Fastweb ist der zweitgrösste Festnetzbetreiber Italiens und Anbieter von Sprach-, Daten- und Video-Angeboten über Internet. Swisscom will Fastweb vollständig übernehmen, das Angebot kommt allerdings bei 50% plus einer Fastweb-Aktien zu Stande.
Reaktion von Fastweb zurückhaltend
Die Reaktion von Fastweb fiel zurückhaltend aus: Der Verwaltungsrat stehe dem Angebot «positiv» gegenüber, es biete «gute Chancen». Gründer und Grossaktionär Silvio Scaglia ist zum Verkauf seines Anteils über 18,75% an Swisscom bereit – falls keine bessere Offerte eintrifft.
Anleger in der Schweiz wenig begeistert
Swisscom offeriert 3,7 Mrd EUR oder 47 EUR je Fastweb-Aktie. Dies entspricht einer Prämie von 19% im Vergleich zum Kurs der vergangenen Woche. Die Anleger in der Schweiz reagierten wenig begeistert auf das Angebot. Händler bezeichneten den Preis als hoch, zudem hatte sich der Markt eine eindeutiges Bekenntnis des Fastweb-Verwaltungsrates erhofft. Nun stehe die Tür für Gegenofferten weiter offen. Genau darauf scheinen die Fastweb-Anleger zu spekulieren. Der Kurs der Fastweb-Aktie stieg über das Swisscom-Angebot und schloss mit einem Plus von 15,14% bei 48,38 EUR.
Aktie im Minus
Die Swisscom verlor dagegen deutlich. Der Titel eröffnete schwächer als zu Handelsschluss am Freitag und gab in der Folge bis nach Mittag kontinuierlich auf ein Tagestief von 438,75 CHF ab. Die Aktie schloss mit 2,4% im Minus bei 447,75 CHF.
Langfristige Beteiligung geplant
Swisscom plane «eine langfristige Beteiligung», sagte Swisscom-Chef Carsten Schloter auf einer Telefonkonferenz. Fastweb werde selbstständig bleiben. Auch für die 3224 Angestellten habe der Besitzerwechsel keine Folgen. Italien sei einer der attraktivsten Breitbandmärkte in EURpa mit einem sehr hohen Wachstumspotenzial. Fastweb ist mit über einer Million Kunden das technologisch führende Breitband- Telekommunikationsunternehmen des Landes. 2006 erzielte Fastweb einen Umsatz von 1,26 Mrd EUR und einen Betriebsgewinn (EBITDA) von 424,6 Mio EUR. Unter dem Strich blieb ein Verlust von 124 Mio EUR. In diesem Jahr werden jedoch schwarze Zahlen angepeilt.
«Meisterwerk italienischen Unternehmertums»
Schloter bezeichnete Fastweb als ein «Meisterwerk italienischen Unternehmertums». Fastweb habe bei den neuen Technologien, die für die Entwicklung der Swisscom-Infrastruktur entscheidend seien, einen Vorsprung von drei bis fünf Jahren. Mit der Transaktion dürften sich Umsatz und EBITDA der Swisscom um jeweils rund ein Fünftel erhöhen.
Keine Einwände vom Bund
Der Bund als Hauptaktionär hat keine Einwände gegen die Übernahme von Fastweb. Das Geschäft sei «strategisch bedeutsam» und eröffne dem Telekomkonzern neue Wachstumsmöglichkeiten. Der Bundesrat habe sich vorgängig von der Swisscom-Spitze informieren lassen. Er stellte dabei fest, dass seine Vorgaben eingehalten würden. Der Bundesrat hatte der Swisscom vor gut einem Jahr die Übernahme ausländischer Grundversorger untersagt. Er verhinderte damit den Kauf der irischen Eircom, welche die damals noch von Jens Alder geleitete Swisscom ins Auge gefasst hatte. Die Verschuldungslimite von Swisscom legte der Bundesrat beim 1,5-fachen Wert des EBITDA fest. Das ergibt zurzeit 6 Mrd CHF. Man werde aber diese Limite nur zu zwei Dritteln ausschöpfen, sagte Schloter.
Volle finanzielle Flexibilität
Der Konzern behalte somit seine volle finanzielle Flexibilität, sagte Schloter. Nach einer erfolgreichen Übernahme der Fastweb plane Swisscom vorerst keine weiteren Auslandakquisitionen, sagte Schloter. Nach Abschluss der Transaktion ändert die Swisscom ihre Ausschüttungspolitik: Das Unternehmen wird mit Ausnahme eines Sonderrückkaufs von 500 Mio. CHF im Jahr 2008 keine Aktienrückkäufe mehr tätigen. Künftig gibt es nur noch Dividenden, die weiterhin etwa die Hälfte des Reingewinns ausmachen sollen. (awp/mc/gh)