobby Dekeyser (ehemaliger Fussballprofi beim FC Bayern München, später Gründer und Chairman von Dedon) und zahlreiche weitere Persönlichkeiten aus dem In- und Ausland.


2010 in Interlaken
Das Swiss Economic Forum wurde 1998 von den beiden CEO Peter Stähli und Stefan Linder gegründet und 1999 erstmals durchgeführt. Zum Team gehören heute 14 fest angestellte Mitarbeitende sowie während des Forums zusätzlich 12 Bereichsleiterinnen und Bereichsleiter. Insgesamt standen in den letzten beiden Tagen 450 Helferinnen und Helfer im Einsatz. 60 Referentinnen und Referenten traten auf. Das Budget für den Anlass, zu dem auch der Networking-Abend im Casino-Kursaal Interlaken (Donnerstag) gehörte, betrug 1,8 Millionen Franken. Wie im Vorjahr wurde das Swiss Economic Forum live vom Schweizer Fernsehen übertragen (SF info) übertragen. Weil der Schadausaal in Thun nun um- und ausgebaut wird, findet die 12. Ausgabe des Swiss Economic Forum am 3./4. Juni 2010 im Casino-Kursaal Interlaken statt. (SEF/mc)

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