Die Aufhebung des «Cash Pools», wo die Ein- und Auszahlungen sämtlicher Swissair-Gruppengesellschaften zusammengefasst wurden, habe die Swissair-Gruppe schwer belastet, sagte Corti vor dem Bezirksgericht Bülach. Durch diese Massnahme «aus dem Blauen heraus» sei der Bedarf an flüssigen Mitteln um rund 250 Mio CHF angestiegen.
Cash-Pooling ungemein komplexe Aufgabe
Den Vorwurf der Staatsanwaltschaft, dass er nicht rechtzeitig für einen Ersatz sorgen konnte, wischte er mit Sarkasmus vom Tisch: Jetzt werde das Opfer zum Täter gemacht. Cash-Pooling sei eine ungemein komplexe Aufgabe, die selbst nur wenige Grossbanken beherrschten. Die Anklage stelle sich offenbar vor, dass er das innert kurzer Zeit «quasi mit Software aus der Migros» hätte auf die Beine stellen müssen. «Das hätte nicht einmal die Schellenberg Consulting fertiggebracht», sagte Corti mit Verweis auf die Gutachter der Staatsanwaltschaft spöttisch.
Grossbanken Hauptverantwortliche für Phoenix-Konzept
Am Dienstag hatte Corti die Grossbanken und vor allem die UBS bereits als Hauptverantwortliche für das Phoenix-Konzept genannt, der die Weiterführung einer nationalen Fluggesellschaft auf der Basis der damaligen Swissair-Tochter Crossair vorsah. Das Konzept habe das Grounding und die Nachlassstundung der Swissair vorgesehen.
Schuld bei den Phoenix-Plänen
Corti ist weiterhin überzeugt, dass bei Befolgung seiner Pläne die Swissair nicht hätte untergehen müssen. Die Nachlassstundung und das Grounding seien ihm «aufgezwungen worden». Die Schuld am Untergang sieht Corti in den «Phoenix»-Plänen. Aufgezwungen seien diese der Swissair von dritter Seite, vor allem von Seiten der Banken. «Damit wurde ein Schaden von 17 Mrd. Franken in Kauf genommen.»
Sanierung wäre noch möglich gewesen
Corti gab sich überzeugt, dass eine Sanierung der Swissair damals noch möglich gewesen wäre: «Das ganze Massnahmenbündel war da.» Auch mit der belgischen Regierung hätte man auch noch über Aufschub für fällige Zahlungen an Sabena verhandeln können, sagte Corti. (awp/mc/ar)