Swiss: GAV-Verhandlungen mit Regionalpiloten geplatzt – Streik droht
Es fänden derzeit keine GAV-Verhandlungen mehr statt, sagte Swiss-Chef Christoph Franz am Donnerstag am Rande eines Vortrags in Zürich auf Anfrage der Nachrichtenagentur sda: «Wir werden jetzt unilateral Kostenmassnahmen umsetzen.» Wegen des Konsultationsverfahrens und der rechtlichen Fristen dauere das einige Monate. Der letzte GAV mit den Regionalpiloten lief Ende Oktober aus.
Keine automatischen Lohnsteigerungen
Bei den neuen Einzelarbeitsverträgen werde es keine automatischen Lohnsteigerungen nach Dienstalter mehr geben. «Es kann nicht sein, dass das Unternehmen Verluste macht und ein Teil der Mitarbeiter ständig mehr Lohn bekommt», sagte Franz. Das könne er auch im Unternehmen nicht verkaufen. Das Bodenpersonal habe seit der Gründung der Swiss vor drei Jahren keine Lohnerhöhung mehr bekommen.
Treibstoffpreise schlagen auf den Magen
Bauchweh bereiteten der Swiss insbesondere die massiv gestiegenen Treibstoffpreise, die seit der Vorlage der GAV- Verhandlungsbedingungen massiv gestiegen seien. Alleine in den ersten neun Monaten 2005 musste die Fluggesellschaft für Treibstoff 175 Mio CHF mehr ausgeben als im Vorjahreszeitraum.
Vertragsbestimmungen gebrochen
Swiss Pilots, die Gewerkschaft der Regionalpiloten, reagiert sauer: Die Swiss breche mit ihrem Vorgehen mehrfach Vertragsbestimmungen, sagte Swiss-Pilots-Präsident Christoph Frick auf Anfrage.
Streikmandat gilt noch
Auf Mitte Dezember werde nun eine ausserordentliche Generalversammlung der Mitglieder einberufen, um das weitere Vorgehen stützen zu lassen. Das im Sommer beschlossene Streikmandat gelte immer noch. Eine Konfrontation sei nicht mehr ausgeschlossen.
Interesse an einem GAV verloren
Trotz Bereitschaft zu Zugeständnissen seitens der Swiss Pilots habe die Swiss kein Interesse mehr an einem GAV, sagte Frick. Die neue Regionalfluggesellschaft habe Lohnreduktionen von bis zu 44% in einzelnen Fällen und Ferienreduktionen von bis zu 30% gefordert. Zudem sollten die Piloten durch Mehrarbeit ihre Produktivität um 10 bis 20% erhöhen.
Grenzt irgendwann an Prostitution
Es stelle sich die Frage, ob die Swiss-Pilots-Miglieder diese Vertragskonditionen akzeptierten. Trotz Garantie durch die Swiss European Air Lines, dass es keine Entlassungen gebe, «grenzt das irgendwann an Prostitution», sagte Frick: «Wir sind heute schon 40% billiger als Lufthansa Cityline. Wenn die Swiss auf hart spielen will, spielen wir auch hart.»
Streit vor dem Basler Handelsgericht
Wenige Wochen vor Auslaufen des alten GAV hatte Swiss Pilots angekündigt, dem Gesamtarbeitsvertrag von Aeropers (ehemalige Swissair-Piloten) beizutreten. Dieser läuft bis Ende Jahr. Die Swiss habe den Beitritt zum Aeropers-GAV aber nie anerkannt, sagte Frick. Den Streit muss jetzt das Basler Handelsgericht entscheiden. (awp/mc/ab)