Obwohl die Schweiz von den Turbulenzen an den Finanzmärkten nicht verschont blieb, würden ihn vier Dinge für den einheimischen Finanzplatz zuversichtlich stimmen: Erstens sei seine internationale Reputation als Ganzes nach wie vor intakt. Im Ausland werde die Schweiz nicht speziell mit dieser Krise identifiziert, da viele ausländische Banken von dieser Problematik auch betroffen seien, zeigte sich der Präsident überzeugt.
Viele Banken nicht von Krise betroffen
Zweitens habe anders als in anderen Ländern kein Steuerfranken zur Rettung einer Bank aufgewendet werden müssen, sondern die nötige Verstärkung des Eigenkapitals sei durch neue und bestehende Aktionäre erfolgt. Im weiteren ist es gemäss Mirabaud ein «sehr gutes Zeichen» für die Qualität von Swiss Banking, dass sich ausländische Investoren an einer Schweizer Bank «in dieser Höhe und in dieser Situation» beteiligen wollten. «Und last but not least bin ich stolz auf die vielen Banken in der Schweiz, die von dieser Krise nicht direkt betroffen sind», heisst es im Text weiter.
Mirabaud erwartet UBS-Bankrott «absolut nicht»
Die Finanzkrise hat jüngst durch die Insolvenz von Lehman Brothers Schlagzeilen gemacht und erreicht derzeit laufend neue Höhepunkte. Die Schweizerische Bankiervereinigung (SBV) zeigt sich mit Blick auf die hiesigen Grossbanken aber wenig beunruhigt. Er erwarte «absolut nicht», dass die UBS AG das selbe Schicksal erleiden werde, erklärte SBV-Präsident Pierre Mirabaud anlässlich der Jahresmedienkonferenz am Donnerstag in Zürich.
«Diese Frage müssen sie der SNB stellen»
Die beiden Schweizer Grosbanken UBS und Credit Suisse seien gut kapitalisiert, auch wenn sich die nun herumgereichten Gerüchte über weitere Abschreibungen bewahrheiten sollten. Auf die Frage, ob im Falle eines Konkurses der UBS die SNB zu Hilfe schreiten werden, antwortete Mirabaud: «Diese Frage müssen sie der SNB stellen.»
«Fusion UBS – CS derzeit kein Szenario»
Sollte sich dieses Szenario bewahrheiten, woran er absolut nicht glaube, dann werde man sehen, wie die Zentralbanken reagieren werden. Die Zentralbanken hätten aber bisher gezeigt, dass sie gezielt arbeiten würden, ergänzte er. Ein Zusammenschluss der UBS und der Credit Suisse sei zur Zeit seines Wissens kein Szenario, das durchgespielt werde, so Mirabaud weiter. Grundsätzlich sei natürlich zur Zeit Alles denkbar. Bei einem solchen Szenario wäre sicherlich eine inländische einer ausländischen Lösung vorzuziehen.
Lehren ziehen
Allerdings gelte es auch Lehren aus der Krise zu ziehen. Gemäss Mirabaud liegt es im eminenten Interesse des Finanzplatzes Schweiz, über ein solid kapitalisiertes Bankensystem zu verfügen, welches Krisen zu widerstehen vermag. Dabei dürfe es aber keinen gesetzlichen oder regulatorischen Alleingang der Schweiz geben.
Überprüfung der Höhe der Eigenmittelunterlegung
Im weiteren muss gemäss Mirabaud die Höhe der Eigenmittelunterlegung mit dem Ziel einer Verbesserung des Kapital- und Liquiditätsmanagements überprüft und tendenziell erhöht werden. Auch gelte es die Funding-Situation, also die Fristenkongruenz zwischen Aktiv- und Passivgeschäft, besser im Auge zu halten und zu gewichten. Das viel diskutierte Leverage ratio sei nicht das Heilmittel, zumal dies in den USA schon lange existiere und die Finanzkrise dadurch auch nicht vermieden werden konnte.
Verwaltungsräte in die Pflicht genommen
Im weiteren seien die Anreize in den Entlöhnungssystemen bei den Banken zu überdenken und gegebenenfalls anzupassen – von ihren Verwaltungsräten. Schliesslich wolle er auch noch einen moralisch-ethischen Aspekt nennen, nämlich die gesellschaftliche Verantwortung jedes Einzelnen. Unser gegenwärtiges System des freien globalen Marktes habe enorme Vorteile. Es verlange aber von den Eliten ein gesundes Mass an Verantwortungsbewusstsein und Masshalten. «Ziehen wir die richtigen Lehren daraus. Nicht das System hat versagt, sondern einige Systemteilnehmer», bilanzierte Mirabaud.
Masterplan
Damit der Schweizer Finanzplatz erfolgreich gedeihen könne, habe die Bankiervereinigung vor einem Jahr einen Masterplan veröffentlicht, sagte SwissBanking-CEO Urs Roth in seinem Referat. Damit die Ziele, sich erfolgreich in verschiedenen zukunftsträchtigen Geschäftsfeldern zu positionieren und somit auch zu diversifizieren, erreicht werden könne, fordere er die schrittweise Abschaffung der «wachstumshemmenden Stempelsteuer», so Roth weiter. Ökonomisch gelte der Stempel längst als veraltet. Seine schädlichen Auswirkungen übertreffen die Einnahmen bei Weitem. Keiner der mit der Schweiz konkurrierenden Finanzplätze eine vergleichbare Abgabe, wies Roth hin. In New York, Singapur, Hongkong, Abu Dhabi, Luxemburg und Irland seien Stempelabgaben unbekannt und in der EU werde mit Hochdruck an der Abschaffung von Umsatzsteuern im Wertschriftenverkehr gearbeitet, sofern solche noch bestehen.
Empirische Analyse
Die Bankiervereinigung sei zurzeit daran die ökonomische Vorteile der Abschaffung der Stempelsteuer für die Schweiz empirisch zu analysieren, erklärte Roth. Für Grossbritannien habe es aber 2007 eine Untersuchung gegeben, die aufgezeigt habe, dass bei einer Abschaffung der Umsatzabgabe die Eigenkapitalkosten um rund 7% tiefer «sind und dank der Reduktion der Kapitalkosten das Bruttoinlandprodukt permanent um 0,25% bis 0,8% Prozent erhöht würde», erläuterte Roth. (awp/mc/ps/17)