Anrufe vom Swisscom-Festnetz auf Swisscom-Handys kosten neu pro Minute 41 Rappen statt 55 Rappen im Normaltarif und 31 statt 45 Rappen im Niedertarif, wie der Konzern am Freitag bekannt gab. Damit wird der Minutenpreis im Normaltarif um 25 Prozent und im Niedertarif um 31 Prozent billiger. Noch am Vortag hatte Swisscom-Chef Jens Alder nicht genau sagen wollen, «wann genau Swisscom Fixnet die tieferen Terminierungsgebühren an die Kunden weitergeben wird.»
Swisscom hat den Preiskrieg angezettelt
Den Preiskrieg hatte die Swisscom in der letzten Woche angezettelt, indem sie die so genannten Terminierungsgebühren gesenkt hatte. Damit müssen andere Telekomanbieter für die Weiterleitung von Anrufen auf das Swisscom-Handynetz ab Juni nur noch 20 statt 33,5 Rappen bezahlen.
Konkurrenz Handlung noch offen
Die Konkurrenz steht vor der Entscheidung, ob sie diese Reduktion an die Kunden weitergibt oder in die eigene Tasche steckt. So hat Tele2-Chef Roman Schwarz bereits angekündigt, die Festnetzgebühren senken zu wollen, das Ausmass aber noch offen gelassen.
Sunrise hält sich bedeckt
Der zweitgrösste Schweizer Telekomkonzern Sunrise hielt sich dagegen bedeckt: «Wir können zum ganzen Thema Terminierungsgebühren im Moment nichts sagen», sagte Sprecherin Muriel Mathis auf Anfrage. Die Lage werde analysiert. Allerdings lägen die Gesprächsgebühren vom Sunrise-Festnetz auf Sunrise-Handys schon seit längerem bei 32 Rappen.
Orange hat Preise bis zu 30 Prozent gesenkt
Orange hat als Reaktion auf die Swisscom die Preise für das Handyabonnement Optima um bis zu 30 Prozent gesenkt. Der Konzern evaluiert zur Zeit die Höhe der Terminierungsgebühren. «Deshalb können wir zum jetzigen Zeitpunkt keine Aussagen machen, wann und in welchem Rahmen Anpassungen vorgenommen werden könnten», sagte eine Sprecherin.
Swisscom lässt Preise auf Sunrise und Orange unverändert
Dies hat Folgen: Die Swisscom lässt umgekehrt die Preise für Anrufe von ihrem Festnetz auf Handys von Sunrise und Orange unverändert. «Sobald sich diese Anbieter entschliessen, ihre Terminierungsgebühren ebenfalls zu reduzieren, gibt Swisscom Fixnet auch die Reduktion in geeigneter Form ihren Kunden weiter», schreibt der «Blaue Riese». Alder selber hatte sich am Vortag diesbezüglich pessimistisch gezeigt: Orange und Sunrise «werden das wohl gerne einstecken, was wir ihnen geben. Wir gehen nicht davon aus, dass sich unsere Konkurrenten fair benehmen.»
Vom Verteidiger zum Angreifer
Während die Swisscom die Gebührensenkung an die Kunden weitergebe, blieben Anrufe auf Handys von Orange und Sunrise auf dem alten Preisniveau, urteilte ZKB-Analyst Serge Rotzer. Damit habe die Swisscom den Druck auf die Mitbewerber erhöht und sich vom Verteidiger zum Angreifer gewandelt. Dies sei geschickt im regulatorischen und wettberwerbsrechtlichen Umfeld.
Unter Druck der Wettbewerbskommission
Denn die Terminierungsgebühren stehen unter Druck der Wettbewerbskommission. Diese hatte im Oktober 2002 eine Untersuchung gegen die Swisscom, Sunrise und Orange wegen der hohen Tarife für die Durchstellung von Anrufen eingeleitet. Die Untersuchung steht kurz vor dem Abschluss. Gegen eine allfällige Busse der Wettbewerbshüter will sich Alder «mit allen rechtlichen Mitteln» wehren.(awp/mc/ab)