Eine Optimierung der Reservierungspraxis zahle sich deshalb für Versicherer, Aktionäre und Versicherungsnehmer aus, kommt die neuesten sigma-Studie des Rückversicherers Swiss Re zum Schluss. Besonders wichtig seien Schadenrückstellungen in der Haftpflichtsparte, da hier die Ermittlungen und Regulierungen von Schäden sehr lange dauern können. Dabei erreichen die Schadensreserven in Haftpflicht üblicherweise eine Grössenordnung von 300 bis 450% der verdienten Prämien, während der Rückstellungssatz in der Sachversicherung bei 60 bis 100% und in der Motorfahrzeug-Kaskoversicherung bei 10 bis 30% liegt.
Höhere Rückstellungen
In vielen Haftpflicht-, Unfall- und Kfz-Sparten und in der Nichtlebenbranche sind gemäss der Studie die Rückstellungen im Laufe der Zeit gestiegen. Dazu trägt vor allem auch der wachsende Anteil von Long-Tail-Sparten bei, da diese eine lange Schadenabwicklungsdauer haben. Anpassungen in dieser Sparte fallen deshalb besonders stark ins Gewicht. Die Versicherer setzen zur Ermittlung der erforderlichen Rückstellungen verschiedene Methoden ein. Diese können allerdings nur verlässliche Resultate liefern, wenn absehbare Trends und Zyklen in die Modelle einbezogen werden. Fehler können aber auch durch Faktoren entstehen, die ausserhalb der Kontrolle der Versicherer liegen. Dazu zählt die Studie unerwartete rechtliche Entwicklungen, steigenden Lebenserwartung, medizinische Fortschritte und Veränderungen gesellschaftlicher Einstellungen.
Reservierungspraxis besser auf Versicherungszyklus ausrichten
Eine weitere Herausforderung geht gemäss der Studie vom Versicherungszyklus aus. Dieser würde ständig neue Rückstellungsberichtigungen auslösen. Rückstellungsdefizite treten meist dann auf, wenn Geschäfte zu tiefen Preisen gezeichnet würden. Diese fallen dann meist erst Jahre später auf, wenn die Preise bereits wieder am steigen sind, so die Studie. Erste Schadenschätzungen sind niemals eine perfekte Prognose der Versicherungsleistung. Die Faktoren, die das Long-Tail-Versicherungsgeschäft belasten könnten, liessen sich nicht mit Gewissheit vorhersagen, heisst es weiter. Dennoch könnten die Versicherer ihre Reservierungspraxis im Hinblick auf den Versicherungszyklus oder Trends wie steigenden Löhne, Gesundheitskosten und Lebenserwartung verbessern.
Im Sinne der Versicherungsnehmer
Davon profitieren würden die Versicherungsnehmer, da angemessene Rückstellungen das Risiko einer Insolvenz vermeiden könnten. Für die Aktionäre sei vorteilhaft, dass eine transparente und angemessene Reservierung, die Rentabilität des Unternehmens besser widerspiegelt. Und zum Schluss dürften auch Versicherer davon profitieren, da eine bessere Reservierung die Versicherungszyklen dämpfen kann und so mittelfristig zu höheren Gewinnen führt. (awp/mc/ps)