Noch vor wenigen Wochen wollte Swiss-CEO André Dosé die Langstreckenflotte nicht anfassen. Jetzt ist er dazu gezwungen. Einen weiteren Anhaltspunkt, wie es der Airline geht, gibt es am Freitag. Die Fünf-Monats-Zahlen werden bekanntgegeben.
Von Lukas Schweizer
Auch die «heilige» Langstreckenflotte (MD-11) wird wohl reduziert. (www.swiss.com)
Die Fünf-Monats-Zahlen werden nicht befriedigend sein. Mit Aussagen wie: «Es geht ums nackte Überleben» oder «Sicher ist, dass die Swiss nicht überlebensfähig sein wird, wenn wir nicht Teil eines Mergers sein werden», hat CEO André Dosé bereits im voraus klar gemacht, wie schwierig die Lage ist.
Weitere Flottenreduktion…
Egal wie die Zahlen von Swiss aussehen, viel mehr interessiert zur Zeit, wie der neue Businessplan aussehen wird. Laut der «Sonntagszeitung» sollen total 5000 Arbeitsplätze (inkl. flugnahe Betriebe) gestrichen werden, die Langstreckenflotte soll um acht Flieger, die Airbusflotte um sieben und die Regionalflotte auf 30 bis 40 Flugzeuge reduziert werden. …und Fusionsverhandlungen
Auch die hohen Verkaufskommissionen sollen gestrichen werden. Ausserdem befindet sich das Swiss-Management in Fusionsgesprächen mit der deutschen Lufthansa und der Air France.
Manfred Brennwald, verantwortlich für den Flugbetrieb bei Swiss, bestätigte in einem Interview mit der «Basler Zeitung» vom Donnerstag, dass auch der Bestand grösserer Flugzeuge und der Langstreckenverbindungen überprüft werde. Die kritische Grösse der Langstreckenflotte, um das Anschlusskonzept noch gewähren zu können, bezeichnete Brennwald mit 18, 20 oder 22 Flugzeugen. Es sei auch durchaus möglich, dass eine respektable Zahl an Entlassungen nötig werde. Der neue Businessplan wird am 23. Juni bekanntgegeben.Nicht nur die Swiss leidet
Von Januar bis März wies Swiss einen Verlust von 200 Millionen Franken aus, der Umsatz betrug 1’044 Millionen Franken. Doch nicht nur die Schweizer Fluggesellschaft muss starke Einbussen hinnehmen. Das Business kriselt auf der ganzen Welt. Die Association of European Airlines meldete im April einen Passagierrückgang von 4,7 Prozent gegenüber dem April 2002. Bereits im März ist die Passagierzahl um 4,5 Prozent gesunken. Der Irakkrieg und die Lungenkrankheit Sars wirkten sich eminent auf die Strecken nach Nahost (-27,7%), Nordafrika (-12,1%) und Fernost (-21,4%) aus.Die holländische KLM meldete am Mittwoch, die Passagierzahlen seien im Mai um zehn Prozent niedriger als im Vergleichsmonat. Auf den Flügen nach Hongkong, Peking und Schanghai brachen die Zahlen gar um 35 Prozent ein. Die Billigfluglinie Easy Jet muss für die ersten sechs Monate des Fiskaljahres einen Verlust vor Steuern von 78 Millionen Dollar schlucken. Die drittgrösste US-Fluggesellschaft Delta Air will bis Ende 2005 2,5 Milliarden Dollar an Kosten einsparen. «Wir drehen auf der Suche nach Möglichkeiten den Umsatz zu steigern und Kosten zu senken jeden Stein um», sagt die Finanzchefin Michele Burns. Die Delta-Konkurrenten United Airlines und US Airways suchen das Heil im Konkursverfahren. Es geht auch erfolgreich
Es gibt aber auch Beweise dafür, dass das Fluggeschäft erfolgreich betrieben werden kann. Die Sitzauslastung bei British Airways war im Mai 2,5 Prozent höher als im Vorjahr. Dies obwohl auch bei BA der Asien-Pazifik-Markt um 33,1 Prozent einbrach. Die irische Billig-Airline Rayanair schloss das Geschäftsjahr 2002/03 sogar mit einem Reingewinn von 239,4 Millionen Euro ab. Eine Steigerung um 59 Prozent. Lukas Schweizer (swisscontent)