Mit der Verteidigung des letzten Swissair-Konzernchefs Mario Corti hat am Montag die letzte Verhandlungswoche im Swissair- Prozess am Bezirksgericht Bülach begonnen. Die Verteidigung des Hauptangeklagten lockte einen ganzen Medientross und zahlreiche Zuschauer in die Stadthalle in Bülach. «Den Letzten beissen die Hunde»; das treffe für Corti zu, sagte Verteidiger Paul Ramer in seinem Plädoyer. Sein Mandant sei nur kurze Zeit im SAirGroup-Verwaltungsrat gesessen und habe keine der Entscheide der Hunter-Strategie für die Übernahme ausländischer Beteiligungen gefasst.
Mut und das innere Feuer
Als einziger Verwaltungsrat habe Corti dann aber «den Mut und das innere Feuer» gehabt, hinzustehen und versuchen, das Steuer herumzureissen, sagte Ramer. «Herr Corti war überzeugt die Swissair retten zu können.» Dafür habe er seine «seine sichere Lebensstelle» als Finanzchef bei Nestlé aufgegeben. Wie die Verteidiger vor ihm kritisierte auch Ramer das Vorgehen der Staatsanwaltschaft scharf: «Es stellt sich die Frage, wo die Grenze zum Rufmord verläuft». Besonders hart ins Gericht ging er mit dem Experten der Anklage, Aldo Schellenberg. Er warf dem «Gehilfen der Staatsanwaltschaft» vor, gleichzeitig an der Anklageschrift mitgewirkt und einen Expertenbericht erstellt zu haben. «Ich habe das noch nie erlebt», sagte Ramer energisch. Das Vorgehen verletze «in krassester Weise jedwelches rechtsstaatliches Vorgehen».
Die Staatsanwaltschaft versteht die Begriffe nicht genau
Zum Vorwurf, dass Corti die Öffentlichkeit über einen bevorstehenden Milliardenkredit für die SAirGroup informiert habe, machte Ramer geltend, dass die Anklage keine Kenntnisse über Verträge im internationalen Bankwesen habe: «Die Staatsanwaltschaft versteht die Begriffe nicht genau und bringt sie durcheinander.» Corti hatte den Vertrag mit drei Grossbanken an der Generalversammlung vom 25. April 2001 bekanntgegeben, definitiv abgeschlossen wurde dieser aber erst am 11. Juli 2001. Im April sei aber bereits eine verbindliche Offerte vorgelegen, die von der SAirGroup angenommen worden sei, machte Ramer geltend.
Sabena-Zahlung
Zu den Anklagekomplexen der SAirGroup-Restrukturierung im März 2001 wie auch der Sabena-Zahlung von 150 Mio EUR im Januar 2001 blieb Ramer auf der Linie der Verteidiger der anderen SAirGroup-Verwaltungsräte in der vergangenen Woche. Bei der Restrukturierung sei die Verschiebung von Beteiligungen von der Mutter SAirGroup in die angeschlagene SAirLines keine «à- fonds-perdu»-Zahlung gewesen, sagte Ramer. Zur Rekapitalisierung und Zahlung an die marode belgische Sabena habe der Verwaltungsrat dagegen keine andere Wahl gehabt.
Sechs Monate unbedingt gefordert
Die Staatsanwaltschaft wirft Corti die Tatbestände Gläubigerschädigung, ungetreue Geschäftsbesorgung, unwahre Angaben über kaufmännisches Gewerbe, Misswirtschaft und Gläubigerbevorzugung vor. Corti soll das laut Strafantrag mit 28 Monaten Freiheitsstrafe, einer Geldstrafe von total 1,08 Mio CHF bedingt sowie einer Busse von 10’000 CHF büssen. Sechs Monate der Freiheitsstrafe soll Corti unbedingt absitzen. (awp/mc/gh)