Die Swisscom macht definitiv im Milliardenpoker um die tschechische Telekommunikationsgesellschaft Cesky Telecom mit. Der Schweizer Konzern hat ein verbindliches Kaufgebot für den Staatsanteil von 51,1% an Cesky
Telecom eingereicht.
Erwartetes eingetroffen
Über die Höhe des offerierten Preises und die übrigen inhaltlichen Punkte des Angebots könne die Swisscom zurzeit keine Angaben machen, teilte der Schweizer Konzern in einem Communiqué mit. Am heutigen Dienstag läuft die Frist für die Einreichung von Übernahmeofferten ab. Der Schritt war erwartet worden. Swisscom-Chef Jens Alder hatte vor drei Wochen angekündigt, ein verbindliches Kaufgebot in Prag einreichen zu wollen, ohne weitere Details zu nennen: «In einem Bieterprozess ist das Geheimnis das wichtigste Gut, denn die anderen dürfen nicht wissen, was wir denken.»
Alder nah am Ball
Die Swisscom gilt laut Beobachtern neben der spanischen Telefonica als einer der aussichtsreichsten Bewerber. Interesse an Cesky Telecom haben auch Belgacom und ein Konsortium um die Beteiligungsgesellschaften Blackstone/CVC/Providence Equity und France Télécom gezeigt. Alder hatte sich allerdings vorsichtig gezeigt: «Ich wage nicht, zu prognostizieren, was herauskommt. Wenn eine Regierung verkauft, ist das Resultat bis zum Schluss offen.» Das habe man schon bei der Telekom Austria gesehen, um die sich die Swisscom vergeblich beworben hatte.
Schneller Entscheid seitens der Verkäufer
Zudem würden in einem Bieterprozess oft Preise geboten, die ökonomisch ungerechtfertigt seien. «Wir werden nicht zu jedem Preis kaufen. Wir sind vorsichtige Rechner», äusserte sich Alder. Die Entscheidung, wer den Zuschlag erhält, soll nach den Worten des tschechischen Ministerpräsidenten Stanislaw Gross möglichst bald fallen. Ein Steuerungsausschuss soll am (morgigen) Mittwoch zusammenkommen, um die Offerten zu sichten und dann eine Empfehlung an die Regierung auszuarbeiten.
Zeit ist Geld
Ministerpräsident Gross, der den Verlust seiner Mehrheit im Parlament befürchten muss, will notfalls eine Sondersitzung der Regierung einberufen, um den Cesky-Verkauf möglichst schnell über die Bühne zu bringen. Es solle möglichst wenig Zeit vergehen zwischen der Veröffentlichung des Ergebnisses des Bieterverfahrens und der Entscheidung der Regierung, hatte Gros am Wochenende erklärt.
Dem Meistbietenden…
«Wer für die 51 Prozent am meisten bietet und ein gutes Angebot vorlegt, erhält den Zuschlag», hatte Gross am Montag gesagt. Er erwarte dabei mehr als die von Experten genannte Summe von 2,4 Mrd EUR (3,73 Mrd CHF), betonte der Regierungschef. Der Käufer der Cesky-Mehrheit muss innerhalb von zwei Monaten ein Angebot für die restlichen 49% der Aktien vorlegen. Der dabei zu bietende Preis wird durch das tschechische Übernahmegesetz bestimmt. Der Preis muss mindestens 85% dessen betragen, was für das Mehrheitspaket bezahlt wurde. Daneben könnte der Preis aus dem durchschnittlichen Aktienkurs der Vergangenheit und unabhängige Bewertungen ermittelt werden.
Aktie ruhig
Die Swisscom-Aktie reagierte auf die Kaufofferte kaum. Bis gegen 13.00 Uhr lag sie um 0,2 Prozent unter dem Schluss vergangener Woche auf 444,25 Franken. Gleichzeitig notierte der Gesamtmarkt (SMI) um 0,1 Prozent tiefer.(awp/mc/th)