Swisscom rüstet Netz für Übertragungstechnik VDSL auf

In diesem Sommer sollten die ersten Tests mit der so genannten «Very High-Speed Digital Subscriber Line» (VDSL) stattfinden, gab Swisscom-Festnetzchef Adrian Bult am Mittwoch vor den Medien in Zürich bekannt. Gleichzeitig werde mit der Aufrüstung des Netzes begonnen.

Die Hälfte der Bevölkerung abdecken

2007 wolle der «Blaue Riese» die Hälfte der Bevölkerung abdecken. Wieviele Strassen dafür aufgerissen werden müssten, sei noch nicht klar, sagte Bult. Auch sei noch nicht entschieden, wo begonnen werde.

Investitionsgrösse nicht genannt

Wieviel Geld die Swisscom für die neue Technologie ausgebe, wollte Bult nicht sagen. Der grösste Telekomkonzern der Schweiz investiere jährlich eine halbe Milliarde in das Festnetz. Er gehe nicht davon aus, dass sich diese Summe «signifikant verändern» werde, sagte Bult.

Glasfaserleitungen bis zu den Ortszentralen
Voraussetzung für VDSL ist ein Netz, bei dem die Glasfaserleitungen bis zu den Ortszentralen oder sogar bis zu den Kabelverzweigern am Strassenrand geführt werden. Dort wird ein VDSL- Modem auf die Kupferleitungen aufgesetzt, welche dann in die einzelnen Häuser führen. Die Surfer müssen ein VDSL-Modem zwischen die Telefonbuchse und den Computer stecken.

13 Megabit pro Sekunde möglich
Die Übertragungsrate ist stark von der Länge des Kupferkabels abhängig. Ist die Ortszentrale, wo das VDSL-Modem aufgesteckt ist, 1,4 Kilometer vom Haus entfernt, sind Runterladeraten von 13 Megabit pro Sekunde (Mbit/s) möglich. Bei 300 Metern Entfernung liegen gar Raten von über 50 Mbit/s drin.

Noch schneller auf der Datenautobahn
Damit sind die Surferinnen und Surfer um ein Vielfaches schneller auf der Datenautobahn unterwegs als heute. Das Netz der Swisscom mit der heutigen Breitbandtechnik ADSL sei auf 4 bis 6 Mbit/s beschränkt, sagte Bult. Von der Swisscom angeboten werden derzeit maximale Raten von 2,4 Mbit/s.

Cabelcom schläft nicht

Die Kapazitätsausweitung ist auch dringend nötig. Bereits heute bietet Konkurrent Cablecom mit 3 Mbit/s eine deutlich höhere Durchsatzrate. Und der Kabelnetzbetreiber könnte noch weiter an der Spirale drehen. «Theoretisch möglich sind über 2 Gigabit pro Sekunde», sagte Cablecom-Sprecher Stephan Howeg auf Anfrage.

Fernsehen aus der Telefonbuchse
Zudem werde die Swisscom «im zweiten Halbjahr» mit ihrem eigenen Fernsehen aus der Telefonbuchse starten, sagte Bult, ohne ein Datum nennen zu wollen. Der Versuch mit dem so genannten Bluewin-TV in den letzten Monaten «war für mich ein voller Erfolg», sagte Swisscom-Breitbandchef Michael Zumsteg. Im Bluewin-TV-Versuch nahm ein Fernsehkanal rund 1,5 Mbit/s in Anspruch. Für zwei Kanäle wäre der heute angebotene Leitungsdurchsatz zu klein. Zum Vergleich: Bei Cablecom werden die Bilder mit 4,5 Mbit/s übertragen. Die Testpersonen beim Bluewin-TV- Versuch beurteilten die Bildqualität denn auch als schlechter als beim klassischen Fernsehen.

Unabhängig von einander zappen
Gemäss früheren Angaben sollen die künftigen Kunden von Bluewin- TV im Gegensatz zum Versuch an mindestens zwei Fernsehgeräten im gleichen Haushalt unabhängig von einander zappen können. Dies braucht happige Kapazitäten der Telefonleitung.

Fuss in die Wohnzimmertüre
Um die Zeit bis zum endgültigen Start von Bluewin-TV zu überbrücken, versucht die Swisscom mit einem Harddisc-Aufnahmegerät einen Fuss in die Wohnzimmertüre von Kabelnetzkunden zu bekommen. Als Trumpf preist der «Blaue Riese» den elektronischen TV- Programmführer und die Aufnahmefunktion an, welche über einen Computer auch ausser Haus gestartet werden kann.

Auch Cablecom mit digitalem Videorecorder
Cablecom biete eine ähnliche Aufnahmefunktion für herkömmliche Videorecorder bereits seit letztem Jahr an, sagte Cablecom-Sprecher Howeg. Die Swisscom habe Wind bekommen, dass «wir im zweiten Halbjahr einen digitalen Videorecorder anbieten wollen».

Harte Bandagen

Und die Töne zwischen beiden Konzernen werden härter: «Mit der heutigen Präsentation hat die ehemalige Monopolistin versucht, uns die Show zu stehlen», sagte Howeg: Die «Swisscom positioniert sich neu als Trittbrettfahrerin powered by Cablecom.» (awp/mc/gh)

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