Swiss Re: Aigrain tritt zurück – Lippe übernimmt

Der 1954 geborene Aigrain ist schweizerischer und französischer Staatsbürger und arbeitete unter anderem als Investment-Chef für JP Morgan. Seit 2001 ist er bei Swiss Re, seit 2006 führt er die Konzernleitung. Die bisherige Nummer zwei des Unternehmens, der 53-jährige Deutsche Stefan Lippe, wird nun neuer CEO. Er sei «der Architekt, der Swiss Re konsequent auf die Qualität im Underwriting (Risikoeinschätzung) des Rückversicherungsgeschäftes fokussiert» habe, heisst es in der Mitteilung.


Lippe seit 25 Jahren bei Swiss Re
Lippe ist seit 25 Jahren bei Swiss Re, zuletzt als Stellvertreter des Konzernchefs und operativer Chef (COO). Vor seiner Zeit bei Swiss Re war er zehn Jahre lang Chef der Bayerischen Rück. Der Chefwechsel bei Swiss Re soll schon nächste Woche erfolgen.


Milliardenverluste
Vor Wochenfrist musste Swiss Re überraschend einen Verlust von 1 Mrd CHF für 2008 bekanntgeben. Schuld an den tiefroten Zahlen sind Milliardenabschreibungen auf Finanzanlagen. Zum Verhängnis wurde der Swiss Re, dass sie unter der Leitung von Aigrain neben dem traditionellen Rückversicherungsgeschäft, das immer noch gut läuft, auch risikoreiche Finanzgeschäfte tätigte. Nach vorläufigen Angaben schreibt Swiss Re für 2008 etwa 6 Mrd CHF ab. Nächsten Donnerstag wird Swiss Re die definitiven Zahlen für das vergangene Geschäftsjahr veröffentlichen.


Dividende von 4 auf 0,10 Franken gekappt
Allein auf verbrieften Kreditausfallversicherungen (Structured Credit Default Swaps) muss Swiss Re wohl 2 Mrd CHF abschreiben. Das Eigenkapital dürfte auf 19 bis 20 Mrd CHF geschrumpft sein, nachdem es Ende September noch 24,1 Mrd CHF betragen hatte. Pro Aktie schüttet Swiss Re noch 10 Rappen aus, nachdem Aktionäre im Vorjahr 4 Franken pro Wertpapier erhalten hatten.


Buffett hilft
Swiss Re muss nun bis zu 5 Mrd CHF frisches Kapital aufzunehmen. Davon übernimmt der legendäre US-Investor Warren Buffett 3 Mrd CHF. Der Besitzer der Beteiligungsgesellschaft Berkshire Hathaway und wird so wichtigster Einzelaktionär des Schweizer Rückversicherers.


Aktie steigt
Der Wechsel an der Konzernspitze wurde von Händlern und Anlegern positiv aufgenommen, auch wenn er nicht überraschend komme. Die Swiss-Re-Aktie eröffnete 6,2% fester auf 20,12 CHF. Bis um 09.55 Uhr steigen die Titel um 4,8% auf 19,85 (Tageshöchst 20,30) CHF. Allerdings bemängelten Analysten, dass Lippe in der Ära Aigrain ebenfalls schon in der Geschäftsleitung war.


«Giftmülldeponie sondergleichen hinterlassen»  
«Der scheidende CEO hinterlässt eine Giftmülldeponie sondergleichen», kommentierte die Privatbank Wegelin. Mit einem neuen Lenker könne ein neues Vertrauensfundament gelegt werden «Doch bis die Investoren dieses Fundament als tragfähig erachten, braucht es mehr – vielmehr», schreibt Wegelin. (awp/mc/ps/03)

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