Fast eine Milliarde Franken Verlust im 2002. 700 gestrichene Stellen und 20 Flugzeuge weniger. Ein herbes Startjahr für die Fluggesellschaft Swiss. Und es bleibt die offene Frage, wo sie hinfliegt?
Von Lukas Schweizer
Ihr Job wir nicht einfacher. CEO André Dosé (vorne) und VR-Präsident Pieter Bouw. (keystone)
Swiss International Air Lines, vor etwas mehr als einem Jahr mit lautem Getöse gestartet, schreibt 2002 einen Verlust von 980 Millionen Franken. Das überrascht niemanden. Überraschender war die Veröffentlichung der Zahlen vor der Bilanzmedienkonferenz vom 25. März.
Die andauernden Beschönigungen
Im Communiqué betont Swiss, das negative Ergebnis sei durch einmalige Sonderaufwendungen von 322 Millionen Franken getrübt, ohne diese Einmaleffekte betrage der Verlust 658 Millionen Franken. Der konsolidierte Umsatz beträgt 4278 Millionen Franken, das Betriebsergebnis auf Stufe EBIT -909 Millionen Franken. Auch dieses Ergebnis sei durch einmalige Sonderaufwendungen geprägt. Die Erweiterung des Unternehmens und die Einführung der Marke Swiss haben rund 180 Millionen Franken gekostet. Hinzu kamen Belastungen durch die Wertberichtigung des Flugzeugparks und Aufwendungen im Zusammenhang mit dem Nachlassstundung der SAirGroup. Das Gesamtergebnis sei aber besser, als zu Beginn geplant.
Die traurige Wahrheit
Sonderaufwendungen hin oder her: Der Swiss geht es schlecht, die publizierten Zahlen sprechen eine deutliche Sprache. Matthias Egger, Analyst bei der Bank Pictet, nennt das Übel beim Namen. «Swiss hat im 4. Quartal 2002 bedeutend an Marktanteil verloren. Dies zeigt der Rückgang der Sitzauslastung bei der Europaflotte auf unter 50 Prozent», schreibt er in seinem Kommentar. Der Break-Even sei für Swiss in weiter Ferne. Und viel schlimmer: Egger glaubt nicht, dass die getroffenen Restrukturierungsmassnahmen (Abbau von 700 Stellen, Streichung von 20 Flugzeugen) genügen. Es seien weitere Schritte von Nöten. Pictet senkt das Kursziel der Aktie von 6 auf 4 Franken.ZKB-Analyst Patrik Schwendimann schreibt in seinem Kommentar: «Trotz der noch akzeptablen Eigenkapitalquote (36,6 %) und den flüssigen Mitteln (1,26 Mrd. Franken) wird die Luft für Swiss wegen den anhaltend hohen Verlusten und der Finanzierung neuer Flugzeuge rasch dünner.» Die ZKB korrigiert denn ihre Verlustprognose für 2003 von 250 Millionen auf 450 Millionen Franken. Den Aktionären empfiehlt die Bank weiterhin den Titel zu verkaufen.An der Börse zieht die Swiss-Aktie bis 11.00 Uhr um 30 Prozent an und wird für 5,20 Franken gehandelt. Der SPI stand zur gleichen Zeit 3,38 Prozent höher auf 2770,55 Punkten.Lukas Schweizer (swisscontent)