Swisscom bereitet den Verkauf der deutschen Tochter Debitel vor, berichtet die «Financial Times Deutschland» in ihrer heutigen Ausgabe. Danach soll die Investmentbank J.P. Morgan den Auftrag erhalten haben, nach Käufern zu suchen.
Von Martin Vetterli
Debitel bald wieder in deutschen Händen: Swisscom bereitet offenbar Verkauf vor. (pd)
Bereits im Oktober hatte es entsprechende Berichte gegeben. Damals hatte eine Swisscom-Sprecherin bestätigt, dass alle Optionen für die Debitel-Beteiligung offenstehen. Dies schliesse auch einen Verkauf mit ein. Letzte Woche ergänzte Swisscom-CEO Jens Alder zwar, dass im Moment kein Angebot für Debitel vorliege. Mit der Belebung der Telekommärkte könne sich dies aber schnell ändern.
Debitel-Präsentation noch vor Weihnachten
Offenbar will Swisscom jetzt etwas nachhelfen. «Noch vor Weihnachten soll die Präsentation Debitels durch das Management stattfinden», berichtet die «Financial Times Deutschland» unter Berufung auf Branchenkreise. An einer Übernahme interessiert sei unter anderem ein Finanzkonsortium mit dem früheren Debitel-Vorstandsvorsitzenden Joachim Dreyer.
In dem nun beginnenden Verfahren dürften nach Informationen aus den Branchenkreisen aber weitere Käufer vorläufige Gebote abgeben. «Anfang nächsten Jahres wird es interessant», zitiert die Zeitung aus dem Umfeld möglicher Bieter.
Kein Kommentar zu Verkaufsplänen
Weder Swisscom noch Debitel äusserten sich zu den jüngsten Gerüchten. Die knappe Antwort aus Stuttgart lautete: «Kein Kommentar». Swisscom-Sprecherin Pia Colombo erklärte, man nehmen zu Marktgerüchten grundsätzlich keine Stellung, wiederholte aber frühere Aussagen, dass ein Verkauf dieser Finanzbeteiligung «durchaus möglich» sei. Die ZKB bezeichnete das Gerücht in ihrem Morgenkommentar als «nicht überraschend».
Teures deutsches Abenteuer
Swisscom hatte Debitel 1999 von DaimlerChrysler und dem deutschen Handelskonzern Metro für 4,3 Milliarden Euro übernommen. Das Unternehmen hält gemäss Geschäftsbericht 93 Prozent am deutschen Mobilfunkanbieter. Die Beteiligung wurde aber schon vor geraumer Zeit zum reinen Finanzinvestment herabgestuft. Debitel zählt europaweit 10,3 Millionen Kunden, acht Millionen davon in Deutschland. In den ersten neun Monaten des Jahres erzielte der grösste deutsche Mobilfunkanbieter ohne eigenes Netz bei einem Umsatz von 2,22 Miliarden Euro einen Gewinn vor Zinsen und Steuern von 52 Millionen Euro.